Der Vorarlberger Landesrat Christian Gantner lobte bei einer Pressekonferenz Anfang Juli 2019 die e5- und Klimaschutzvorreitergemeinde Zwischenwasser in höchsten Tönen. Die Kommune, bestehend aus den Orten Muntlix, Batschuns und Dafins, rangiert derzeit im österreichweiten Vergleich auf Platz fünf in puncto Photovoltaik-Leistung in Relation zur Einwohnerzahl. Aber die 3.200 Bewohner/innen starke Gemeinde engagiert sich auch anderwertig tatkräftig für den Klimaschutz. Im e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden erntete Zwischenwasser mit etwa 85 Prozent Umsetzungsgrad gar eine Auszeichnung. Der e5-Teamleiter von Zwischenwasser, Andreas Böhler-Huber, war mit Kommunalnet im Gespräch.
Klimanotstand erster Schritt zur Sensibilisierung
Seit Sommerbeginn 2019 rufen immer mehr österreichische Gemeinden den Klimanotstand aus. In der zweiten Juli-Woche gesellte sich auch Vorarlberg als erstes Bundesland hinzu. Rechtlich wirksam ist diese Vereinbarung jedoch nicht. Der Klimanotstand stellt lediglich eine Art Selbstverpflichtung dar. „Dass das Ausrufen des Klimanotstands erforderlich ist, ist eine bedenkliche Entwicklung, aber es ist der richtige Schritt in Richtung Sensibilisierung der Bevölkerung“, sagt der Gemeinderat und e5-Teamleiter Zwischenwassers, Andreas Böhler-Huber, zu dieser Bewegung. „Maßnahmen folgen auf das Ausrufen sicher, das ist ja nur der erste Schritt“, erläutert er.
Die rechtliche Verankerung von Kimaschutz-Maßnahmen wünscht sich Böhler-Huber aber trotzdem, in etwa bei den Baugrundlagen. Das kann er sich in Form von Begrünungs-Vorschreibungen gut vorstellen, zum Beispiel soll die Baum-Bepflanzung von gewissen Außenräumen und die Dachbegrünung beim Flachdachbau ein Muss sein. „Es wird bei der Gemeinde anfangen müssen“, plädiert Böhler-Huber.
Gemeindekooperationen für’s Klima
Klimaschutz-Maßnahmen empfiehlt der erfahrene e5-Teamleiter gemeindeübergreifend anzugehen. Zwischenwasser kooperiert mit zwölf anderen Orten im Bezirk Feldkirch – den „Vorderland“-Gemeinden. Unter anderem wurde gemeinsam die Förderung für Elektromobilität unter Jugendlichen ins Leben gerufen. In Zuge dessen bekommen Jugendliche bei Anschaffung eines Elektro-Mopeds 200 Euro Barzuschuss. Außerdem werden Workshops in Schulen mitorganisiert, die eine Sensibilisierung gegenüber Zweitaktmotoren und ihrem unverhältnismäßig großen Spritverbrauch zum Ziel haben. „Es ist wichtig, junge Menschen relativ früh abzuholen“, begründet Böhler-Huber die Initiative.
Gemeinsam statt allein
2015 startete Zwischenwasser das Projekt „100 Tage, 100 Photovoltaik-Anlagen“ – ein fulminanter Erfolg. „Die Bewohner haben uns die Türen eingerannt. Eine Postwurfsendung und eine Eröffnungsveranstaltung – viel mehr Überzeugungsarbeit hat es nicht gebraucht“, so Böhler-Huber zu der Aktion. Gemeinden, die dieses Projekt nachmachen wollen, empfiehlt er auf Kooperationen mit Produzenten zu setzen.
Die Gemeinde Zwischenwasser und ihr e5-Team kooperierte mit dem PV-Hersteller „Hansesun“ und der örtlichen Bank. Gemeinsam wurde ein Konzept ausgearbeitet, das den Bewohner/innen nicht nur einen Rabatt bei den PV-Anlagen ermöglichte, sondern auch die Finanzierung des Unterfangens mit Null Prozent Zinsen bereit stellte. Das Angebot des zinsfreien Kredits nahmen etwa die Hälfte aller Teilnehmenden in Anspruch. „Es hat seither ein großes Umdenken stattgefunden. Einen Neubau ohne PV-Anlage gibt es in Zwischenwasser fast nicht mehr“, freut sich Böhler-Huber über den nachhaltigen Erfolg des Projekts.
„Die heilige Kuh Auto darf nicht angegriffen werden“
Eine weitere erfolgreiche Initiative des e5-Teams ist das „Sunnabüs’le“. Der Elektrobus der Gemeinde befördert Kinder in den Kindergarten und die Volksschule. Zur Unterstützung hat sich eine Gruppe von Eltern gefunden – jeden Tag fährt ein anderes Elternteil den Bus. Damit spart man etwa fünf bis sechs PKWs ein. Abgesehen von dem Sunnabüs’le gab es laut Böhler-Huber im Bereich Mobilität jedoch kein großes Umdenken in Zwischenwasser. „Die Überzeugungsarbeit ist hier sehr schwierig. Die heilige Kuh Auto darf nicht angegriffen werden“, bedauert er. So hat die Gemeinde unter anderem bereits drei Versuche gestartet ein Carsharing-Projekt mit Elektro-Autos zu etablieren, diese seien jedoch alle gescheitert.
„Ohne Klimaschutz wird es uns nicht mehr lange geben!“
Von politischer Seite wünscht sich der e5-Teamleiter eine gerechtere Verteilung des Förderungsbudgets für Gemeinden und Bürger/innen. Außerdem beteuert Böhler-Huber die Dringlichkeit der Konsequenzen des Klimawandels. Er will, „dass sich regionale und überregionale Politiker mit mehr Engagement dem Thema annehmen, auch wenn es unpopulär ist und Wählerstimmen kosten kann. Ohne Klimaschutz wird es uns nicht mehr lange geben!“