Besondere Aufmerksamkeit erregte im Rahmen der österreichischen Ratspräsidentschaft eine EU-Konferenz zu Antiziganismus. Der Begriff Antiziganismus beschreibt die von Stereotypen, Abneigung und/oder Feindschaft geprägten Einstellungskomplexe gegenüber Roma, Sinti, Fahrenden, Jenischen und anderen Personen und Gruppen, die von der Mehrheitsgesellschaft als „Zigeuner“ stigmatisiert werden sowie die durch diese Einstellungen bedingten oder mitbedingten Formen gesellschaftlicher und staatlicher Ausgrenzung, Diskriminierung und Verfolgung bis hin zu Vertreibung, Pogromen, Internierung, Zwangssterilisierung und staatlich organisiertem Völkermord. Dabei muss man sich vor Augen führen, dass Roma und alle verwandten Gruppen zur größten europäischen Minderheit in Europa gehören. „Roma“ wird in diesem Artikel, so wie im Bericht auch, im Folgenden als Überbegriff für alle Gruppierungen verwendet.
Bei der Konferenz, die federführend von österreichischen Roma-Vertretern gestaltet wurde, stand der Austausch mit Vertretern aus anderen europäischen Staaten im Mittelpunkt. Organisator war die Nationale Kontaktstelle für die Integration von Roma, die im Bundeskanzleramt angesiedelt ist. Für die lokale Ebene hat dieser Bericht besondere Relevanz, da sie Gegenstrategien zu oft nicht bewusster Ausgrenzung aufzeigt.
Denkwechsel vollziehen
Grundlegend geht es darum, nicht nur immer die Bringschuld bei der Minderheit zu sehen, sondern sich auch dessen bewusst zu werden, dass viele strukturelle Ausgrenzungen und Vorurteile von Seiten der Mehrheit ein gutes Zusammenleben erschweren. So wurde bei der Konferenz deutlich, dass Medien vorrangig berichten, wenn die gängigen Vorurteile erfüllt werden. Ein Bewusstwerden über die eigenen Vorurteile und die Beschäftigung damit kann helfen, hier eine objektivere Berichterstattung möglich zu machen.
Ähnlich wird dies auch auf kommunaler Ebene vorgeschlagen. So sollen gemeinsame Aktivitäten oder unterstützende Projekte helfen, sich ein Bild jenseits der gängigen Zuschreibungen über Roma zu machen und damit Ausgrenzung nachhaltig zu bekämpfen. Auch gezielte Trainings über die Geschichte der Roma und ihre Kultur können helfen, Vorurteile abzubauen. Dies wird in erster Linie für Lehrer, Direktoren, Richter, Bedienstete, Politiker, Gefängnisse und Polizisten vorgeschlagen.
Kunst und Kultur können Menschen auf ganz anderen Ebenen erreichen. Daher schlagen die teilnehmenden Expertinnen und Experten vor, über Festivals, Ausstellungen, Theaterstücke oder Konzerte die Kultur der Roma näher zu bringen. Zu einer ganz wichtigen Maßnahme zählt auch die Einbindung in das politische Leben. Durch die Einbindung von Roma in die Politik, würde der politische Diskurs gefördert, argumentierten die teilnehmenden Expert/innen.
Unterzeichnung der Deklaration gegen Antiziganismus
2017 wurde aber auch eine Deklaration für lokale und regionale Repräsentanten von Europaratsmitgliedern gegen Antiziganismus ins Leben gerufen, der sich schon zahlreiche Politiker durch ihre Unterschrift angeschlossen haben. Den Link zur Deklaration finden Sie links in der Box. Auf der Seite des Europarats können Sie sich auch zur Unterstützung der Deklaration bekennen.
Thema wieder stärker ins Bewusstsein rücken
Auch wenn der Bericht in englischer Sprache verfasst ist, so kann er Gemeindemandataren und -bediensteten vielleicht doch wieder ins Bewusstsein rücken, dass man seine eigenen Ansichten gegenüber anderen Menschen immer wieder hinterfragen sollte. Speziell bei Minderheiten. Der Bericht über die EU-Konferenz gibt konkrete Anleitungen, wie ein besseres Zusammenleben mit Angehörigen der Roma gelingen kann.
Sie finden den Bericht rechts zum Download. Konkrete Ansprechpartner für Anliegen zu Roma finden Sie sowohl bei den Roma-Organisationen aber auch bei der Nationalen Kontaktstelle.