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Panorama

09.08.2019

Schwertberg: Hinter dem Ortstaferl

Schwingende Schwerter in Schwertberg? In der Marktgemeinde findet man ein Schloss, eine Kunstgalerie in einer Burg und ganz viel Zusammenhalt. Ob sich der Ortsname wirklich von der symbolträchtigen Stichwaffe ableitet, ist unsicher.

Kühne Ritter und scharfe Klingen – Assoziationen, die womöglich aufkommen, wenn man den Namen „Schwertberg“ hört. Doch das Schwingen von Hieb- und Stichwaffen steht in der 5.200 Einwohner/innen starken Marktgemeinde im niederösterreichischen Bezirk Perg wohl nicht an der Tagesordnung. Dort trifft man sich eher bei Ausstellungen in der gemeinschaftlich renovierten Burgruine oder auf der vielseitigen Freizeitwiese an der Aist nahe der Donau. Aber was hat es auf sich mit dem hieb- und stichfesten Namen?

Das Henkersschwert geschwungen

Schwertberg taucht im Jahr 1287 zum ersten Mal in einer Urkunde auf – damals noch als „Swertberg“, also in der althochdeutschen Form des Wortes. In der Urkunde wird Swertberg bereits als Markt des Herzog Albrecht I. ausgewiesen. Daher lässt sich auf ein wesentlich früheres Gründungsdatum schließen. Woher genau der Name „Swertberg“ kommt, darüber rätseln Historiker/innen noch. Man vermutet, dass sich der Ortsname entweder von einem früheren Siedlungsführer ableitet, oder dass in den Anfängen der Siedlung eine Hinrichtungsstätte auf diesem Gebiet existiert hat.

Das Schloss Schwertberg wird von drei Seiten von der Aist umflossen. Im Inneren findet man einen Garten im Renaissancestil und eine Schlosskapelle.

Burg sucht Schloss und findet

Das Schloss Schwertberg dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts auf einem Felskopf am rechten Ufer der Aist errichtet worden sein. Aus dem Jahr 1327 gibt es die ersten schriftlichen Zeugnisse des Schlosses. Der Ort hieß da bereits „Markt Schwerdberg“, und etwa 200 Jahre später änderte der Freiherr Tschernembl den Namen dann auf das heutige „Schwertberg“. Unter ihm wird das Schloss Schwertberg mit der Burg Windegg vereint. Außerdem vergrößerte das Tschernembl-Adelsgeschlecht das alte Schloss und baute es zu einem Herrensitz im Stil der Renaissance um.

Die Rettung der Burgruine Windegg war eine Schwertberger Gemeinschaftsleistung. Heute beherbergt die Burg eine Kunstgalerie.

Fluchtburg wird Speicherruine

Ein besonderes Schmuckstück Schwertbergs ist die Burgruine Windegg. Sie wurde im 12. Jahrhundert von regensburgischen Domherren errichtet und liegt etwa drei Kilometer nördlich der Marktgemeinde. Die Burg wechselte oftmals den Besitzer. Während der Türkenkriege diente die Burg Windegg als Fluchtburg für die umliegende Bevölkerung. Ab 1675 wurde das romanische Gebäude jedoch nur mehr als Speicher verwendet. Damit begann der langsame Verfall von Burg zu Ruine. Etwa 300 Jahre später, in den 1980er-Jahren, starteten Einwohner/innen Schwertbergs die Rettungs- und Renovierungsaktion „Aktionskreis Windegg“. Heute umfasst der Verein rund 400 Mitglieder, die ehrenamtlich die Rettung und Erhaltung der Burgruine ermöglichen.

Heimische Kunst in der Turmgalerie

Seit 1911 gehören das Schloss Schwertberg sowie die Ruine Windegg zum Familienbesitz der Grafen Hoyos. Die Familie bewohnt das Schloss, die Burgruine steht Besucher/innen aber offen. Dort wurde 1999 die „Galerie im Turm“ vom Aktionskreis Windegg ins Leben gerufen. Künstler/innen aus der Region stellen darin alljährlich ihre Werke zur Schau. Von Acryl und Öl auf Leinwand bis hin zu Skulpturen aus Materialien aller Art findet man dort so vieles, was das kreative Herz begehrt. Im Mai 2019 feierten die Schwertberger/innen in der Burgruine Windegg bereits das zwanzigste Jubiläum der Turmgalerie. Geschwungen hat man dort nur Reden – die Schwerter blieben eingepackt.

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