ZVG

22.08.2019

Ein Leben im Dienste der Allgemeinheit

Der Bürgermeister von Seefeld-Kadolz (Bezirk Hollabrunn in Niederösterreich), Georg Jungmayer, legt mit 10. April 2019 sein Amt zurück. Der gebürtige Seefelder war 18 Jahre lang Bürgermeister und ist schon seit über 40 Jahren für seine Heimatgemeinde tätig.

Vom Buchhalter zum Ortschef

Anfänglich Buchhalter bei einem Steuerberater in Hollabrunn, sattelte Jungmayer schon früh in den öffentlichen Dienst um. Als 18-Jähriger fing er damals in der Marktgemeinde Seefeld-Kadolz als Gemeindesekretär an und wurde nach wenigen Jahren zum Amtsleiter befördert. „Somit war ich nicht nur ‚dienstlich‘, sondern auch politisch voll eingesetzt und verbrachte den größten Teil meines Lebens im Dienste der Öffentlichkeit!“, resümiert Jungmayer heute.

Zunächst noch Vizebürgermeister, wurde Jungmayer 2001 einstimmig zum Nachfolger des tragisch verunglückten Bürgermeisters Franz Höller gewählt. Als Bürgermeister war ihm besonders wichtig, bei allen Veranstaltungen präsent zu sein. „Ich war ‚immer‘ – und da meine ich sieben Tage in der Woche – jeden Tag und viele Nächte für die Bevölkerung da“, sagt der 66-Jährige.

Eine Mühle wird zum Hotel

An Erfolgen mangelte es während seiner Amtszeit nicht. In den letzten 18 Jahren wurden zahlreiche gemeinnützige Wohnungen und Wohngenossenschaften errichtet, das Freizeitzentrum mit beheiztem Schwimmbad ausgebaut und viele Bereiche der Infrastruktur modernisiert. Als bestes Projekt nennt Jungmayer aber den Umbau einer alten Mühle zu einem Drei-Sterne-Hotel.

Die „Industrieruine“, wie er sie nennt, war Eigentum der Bank Austria und nach einem Brand und jahrelanger Misswirtschaft stark heruntergekommen. Durch geschicktes Verhandeln gelang es Jungmayer, den fast 10.000-Quadratmeter-Grund mit mehrstöckigem Gebäude und Wohnhaus um 35.000 Schilling für die Gemeinde zu erwerben.

13.000 Nächtigungen pro Jahr

Seine Hartnäckigkeit hat sich ausgezahlt: Nach jahrelangen Bestrebungen konnte der Bürgermeister seine im Gemeinderat belächelte Idee durchsetzen. 2011 wurde mit Unterstützung der niederösterreichischen Wirtschaftsagentur Ecoplus, der JUFA-Gesellschaft und Landeshauptmann Pröll das JUFA-Hotel in der Eselsmühle eröffnet.

Durch das Projekt konnten Arbeitsplätze geschaffen und eine Nächtigungsmöglichkeit in Seefeld-Kadolz angeboten werden. „Früher“, so Jungmayer, „hatten wir nur einige wenige Nächtigungen im Jahr, heute sind es 13.000!“ Der Tourismus wurde angekurbelt und heute ist ein Zubau in Planung, weil die Anfragen mittlerweile die Kapazität übersteigen.

Ein frischer Wind muss her

Der Bürgermeister blickt auf viele schöne Erinnerungen aus seiner Amtszeit zurück. Dabei sticht besonders die Jugendarbeit hervor, die der zweifache Vater seit 40 Jahren betreibt. Gemeinsam mit einigen Partnergemeinden in Tschechien, Rumänien und Ungarn veranstaltet Seefeld-Kadolz regelmäßig internationale Jugendlager. Auch hier war der Jungmayer immer dabei: „Das fördert den Kontakt zu den Nachbarländern und bereitet den Jugendlichen viel Freude.“ Schmunzelnd fügt er hinzu: „Und es hält mich jung“.

Während seiner Zeit als Bürgermeister hat der Sozialdemokrat auch politische Erfolge erzielt. Im Laufe der Jahre konnte die SPÖ Mandate ausbauen und erhielt zuletzt bei den Wahlen 2015 die absolute Mehrheit. Dennoch gab es in Seefeld-Kadolz stets eine feste, parteiübergreifende Zusammenarbeit im Gemeinderat. „In der Gemeindepolitik spielt die Partei nicht so eine große Rolle“, findet der 66-Jährige. „Hier gibt es eine Person, die gewählt wird, und die für alle da sein muss.“ Nun gehöre aber ein frischer Wind in die Gemeinde, meint der scheidende Ortschef. Designierter Nachfolger ist der derzeitige Vizebürgermeister Peter Frühberger.

„Pensionsschock“ bleibt aus

Langweilig wird Jungmayer nach seinem Rücktritt sicher nicht. Als Obmann zahlreicher Vereine bleibt der Noch-Bürgermeister auch weiterhin in der Öffentlichkeit präsent. Über 20 Ehrungen und Auszeichnungen sind der Dank für das jahrelange Engagement außerhalb der Gemeindearbeit. „Ein aktives Vereinsleben ist das Zeichen für eine funktionierende Gemeinde“, sagt Jungmayer. Besonders gerne wird er sich in Zukunft seinem kleinen Hobby-Weinkeller und dem Miniaturgolfverein widmen. Auch hier bleibt er weiterhin als Obmann und Ehrenmitglied aktiv.

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