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Panorama

23.08.2019

Knallpinkes Pinkafeld?

Vor allem rosarot, nein, pink wie ein Zuckerl ist das Schlaraffenland. Bei "pink" denkt man sofort an Zuckerguss oder Marzipan-Schweinderln zu Silvester. Aber findet man sich im burgenländischen Pinkafeld wirklich im süßesten aller Träume wieder?

Pinkafeld liegt im südburgenländischen Bezirk Oberwart, direkt an der steirischen Grenze. Die Stadtgemeinde ist nur wenige Kilometer vom Dreiländereck Niederösterreich-Burgenland-Steiermark entfernt. Die über 5.700-Einwohner-Stadt ist auch in der Region ein beliebtes Einkaufsziel und Standort mehrerer Schulen. Ob die Beliebtheit Pinkafelds wohl an ihrem zuckersüßen Namen liegt? Oder hat hier vielleicht die amerikanische Sängerin mit dem passenden Künstlernamen ihren Hit „Get the Party started“ geschrieben?

Weitreichende Wurzeln

Noch vor allen Popsongs, in der Jungsteinzeit, beginnt die Geschichte von Pinkafeld. Aus dieser Epoche datieren nämlich die ältesten Funde, die hier entdeckt wurden. Die Gegend rund um Pinkafeld war schon sehr früh besiedelt, die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 860. Auch wenn das heutige Pinkafeld während der folgenden 1.000 Jahre die meiste Zeit zum Königreich Ungarn gehörte, ist die Bevölkerung seit der Zeit Karls des Großen überwiegend deutschsprachig.

Anfangs Teil der Herrschaft Bernstein, hat Pinkafeld im Laufe des Mittelalters seine Unabhängigkeit erreicht. Schon Mitte des vierzehnten Jahrhunderts wurde der Ortschaft das Markt- und Mautrecht sowie andere Privilegien wie Gerichtsbarkeit und Zollfreiheit verliehen. Seit damals hatten sich die Pinkafelder zum Ziel gesetzt, diese Privilegien zu erhalten.

Turbulente Zeiten

Dies ist ihnen auch weitgehend gelungen, denn gleich mehrere Kaiser und Könige haben die Privilegien Pinkafelds bestätigt und erweitert. Daran erinnert auch der Pranger, der noch heute als Symbol der Gerichtsbarkeit vor dem Rindsmaulschen Gutshaus, dem ältesten Gebäude der Stadt, zu besichtigen ist. Über dem Pranger ist eine lateinische Inschrift angebracht, die frei übersetzt etwa so lauten könnte: „Hier wird Recht gesprochen, den Bürgern und allen Auswärtigen und man strebt nach unparteiischen Verhandlungen und Verfahren!“

Anfang des 15. Jahrhunderts fiel Pinkafeld an die Habsburger und war erstmals Teil von Österreich, bis es 1649 zu Ungarn überging. Dort sollte die Marktgemeinde bis 1921 bleiben. Während dieser Zeit wurde von den neuen Grundherren in Pinkafeld das Schloss Batthyány errichtet.

In den Türkenkriegen erlitt die Gemeinde einige Niederlagen, bis die Bürger 1663 die türkischen Truppen besiegen konnten. Den größten Rückschlag erfuhr Pinkafeld aber durch die benachbarten steirischen Bauern und Schützen, die als Vergeltung für die Einfälle batthyánischer Gruppen im steirischen Gebiet Pinkafeld während dem großen Türkenkrieg komplett geplündert und verwüstet haben.

Auch das Pinkafelder Ortswappen ist nicht pink, sondern weiß-blau und hängt über dem Eingang zum Rathaus. Die erste Form des Wappens fand sich auf einem Siegelstock, seine Bedeutung ist nicht bekannt.

Der Tuchhandel

Im Laufe des 18. Jahrhunderts erlebte Pinkafeld einen wirtschaftlichen Aufschwung. Nicht das Zuckerl- sondern das Tuchgewerbe löste das bis dahin bedeutendste Handwerk der Lederer ab. Trotz Cholera, mehrerer Brandkatastrophen und der Franzosenkriege, die den Tuchmarkt völlig verarmen ließen, konnte Pinkafeld Anfang des 19. Jahrhunderts eine kulturelle und geistige Blütezeit verzeichnen. Diese verdankte die Gemeinde der Gräfin Franziska Batthyány und dem Pfarrer Josef Michael Weinhofer, die viele Vertreter des „Wiener Romantikerkreises“ in den Sommermonaten nach Pinkafeld holten.

Zu Zeiten der Industrialisierung konnte sich der Tuchmarkt wieder erholen und es entstanden neben anderen Gewerben mehrere Textil-, Leder-, Pech-, und Zündholzfabriken. Der Erste Weltkrieg verschaffte der Textilindustrie aufgrund von Militäraufträgen eine kurze Hochkonjunktur. Nach dem Anschluss des Burgenlands an Österreich 1921 entwickelte sich Pinkafeld Ende der Zwanziger Jahre durch den Zugang zum österreichischen Eisenbahnnetz zum wichtigsten Industrieort des Südburgenlands.

Die Dreißiger Jahre beendeten diesen Aufschwung zwar abrupt mit der Wirtschaftskrise aber brachten Pinkafeld ein weiteres Privileg: 1937 wurde die Marktgemeinde aufgrund seiner historischen rechtlichen und wirtschaftlichen Bedeutung zur Stadt erhoben.

Es geht bunt zu

Als nach dem Zweiten Weltkrieg die Textilindustrie komplett eingestellt wurde, legte Pinkafeld einen eleganten Wandel von Industriezentrum zu modernem Freizeit-, Schul- und Einkaufszentrum hin. Zwei Studiengänge der Fachhochschule, das SOS-Kinderdorf, mehrere moderne Betriebe und sogar ein Sportflugplatz sind unter anderem hier angesiedelt.

So spannend wie ihre Geschichte ist auch das Wappen der Stadtgemeinde Pinkafeld. Es zeigt einen Turm, der von einer Mauer mit einem Tor umringt wird. Die Mauer setzt sich in einem menschlichen Arm fort, der einen Schlüssel trägt. Auf dem Turm sitzt ein doppelter Zwiebelhelm, aus dem wiederum zwei Kreuze, ein römisches und ein griechisches, hervorragen. Ersteres ist mit einem Hahn versehen. Die Bedeutung des Wappens ist unbekannt, seine erste Form soll von einem Siegelstock aus dem Jahr 1639 stammen. Die Farben des Wappens sind, anders als vermutet, nicht pink sondern weiß-blau.

Aber woher kommt denn nun der Name Pinkafeld? Ganz einfach: Von der Pinka, ein Nebenfluss der Raab, der die Stadt von Nord nach Süd durchfließt.

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