Im unteren Mühlviertel in Oberösterreich, 35 Kilometer östlich von Linz, liegt die Stadtgemeinde Perg. Dieses Jahr feiert Perg 50 Jahre Stadterhebung. Die Bezirkshauptstadt mit knapp 8.400 Einwohnern ist nur wenige Kilometer von der Donau entfernt und wird von der Naarn, einem Nebenfluss der Donau, durchflossen. Mit der ähnlich klingenden Zauberwelt Narnia oder irgendwelchen Fabelwesen hat die Stadt im Machland nichts zu tun. Oder etwa doch?
Hinter den sieben Bergen, bei den Herren von Perge…
Die Gegend um Perg war schon sehr früh besiedelt. Die Römer verdrängten um 14 vor Christus die dort angesiedelten Kelten und erklärten das heutige Perger Gemeindegebiet am linken Donauufer zur „Pufferzone zu den Barbaren“.
In den darauffolgenden Jahrhunderten siedelten sich dort Baiern und Slawen an und gaben den einzelnen Siedlungen Bezeichnungen, die noch bis heute verwendet werden. So ist etwa der Name der Ortschaft Zeitling von bairischer Abstammung, während die Ortschaft Tobra einen slawischen Namen hat.
Der Name Perg geht jedoch auf ein anderes „Volk“ zurück: Im elften Jahrhundert war erstmals die Rede von den „Herren von Perge“. Dieses mächtige Geschlecht errichtete im Machland Burgen und Kirchen und gründete Dörfer. So auch der Ahnherr der Perger mit Namen Pero, der seine Eigenkirche „Perokirchen“ taufte. Diese ist heute als der Pfarrhof von Pergkirchen bekannt.
Ein jähzorniger Perger und das Marktrecht
Trotz ihrer mächtigen Herrschaft endete das Geschlecht der Herren von Perge bereits abrupt im zwölften Jahrhundert mit dem letzten Herren, dem sagenumwobenen Friedrich dem Zweiten. Dieser soll in Ungnade verfallen sein, nachdem er bei einer Übergabeverhandlung in seinem Jähzorn den herzoglichen Richter erschlagen hatte. Daraufhin schloss sich Friedrich einem Kreuzzug an und verstarb 1191 in Palästina.
Im Jahre 1269 wurde Perg von König Ottokar das Marktrecht verliehen. Den wirtschaftlichen Aufschwung im Mittelalter verdankt die heutige Stadtgemeinde dem Abbau von Mühlsteinen, der bis ins 19. Jahrhundert betrieben wurde. Ein eigenes Spital, ein Wochenmarkt und eine frühe Straßeninfrastruktur sind Hinweise auf den damaligen Wohlstand.
50 Jahre Stadt Perg
Eine neuerliche Blütezeit erlebte Perg im 19. Jahrhundert: Eine Schule, die Bezirkshauptmannschaft und das Bezirksgericht wurden gegründet, eine Gendarmerie und eine Sparkasse einquartiert und die Badeanstalt sowie eine Eisenbahnverbindung errichtet.
Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurden die bis dahin eigenständigen Gemeinden Pergkirchen und Weinzierl an Perg angeschlossen. Dem Zweiten Weltkrieg folgten einige Jahre der wirtschaftlichen Not, bald ging es aber wieder bergauf: 700 Jahre nach Verleihung des Marktrechts wurde Perg am 21. April 1969 zur Stadt erhoben.
Kulturzentrum Perg
Heute ist die Bezirkshauptstadt ein überregionales Schul- und Ausbildungszentrum. Sämtliche Ämter und Behörden haben hier ihren Sitz und durch die Anbindung an den Donauradweg ist Perg ein beliebtes Ausflugsziel geworden.
Die Stadt Perg verfügt über ein buntes Kulturangebot: Im Rahmen von „PERGjammed“ findet alljährlich im Stadtzentrum ein Freiluftkonzert statt. Bücherwürmer profitieren ganzjährig mit „PERGliest“ von unterschiedlichen Veranstaltungen im Literaturbereich.
„Fabelhaftes“ Wappen
Auch wenn das Rätsel rund um die Naarn und die Herren von Perge gelöst ist, bleibt dennoch eines offen: Denn im Wappen von Perg zeichnet sich eine magische Vergangenheit ab. Dieses zeigt ein silbernes Einhorn, das vor einem roten Hintergrund auf einem schwarzen Dreiberg steht.
Erstmals erschienen ist die Abbildung von einem aufgerichteten Tier 1555 auf einem Stadtsiegel, eindeutig als Einhorn erkennbar war das Wappentier erst 1593. Dem Fabelwesen und seiner Verbindung zu Perg soll eine Sage zugrundeliegen, die in Vergessenheit geraten ist.
Jubiläumsjahr
2019 feiert die Stadt Perg ihr 50-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass finden über das Jahr verteilt unterschiedliche Veranstaltungen statt. Auch eine Sonderausstellung widmet sich ganz der Geschichte der „jungen“ Stadtgemeinde.
Ob sich im nördlichen Machland in Oberösterreich vor vielen Jahren tatsächlich magische Dinge ereignet haben, ist fraglich. Welche Ursprünge das historische Perger Wappen hat, ist jedoch bis heute nicht geklärt…