Österreich ist ein überdurchschnittlich wasserreiches Land und nutzt derzeit etwa drei Prozent der vorhandenen Ressource – im Vergleich dazu werden in Belgien bereits 30 Prozent des Wasservorkommens genutzt – , trotzdem stellen klimatische Veränderungen auch die Wasserversorger hierzulande vor neue Herausforderungen. So gab es in den Rekordsommern 2003 und 2015 größere Einschränkungen in der Wasserversorgung. Aus Erfahrungen lernt man: Seitdem ist man auf Extrembedingungen mit längeren Trockenperioden besser vorbereitet. Dennoch gab ein Teil der österreichischen Wasserversorger in einer Umfrage an, ihre Ressourcenkapazität auch im Sommer 2018 zu 100 Prozent oder mehr ausgeschöpft zu haben.
Können wir auch in Zukunft unbegrenztes Trinkwasser garantieren?
In Österreich läuft die Wasserversorgung über sehr unterschiedliche Anbieter: Insgesamt gibt es rund 5.500 Versorger, ein Großteil davon besteht aus kleinen bis mittelgroßen Genossenschaften, ein kleiner Anteil sind Verbände und etwa ein Drittel setzt sich aus kommunalen Versorgern zusammen. Die ÖVGW hat es sich zum Ziel gesetzt, die Interessen der unterschiedlichen Wasserversorger zu vertreten und ihnen Vernetzungsmöglichkeiten anzubieten. Um auf zukünftige Entwicklungen im Bereich Klimawandel und Wasserverbrauch vorbereitet zu sein, wurde die Universität für Bodenkultur Wien (BOKU) mit einer Studie beauftragt, die die Auswirkungen des Klimawandels auf die Wasserversorgung mit Hinblick auf den steigenden Wasserverbrauch in Rekordsommern untersucht.
Die Auswirkungen des Klimawandels – es wird heißer
Seit etwa 170 Jahren beeinflusst der Mensch das Klima. Vorrangig geschieht dies durch die Emission von Gasen, die zum Treibhauseffekt beitragen. Darunter fällt CO2, das mehrere Jahrhunderte bis Jahrtausende in der Atmosphäre verweilt. Feinstaub hat wiederum eine abschattende Wirkung. Die Auswirkungen spürt man bereits durch extreme Wetterbedingungen, wie zum Beispiel Hitzewellen. So könnten Rekordsommer, wie man sie 2015 oder 2018 erlebt hat, in Zukunft die Regel werden. Auffallend ist auch, dass die letzten zwei Jahrzehnte überdurchschnittlich warmes Wetter gebracht haben. Niederschläge hingegen könnten seltener, dafür umso intensiver werden.
Infolgedessen muss auch mit Veränderungen des Grundwasservorkommens gerechnet werden. Die Wasserneubildung hält sich besonders im Osten Österreichs in Grenzen, und auch in Gebirgsregionen nimmt die Wasserverfügbarkeit durch Quellen während längerer Trockenphasen ab. Durch Niederschläge kann Wasser nur oberflächlich abrinnen und eine Quellenaufstockung ist nicht möglich. Dieser Situation sahen sich Wasserversorger in den Sommern 2003, 2015, 2017 und 2018 gegenübergestellt.
Bewässerungsanlagen sind unberechenbar
Dem grundsätzlich gleich bleibenden Pro-Kopf-Verbrauch stehen steigende Spitzenverbräuche gegenüber. Diese sind vor allem auf Privathaushalte mit Pools und modernen Bewässerungsanlagen im Garten zurückzuführen. Letztere, sagt Dr. Roman Neunteufel von der BOKU, seien besonders unberechenbar, da moderne Zeitschaltuhren mittlerweile eine Gartenbewässerung während der Nacht ermöglichen. Früher konnte sich der Wasserspeicher über Nacht ungestört wieder auffüllen, heute steht man vor neuen Herausforderungen. Gerade in Rekordsommern müssten neue Wasserressourcen aufgeschlossen werden, um unbeschränktes Trinkwasser auch weiterhin zu garantieren und Einschränkungen in der Versorgung zu vermeiden.
Wasser muss öffentliches Gut bleiben
„Trinkwasser hat oberste Priorität“, sagt ÖVGW-Präsident Franz Dinhobl. Er wolle sich dafür einsetzen, dass die Trinkwasserversorgung in der öffentlichen Hand bleibt. Nur so könne man die Verfügbarkeit von Wasser als allgemeine Lebengrundlage sichern. Aus den Studien zur Wasserversorgung zieht er mehrere Schlüsse: Die Wasserversorger müssten sich besser aufstellen und für den Fall von Extremphasen Vernetzungsmöglichkeiten schaffen. Die ÖVGW wolle dazu beitragen und sich weiterhin für die Förderung der Siedlungswasserwirtschaft einsetzen. Weiters erklärt er, dass eine Erörterung der Ressorcenfrage notwendig ist und fordert eine Auseinandersetzung mit der Aufteilung der Ressource Wasser. Man wolle mehr Bewusstsein für das Thema schaffen und zeitig auf neue Herausforderungen durch EU-Richtlinien reagieren.