Im kleinen Ort Jedenspeigen fand eine der größten Ritterschlachten Europas statt. Wie das Lanzen-Knallen heute noch gefeiert wird und was es mit „Jedunc“ auf sich hat erfahren Sie im Text.
Im geschichtsträchtigen Jedenspeigen im Bezirk Gänserndorf wird mittelalterliche Tradition großgeschrieben. Jeden zweiten Sommer findet man in dem niederösterreichischen Ort an der March Tjost, Met und Hexerey. Aber was hat es mit dem außergewöhnlichen Namen auf sich, und warum wird im 1.100 einwohnerstarken Jedenspeigen auf Mittelhochdeutsch gefeiert?
Es war einmal, anno dazumal, ein Recke namens Jedunc
Ihre erste urkundliche Erwähnung findet das idyllische Jedenspeigen im Jahre 1113. Darin taucht der Ort noch als „Hiedungispuigen“ auf – was für ein Zungenbrecher! Er weißt auf eine markante Schlinge des Flusses March hin, denn „puigun“ ist das althochdeutsche Wort für Beuge, „Hiedungis“ ist der sehr seltene Name Jedunc.
Vermutet wird, dass die Namensherkunft also ganz einfach bedeutet: „Jedunc lebt an der Beuge der March.“ Damit ist Jedenspeigen, neben Disinfurt, nur einer von zwei Orten nördlich des Marchfeldes, dessen Name auf dem Fluß fußt. Wer genau Jedunc war, ist nicht bekannt. Vermutlich geht auf ihn die Ortsgründung zurück.
Zu hohem Rosse für’s Habsburger Haus
Historisch bekannt ist der Ort im Marchfeld vor allem wegen der „Schlacht bei Dürnkrut und Jedenspeigen“. Im Jahr 1278 fand auf dem Gebiet nämlich eine der bedeutendsten Ritterschlachten der europäischen Geschichte statt. Rudolf von Habsburg stand dort Ottokar von Böhmen gegenüber. Dass der Böhmenkönig nicht nur die Schlacht, sondern auch sein Leben verlor, hatte für ganz Europa große Bedeutung. Denn damit begann der Aufstieg des Hauses Habsburg, das die europäische Politik über sechs Jahrhunderte entscheidend beeinflusste.
Seyd gegrüßet, o werter Herr und holde Maid!
„Ein Humpen Met gefälligst? Schmauset und saufet bis euch Wänste und Mieder bersten“, heißt es in Jedenspeigen im Zweijahrestakt. Beim großen Mittelalterfest anlässlich der historischen Schlacht tummelten sich Anfang August 2019 kühne Ritter, edle Hofdamen, liebeskranke Minnesänger und Barden und Gaukler in der Marktgemeinde. Hoch zu Ross traten wackere Recken im Lanzenturnier, dem sogenannten Tjost, gegeneinander an, man gaukelte, zauberte und maß sich im Axtwerfen und dem Stelzengang. Zum Abschluss gibt’s für gewöhnlich sogar eine Feuershow. Ei, bestaunet nur diese Pracht – zum nächsten Mal im Sommer 2021!
– E. AYAZ