© Hermann Nageler

Sicherheit

04.09.2019

Gemeinde ebnet sicheren Schulweg

Das Verkehrsaufkommen vor Schulen ist oft enorm. Die Volksschule Schwoich hat eine Lösung gefunden und wurde dafür mit dem Verkehrssicherheitspreis "Aquila" ausgezeichnet.

Pünktlich zu Unterrichtsbeginn und -ende spielt sich vielerorts dieselbe Situation ab: Zahlreiche Autos, mit denen die Kinder von den Eltern zur Schule gebracht werden, münden in eine regelrechtes Verkehrschaos. Auch die Tiroler Gemeinde Schwoich kämpfte mit diesem Problem. Am Dorfplatz, der als Parkplatz für Schule und Kindergarten diente, kam es aufgrund dieser „rush hour“ öfter zu gefährlichen Situationen: „Zu diesen Stoßzeiten gibt es häufig ein heilloses Durcheinander, es wird kreuz und quer geparkt und in diesem Verkehrssalat ist die Sicherheit der Schulkinder einfach gefährdet“, gab Bürgermeister Josef Dillersberger 2016 gegenüber Gemeindezeitungs-Redakteur Hermann Nageler zu bedenken. Das Problem war klar – eine Lösung musste also her.

Volksschule und Kindergarten ergriffen die Initiative

Auf Anregung der Direktorin der VS Schwoich Andrea Bichler und Kindergarten-Leiterin Martina Strasser wurde ein Verkehrsgipfel einberufen. Zusammen mit dem Bürgermeister, der Polizei, dem Verkehrsausschuss und der Presse wurde diskutiert, wie man die Situation am besten entschärfen und den Kindern einen sicheren Schulweg ermöglichen könnte. Letztendlich entstand die Idee der sogenannten Schülerhaltestellen.

Schülerhaltestellen – weniger Chaos und mehr Sicherheit

Die Schülerhaltestellen wurden an zwei sicheren Ausstiegsstellen in der näheren Umgebung der Schule errichtet. Dort können die Kinder problemlos abgesetzt werden und über einen Zebrastreifen zur Schule gelangen. In Zusammenarbeit mit der Polizei wurde den Kindern außerdem der sicherste Weg dorthin gewiesen. Neben der Gestaltung einer eigenen Haltestellen-Tafel komponierte man auch eigens einen Song. Der sogenannte „Schulweg-Boogie-Woogie“ wurde zusammen mit den Kindern einstudiert und am Tag der Einweihung vorgeführt.

Das fertige Haltestellen-Schild ist nicht zu übersehen.

Klimameilen sammeln tut der Umwelt gut

Nachdem Schwoich seit 2012 Mitglied beim Klimabündnis, dem größten kommunalen Klimaschutz-Netzwerk Österreichs, ist, spielt auch die Umwelt eine wichtige Rolle in der 2.500-Einwohner-Gemeinde. Zusätzlich zu den Schülerhaltestellen setzt die Volksschule zweimal jährlich das Projekt Klimameilen-Sammeln um. Dabei erhalten die Kinder einen Pass und für jede Meile, die sie nicht mit dem Auto, sondern mit den Rad oder zu Fuß in die Schule kommen, dürfen sie einen Sticker einkleben. „Wir wollen so viele Kinder wie möglich dazu bewegen, ihren Schulweg zu Fuß anzutreten“, betont Volksschuldirektorin Andrea Bichler. Beim ersten Mal wurden insgesamt 1.775 Klimameilen gesammelt und beim abschließenden „Klimafest“ Bürgermeister Josef Dillersberger überreicht. Für die fleißigen Sammler wurden anschließend Kinogutscheine von der Gemeinde gesponsert.

Dritter Platz beim Österreichischen Verkehrssicherheitspreis

Als einzige Volksschule von ganz Österreich erreichte die VS Schwoich mit den Schülerhaltestellen beim Verkehrssicherheitspreis AQUILA den dritten Platz. Der Preis wird alle zwei Jahre vom Kuratorium für Verkehrssicherheit und vom Österreichischen Gemeindebund verliehen. Er zeichnet Projekte mit außergewöhnlichem Engagement und Kreativität zur Steigerung der Verkehrssicherheit auf Österreichs Straßen aus. Im Jahr 2017 passierten landesweit allein 538 Verkehrsunfälle am Schulweg. Dies zeigt einmal mehr, wie wichtig die Umsetzung von Maßnahmen dagegen ist. Auch eine Gemeinde kann ihren Beitrag dazu leisten.

„Unser Ziel ist noch nicht erreicht“

Trotz der hohen Zustimmung seitens der Bevölkerung wurde das Projekt noch nicht so wie geplant umgesetzt. Vor allem in den kälteren Jahreszeiten seien viele Eltern trotzdem vor die Schule gefahren, erklärt Andrea Bichler. „Es hat sich auf jeden Fall schon viel verbessert, aber unser Ziel ist noch nicht erreicht. Der erste Schritt ist getan, man muss aber immer wieder nacharbeiten.“ Dennoch zieht sie eine positive Bilanz aus den Haltestellen: „Ich kann das Projekt auf jeden Fall anderen Gemeinden empfehlen. Man erlebt das Problem ja auch in vielen Gemeinden. Man darf nicht außer Acht lassen, dass die kleinsten Verkehrsteilnehmer in gefährliche Situationen geraten und man sollte deshalb auch bei den Eltern ein Bewusstsein dafür schaffen, wie wichtig der Schulweg ist.“

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