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19.08.2019

Gemeinde-Auszeichnung für Biodiversität

Bei dem Projekt "Nationalpark Garten" werden Bemühungen für mehr Biodiversität ausgezeichnet. Tattendorf ist die erste Nationalpark Garten-Gemeinde Österreichs. Der Initiator erklärt, wie man in ihre Fußstapfen treten kann.

Eine Studie schockte Anfang 2019 mit der Nachricht, dass weltweit die Hälfte aller Insektenarten rasend schnell an Population verlieren, ein Drittel ist vom Aussterben bedroht. Hauptursachen für den Schwund sind intensive Landwirtschaft, Verbauung von Grünflächen und der massenhafte Einsatz von Dünger und Pestiziden. Die Umweltorganisation Global2000 will dem entgegenwirken, indem sie im Rahmen der Initiative „Nationalpark Garten“ sowohl Privatpersonen als auch Gemeinden Unterstützung im Bemühen um mehr Biodiversität anbietet und Vorzeigebeispiele dafür auszeichnet.

Rückzugsort für die Natur

Tattendorf im niederösterreichischen Bezirk Baden ist die erste ausgezeichnete „Nationalpark Garten“-Gemeinde. Bei einer Festveranstaltung in der zweiten Juli-Woche 2019 wurde feierlich die Plakette überreicht. Kurz davor wurde Innsbruck als erste „Nationalpark Garten“-Stadt ausgezeichnet. Vorgaben der Initiative sind der Verzicht auf Pestizide, Kunstdünger und torfhaltige Blumenerde sowie das Ergreifen von Maßnahmen zum Erhalt und zur Schaffung von Nahrungsangeboten und Lebensraum für Tiere.

„Mei Erd“ für eure Böden

Die Gemeinde Tattendorf hat sich besonders ausgezeichnet durch jahrzehntelanges Bemühen für mehr Biodiversität. Reduziertes Abmähen der Gemeindeflächen, ein rund um die Uhr geöffneter regionaler Bio-Supermarkt und der Verzicht auf den Unkrautvernichter Glyphosat gehören zu den herausragenden Maßnahmen. Seit 1998 gibt es in Tattendorf außerdem das vorbildliche Projekt „Geburtstags-Au“, in Zuge dessen für jedes Neugeborene im Ort ein Baum gepflanzt wird. Außerdem war die Gemeinde beteiligt an der Entwicklung des torffreien Kompost- und Gartenerde-Herstellers „Mei Erd“. Torf entsteht in Mooren, die weltweit zu den gefährdetsten Ökosystemen zählen. „Der Abbau von Mooren setzt unglaublich viel CO2 frei und ist damit sehr klimaschädlich“, erklärt Patrick Wagenhofer, der Klima- und Energiemanager der Region.

Dominik Linhard ist der Initiator der Aktion „Nationalpark Garten“. Bei ihm beginnt der Bewerbungsprozess von Gemeinden.

Biodiversitätsexperte greift unter die Arme

Kein Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide, synthetischer Mineraldünger und torfhaltiger Substrate sowie der Erhalt von Biodiversitätsflächen: das sind die wesentlichen Kriterien die Gemeinden zu einer Nationalpark Garten-Gemeinde machen. Interessierte melden sich über ein Online-Formular auf der Global2000 Homepage an den Initiator Dominik Linhard. Der Biodiversitätsexperte besucht die Gemeinde und führt mit den Vetretern ein Erstgepräch durch, bei dem evaluiert wird ob sich die Gemeinde bereits für die Auszeichnung qualifiziert. Falls nicht, wird eine kostenlose Basisberatung zur Erreichung von nachhaltigen Zielen angeboten. „Ist-Analyse ist der erste Schritt: wo steht die Gemeinde, wo will sie hin“, erklärt Experte Linhard den Prozess.

Bewusstseinsbildung bei Bürgern

Als Starthilfe werden Aus- und Weiterbildungen für Gemeindemitarbeiter, Beratungen und begleitende Öffentlichkeitsarbeit angeboten. Um mehr Bewusstsein unter den Bewohnern zu schaffen unterstützt Global2000 auch bei der Organisation von Informationsveranstaltungen und bietet Workshops für Gemeindemitarbeiter, Privatpersonen und auch in Schulen an. „Jede Gemeinde hat andere Wünsche, andere Voraussetzungen“, erläutert Linhard. Die konkrete Unterstützungsarbeit wird auf individuelle Bedürfnisse angepasst.

„Mit dem Nationalpark Garten können wir alle ein Stück dazu beitragen, die Umwelt zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten. So kämpfen wir gemeinsam für das Schöne“, freut sich der Experte.

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