Hannes Dabernig

Panorama

Tourismus

08.09.2019

Prost aus Hopfgarten

Der Name Hopfgarten lässt schon erahnen, welches Getränk damals weit verbreitet war. Dies war sogar so bekannt, dass sich gleich zwei Gemeinden danach benannt haben.

Hopfgarten im Brixental und Hopfgarten im Defereggental sind zwei unterschiedliche Gemeinden, dennoch verbindet sie der gemeinsame Name. Die lange Tradition des Hopfenanbaus und Bierbrauens ist auch heute noch allgegenwärtig. Was aber unterscheidet die „Hopfgärten“ in Nord- und Osttirol?

Eine zweigeteilte Geschichte

1362 das erste Mal erwähnt, gilt Hopfgarten im Brixental, unter den Einheimischen bekannt als Hopfgåscht, als ältester Markt des Landes. Damals gehörte die Gemeinde jedoch gemeinsam mit dem gesamten Brixental noch zu Salzburg. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege kämpften die Brixentaler an der Seite der Tiroler und wurden schließlich 1816 mit Tirol vereint. Am Erker des Gasthofs „Oberbräu“ erinnern Gemälde vom Tiroler Freiheitskämpfer Andreas Hofer und seinen Kameraden an die gespaltene Vergangenheit. Umgeben von den Kitzbüheler Alpen an der Brixentaler Ache findet sich die größte Tiroler Gemeinde, die neben einer interessanten Vergangenheit auch eine nennenswerte Gegenwart als Wintersportgemeinde verzeichnet.

Hopfgarten im Defereggental liegt in Osttirol inmitten der Lasörlinggruppe und den Villgratner Bergen und ist Gemeinde des Nationalparks Hohe Tauern.

„Sei gegrüßt“ von der Salve

Die Hohe Salve (1829m) gilt als touristischer Hotspot der Region. 1950 setzte man mit dem Bau des damals längsten Sessellifts Europas den Grundstein für die heutigen Bergbahnen Hohe Salve mit Hopfgarten, Itter und Kelchsau. Durch die Fusion zur Skiwelt Wilder Kaiser-Brixental wurde eines der größten und modernsten Schigebiete weltweit geschaffen und gleicht einem Schlaraffenland für Wintersportler aller Art. Aber auch im Sommer ist der glockenförmige Grasberg ein wunderbarer Gastgeber. Egal, ob eine fordernde Wandertour, spektakuläres Paragleiten oder doch lieber Einkehren in einem der zahlreichen Alpengasthöfe – der „Rigi von Tirol“ hat für jedermann etwas zu bieten.

Als eine von zwölf europäischen Gemeinden darf sich Hopfgarten über den Europäischen Dorferneuerungspreis der ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung freuen.

Das kirchliche Wappen

Das Wappen stellt den heiligen Leonhard mit Krummstab und Kette dar. Nach ihm wurde auch die barocke Kirche von Hopfgarten benannt. Sie wurde zwischen 1758 und 1764 erbaut und in den letzten Jahre aufwendig restauriert, weshalb sie auch als „Brixentaler Dom“ bezeichnet wird und als Wahrzeichen der 5.600-Einwohner-Gemeinde gilt.

Der Adel zu Besuch in den Alpen

Sehenswert sind vor allem die Kapellen Elsbethen Kirchlein, das Salvenkirchlein und die Ruine Engelsberg. Letztere wurde zwar während eines Bauernaufstandes 1526 niedergebrannt, jedoch bis in die 80er Jahre des letzten Jahrhunderts noch bewohnt. Den Titel der höchstgelegenen Wallfahrtskirche sichert sich das Salvenkirchlein, welche auf ein beachtliches adeliges Besucherkonto zurückblicken kann. Neben beispielsweise Erzherzog Ferdinand (1871) und dem spanischen Prinzen Don Alonso (1880) ließ sich auch die zweite Ehefrau von Napoleon Marie-Louise von Österreich auf den Gipfel tragen, um eine dortige Messe zu besuchen. Das Elsbethen Kirchlein aus dem Ende des 15. Jahrhunderts ist als einziges in Tirol der heiligen Elisabeth geweiht und auch heute noch Austragungsort für Prozessionen.

Von Nordtirol nach Osttirol

Auch die Osttiroler Gemeinde Hopfgarten im Defereggental bezieht sich in ihrer Namensgebung auf den ehemaligen Hopfenabau, den „Hopfengarten.“ Dies spiegelt sich auch im Ortswappen wider, worauf ein Hopfenblatt mit drei Früchten aus Gold abgebildet ist. Der Name wird 1448 das erste Mal in einem Verzeichnis erwähnt.

Die 700-Einwohner-Gemeinde Hopfgarten zählt mit St. Jakob und St. Veit im Defereggental zu den am wenigsten besiedelten Gebieten in den österreichischen Alpen. Nichtsdestotrotz hat sie landschaftlich und touristisch einiges zu bieten. Zwischen der Lasörlinggruppe und den Villgratner Bergen eingebettet und in der Region Nationalpark Hohe Tauern gelegen, kommen sowohl Winter- als auch Sommersportler auf ihre Kosten.

Von Knappen und Gisse – und wieder Napoleon

In den Anfängen im 12. Jahrhundert setzte sich der Ort aus einzelnen Bauernhöfen zusammen. Die Bevölkerung lebte daher hauptsächlich von der Landwirtschaft, ehe sich im 15. und 16. Jahrhundert das sogenannte Bergbaufieber verbreitete. Es entstanden zahlreiche Bergwerke und Stollen, die teilweise heute durch Wanderwege zugänglich gemacht worden sind. Beispiele dafür sind die Stollen im Hofergraben und im Grünalmtal. Das Fiegerhaus in Rajach aus der Zeit des Bergbaus ist außerdem eines der letzten noch erhaltenen Bauernhöfe in Hopfgarten.

Durch ihre Lage im gebirgigen Osttirol fiel Hopfgarten einigen Lawinen und Muren, im Mundart als „Gisse“ bezeichnet, zum Opfer. 1843 verloren sechs Personen unter den Schneemassen ihr Leben. Wie auch Hopfgarten im Brixental kämpften die Osttiroler Hopfgartner 1809 gegen Napoleonische Soldaten. Ein Denkmal des Widerstandskämpfers Josef Daxer erinnert heute noch an die Besetzung von über 1.000 Franzosen.

we!ter denken statt Neues beschränken

Als eine von zwölf europäischen Gemeinden darf sich Hopfgarten über den Europäischen Dorferneuerungspreis der ARGE Landentwicklung und Dorferneuerung freuen. Nach dem diesjährigen Motto „we!ter denken“ würdigte die internationale Fachjury dabei die „ganzheitliche, nachhaltige und mottogerechte Dorfentwicklung von herausragender Qualität“.

Unter der Devise „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun.“ setzte sich Hopfgarten in einem 20-jährigen Entwicklungsprozess mit dem Potential und den Chancen des Ortes auseinander. Ziel war die Erhaltung einer hohen Lebensqualität und die Stärkung der Identität innerhalb der Gemeinde. Der Fokus lag dabei einerseits auf der Miteinbindung der Bürger/innen und ehrenamtlichen Tätigkeiten und andererseits auf überregionalen Vernetzungen. Die Preisverleihung findet vom 20. bis 22. September 2018 in Fließ in Tirol statt.

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