In Leonding in Oberösterreich ist Bürgermeister Walter Brunner mit Ende Februar 2019 zurückgetreten. Seinen Rücktritt hat der 71-Jährige wenige Wochen zuvor in einer dafür eigens einberufenen Pressekonferenz angekündigt. Brunner ist seit über 30 Jahren in der Gemeindepolitik der viertgrößten Gemeinde Oberösterreichs aktiv und wurde 2008 Bürgermeister von Leonding.
Blühende Infrastruktur
Während seiner Amtszeit hat Brunner zahlreiche Projekte initiiert, die Leonding zu einer stetig wachsenden und familienfreundlichen Gemeinde machen. Zu seinen Erfolgen zählt in etwa die Verlängerung der Straßenbahn von Linz nach Traun, die über Leonding verläuft. Das entlang der Linie gelegene Harter Plateau wurde unter Brunner neu gestaltet und erfreut sich heute einer ausgezeichneten Wohnqualität.
Außerdem wurde im Bereich Kinderbetreuung und Altenpflege investiert, wodurch die über 31.000-Einwohner-Gemeinde eine angemessene Infrastruktur erhalten hat. Ein weiteres, äußerst beliebtes Projekt ist der Eislaufplatz, der auf Initiative des Bürgermeisters hin am Leondinger Stadtplatz verwirklicht wurde.
Lebensqualität hoch drei
Brunner hat auch dazu beigetragen, dass es in Leonding trotz des starken Bevölkerungswachstums nicht an Arbeitsplätzen fehlt. „Mir war es immer wichtig, innovative, aber umweltfreundliche Unternehmen nach Leonding zu bekommen“, sagt der ehemalige Geschäftsführer der Assisto GmbH. Die Betriebe, so sagt er, müssten schließlich auch in die Stadt passen.
Was in anderen Gemeinden noch Wunschdenken ist, hat Brunner bereits 2011 umgesetzt: Das Leondinger Bürgerbeteiligungsmodell ist ein großer Erfolg und wurde sogar vom Land Oberösterreich übernommen. Es beinhaltet ein Antragsrecht sowie das Recht auf Planungsmitwirkung. Ein Bürgerbeteiligungsausschuss bestehend aus Mitgliedern der Parteien und Bürgern, die nach Zufallsprinzip ausgewählt werden, wurde eigens dafür gegründet.
Leonding 2030
Brunner, der einen Abschluss in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften aufweisen kann, hat während seiner Amtszeit weitreichende Ziele für die Gemeinde gesetzt: Der Visionsprozess einer Neuausrichtung mit Enddatum 2030 rennt bereits auf vollen Touren. Ein Bildungscampus soll hier entstehen und bereits ab Herbst 2019 bekommt Leonding einen neuen visuellen Auftritt, der durch die Gründung einer Standortagentur entstanden ist. Grundgedanke im Arbeitsprozess war und ist das Miteinbeziehen der Bürger.
Einsatz für intaktes Stadtbild
Dem Stadtentwicklungsprozess im Rahmen von Leonding 2030 steht eine Sache im Weg: Seit nunmehr 15 Jahren kämpft Brunner mit der ÖBB um die Einhausung und Tieferlegung der Westbahn. Die geplante viergleisige Hochleistungsstrecke zwischen Linz und Marchtrenk würde Leonding mit einem meterhohen Tunnel in zwei schneiden. Brunner möchte das mit allen Mitteln verhindern. Er konnte durch Einschalten eines Schweizer Verkehrsexperten die technische Machbarkeit einer Tieferlegung und Einhausung der Bahn beweisen. Eine solche würde ein intaktes Stadtbilds sichern. Finale Gespräche mit den Entscheidungsträgern stehen noch bevor.
Eine Gemeinde für ihre Bewohner lebenswert zu gestalten, bezeichnet der Bürgermeister als Dauerauftrag: „Klar ist, dass dieser Dauerauftrag bei den unterschiedlichsten Interessen in einer Stadt mit über 31.000 Einwohnern nie vollendet sein wird“, fasst er seine Amtszeit zusammen. Er gehe, weil er wolle, und nicht, weil er müsse, sagt der 71-Jährige, „das ist ein schönes Gefühl.“
Neuwahlen im Mai
Er wolle die Bürger nicht um die Direktwahl bringen, betont Brunner. Aus diesem Grund habe er den Zeitpunkt so gewählt, dass eine Neuwahl durch die direkte Demokratie notwendig ist. Der Termin steht bereits fest: Die Bürgermeisterwahl soll mit der EU-Wahl am 26. Mai 2019 zusammengelegt werden. Bis dahin hat mit 20. Februar 2019 die bisherige Vize-Bürgermeisterin Dr. Sabine Naderer-Jelinek die Amtsgeschäfte übernommen.