So unerwartet der Amtsantritt war, so geplant läuft nun der Rücktritt ab. Nach neun Jahren verlässt Wolfang Degeneve den Waizenkirchener Chefsessel. Aus gesundheitlichen Gründen legt er das Bürgermeisteramt der 3.800-Einwohner-Gemeinde in Oberösterreich mit 1. August 2018 vorzeitig zurück.
Überraschend Bürgermeister
Der geborenen Waizenkirchener absolvierte nach dem Gymnasium die Pädagogische Akademie in Linz, wo er eine Ausbildung zum Hauptschullehrer absolvierte. Danach arbeitete er zunächst in Peuerbach und seit 1984 in der eigenen Gemeinde als Lehrer. Seine politische Karriere eröffnete sich 1997, als er eine fünfjährige Periode im Gemeinderat antrat. Zwischen 2001 und 2003 fungierte er als Gemeindevorstand und Kulturreferent. Ab 2003 war Degeneve schließlich Fraktionsobmann der VP. Das Amt des Bürgermeisters kam für ihn dennoch eher unvorbereitet. 2009 trat nämlich der damalige Landtagsabgeordnete Josef Mayr überraschend aus der Politik zurück. „Ich war damals Parteiobmann und bin von den Kollegen gebeten worden, das Amt zu übernehmen. Damals habe ich aber nicht mit der Situation gerechnet.“
Wirtschaftsstandort und Kinderbetreuung zentrale Projekte
Nichtsdestotrotz hat sich in den neun Jahren vieles bewegt. Es wurden Arbeitsplätze geschaffen und die Kommunalsteuer hat sich um mehr als die Hälfte gesteigert. „Mir war es wichtig, dass sich die Gemeinde vor allem aus wirtschaftlicher Sicht positiv entwickelt.“ Auch die Bevölkerung ist wieder gewachsen. Nachdem Degeneve selber Lehrer ist, war ihm außerdem die Ausstattung der Schulen ein wichtiges Anliegen. Darüber hinaus wurde der Kindergarten erweitert und eine Krabbelstube errichtet. Nach wie vor schreibt der zweifache Familienvater der Kinderbetreuung in den Gemeinden einen hohen Stellenwert zu.
Geduld und Offenheit als Schlüssel zum Erfolg
Auf die Frage, was denn seiner Meinung nach einen guten Bürgermeister ausmache, antwortet Degeneve Aufgeschlossenheit. Er müsse auf Menschen zugehen und ihnen zuhören können. Eine gewisse Offenheit für Probleme und Geduld müsse man für diesen Job aber voraussetzen. Darüber hinaus sollte er auch lösungsorientiert arbeiten, da er sozusagen die Anlaufstelle für Bürger/innen darstellt. „Jemand, der wegen nix auf 180 geht, ist dafür nicht geeignet. Das Amt muss man ernst nehmen und sich bemühen.“
Über die guten und schlechten Seiten als Gemeindeoberhaupt
Rückblickend fällt es dem 62-Jährigen schwer, das Beste aus seiner Amtsperiode zu nennen. Die Umsetzung von nennenswerten Projekten wie beispielsweise der Ausbau des Kindergartens sind natürlich große und wichtige Schritte, sowas gäbe es aber in jeder Gemeinde. Für ihn sind es vielmehr die Momente, in denen er anderen helfen konnte. „Wenn ein Bürger gekommen ist und sich bedankt hat, weil man ihm helfen konnte, das war das Beste aus meiner Zeit als Bürgermeister“, betont er. Gleichzeitig gibt er aber zu bedenken, dass man heute durch die Gesetzgebung oftmals alleine gelassen werde. Vor allem durch die immer häufigeren anonymen Anzeigen geraten Bürgermeister in Situationen, die sie dann aus eigener Tasche bezahlen müssten. Als Verbesserung für die Zukunft erhofft er sich daher mehr juristische Unterstützung für Kollegen.
Ein Amtswechsel und 41 Jahre Unterschied
Als Nachfolgekandidat für ihn wurde Fabian Grüneis nominiert. Viele werfen dem erst 21-Jährigen, der auch als DJ auf Festivals und in Discos auflegt, Unerfahrenheit vor. Wolfgang Degeneve ist dennoch zuversichtlich. „Er ist zwar sehr jung, aber nimmt Probleme sehr ernst und geht mit Ruhe an die Sachen heran.“ Darüber hinaus ist er Obmann der JVP in Waizenkirchen, die er einst gründete. Auch durch seine Tätigkeiten im Online-Marketing habe er bereits viel Erfahrungen im Managementbereich, was Degeneve positiv herausstreicht.