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Oberösterreich

19.03.2020

Windhaags Chefetage im Wandel

Elf Jahre lang diente Ignaz Knoll seiner Gemeinde Windhaag im oberösterreichischen Bezirk Perg als Bürgermeister, im Dezember 2019 legt er das Amt nun nieder und übergibt an seine Vizebürgermeisterin Bettina Bernhart. Vor dem großen Adieu will er seiner designierten Nachfolgerin vor allem eins mit auf den Weg geben: „Man braucht ein G’spür für die Gemeindebürger, aber Recht machen kann man’s nicht ‚an jeden.“

Vermächtnis hinter Klostermauern

In das Amt des Bürgermeisters brachte Knoll nicht nur viel Gespür, sondern auch genug Leidenschaft, um das Ortsbild nachhaltig zu verändern. Sein größtes Vermächtnis wird die Sanierung des ehemaligen Priorat Windhaags sein. Doch der Weg dorthin war steinig, und von den ersten Verhandlungsversuchen der Gemeinde rund um den Kauf bis hin zur Eröffnung des neuen Amtshauses dauerte es über zwanzig Jahre. Die Geschichte der alten Räumlichkeiten geht bis ins 17. Jahrhundert zurück.

Nach der Schließung des Klosterordens durch Josef II. ging das Gebäude durch viele Hände, weiß der geschichtsinteressierte Ignaz Knoll genau. Über die Jahre hinweg beherbergte es unter anderem auch einen k.u.k. Hofvisier sowie zahlreiche Familien während der „Windhaager Sommerfrische.“ 1978 wurde das Gebäude von einer Familie ersteigert, doch das Ehepaar kam Ende der 80er-Jahre bei einem fatalen Autounfall ums Leben, und ihre drei Söhne konnten das Gebäude finanziell nicht erhalten.

Knoll kämpft für Bürger-Anliegen

Die Windhaager Bevölkerung wollte dem ehemaligen Kloster nicht beim Verfall zusehen. 1997 erhörte Ignaz Knoll, der damals frischgebackener Vizebürgermeister gewesen war, das Anliegen seiner Mitbürger und die Gemeinde trat in Verhandlungen mit einem der Gebäudebesitzer. Der brach die Verkaufsverhandlungen Anfang der 2000er Jahre jedoch aus nostalgischen Gründen ab.

Einige Jahre später wurden große Teile des Dachs des sowieso schon desolaten Gebäudes von einem heftigen Sturm weggeblasen. Das nahmen sich die Windhaager zum Anlass, über 210 Unterschriften für die Rettung des Priorats zu sammeln und diese an Knoll zu übergeben. Die Verhandlungen wurden abermals aufgenommen – diesmal aber mit Erfolg. „Von der Kulturabteilung des Landes gab es finanzielle Zusagen für den Kauf, 2008 ging dieser letztendlich über die Bühne“, erinnert sich Knoll.

Ignaz Knoll ist Anpacker mit Herz

Mit der Schlüsselübergabe 2009 begann schließlich die Sanierung. In Eigenregie sanierte Ignaz Knoll gemeinsam mit einigen Windhaagern das Dach. Dafür opferte Knoll sogar seinen Urlaub. Auch ein Aufruf an die Bevölkerung, sich zu beteiligen, hat sich rentiert: Über 600 freiwillige Arbeitsstunden wurden aufgebracht. „Wenn ich daran denke, tut’s mir richtig leid, dass ich zurücktrete. Da kommen schon ein wenig die Tränen in den Augen“, zeigt sich der Bürgermeister von seiner weichen Seite.

„Die Sanierung war ein Projekt, bei dem wirklich kein einziger Punkt kritisiert wurde, sondern nur lobende Worte kamen. Das ist für einen Bürgermeister eine Seltenheit“, freut sich der 59-Jährige – und schwärmt von dem schönen Gewölbedecken und der historische Atmosphäre in den vom Gemeindeamt im Sommer 2019 bezogenen Priorats-Räumlichkeiten.

Steckenpferd Straßenbau und Schule

Ein weiteres Steckenpferd seiner Amtszeit ist der Straßenbau – da kennt sich der gelernte Straßenbaumeister und Dienststellenleiter der Straßenmeisterei Grein besonders gut aus. „Der Siedlungsstraßenbau war mir immer ein großes Anliegen. Es ist einiges geschehen, und ich kann rückblicken auf eine große und positive Straßenbauzeit im Ort“, so Knoll. Außerdem wurde während seiner Amtszeit die Windhaager Volksschule sowie der Kindergarten saniert. „Die Kinder und die Lehrer freuen sich sehr, dass sie den Unterricht in der neuen Schule genießen dürfen. Jetzt haben wir endlich eine zeitgerechte Bildungsstätte im Ort“, freut sich Knoll mit ihnen.

Knoll bleibt Optimist

Der tatkräftige Bürgermeister feiert im Februar 2020 seinen 60er, und darf sich in seiner neugewonnenen Freizeit auf mehr Zeit für seine vier Enkelkinder freuen. Außerdem wird er weiterhin als Obmann des Kulturvereins Windhaag-Altenburg tätig sein. Und: „Wenn’s mich noch irgendwo brauchen, werde ich sicher nicht Nein sagen. Mir wird sicher nicht fad“, schmunzelt der 59-Jährige.

Nach elf Jahren im Windhaager Chefsessel erinnert sich Knoll jedoch auch an die Herausforderungen des Amtes: „Das Bürgermeisterleben ist so reichhaltig, man beschäftigt sich mit Materien von A bis Z, sei’s im Bildungs-oder Vereinsleben, mit Rechtlichem und Finanziellem oder baulichen Angelegenheiten – damit steht man aber auch manchmal wirklich allein in der Prärie“, erzählt Knoll. „Man hat’s nicht unbedingt immer mit einfachen Gemeindebürgern zu tun, und ich hab‘ auch sehr gelitten unter manchen Sachen. Aber es war trotzdem eine lehrreiche und schöne Zeit. Und ich bin ein sehr positiv denkender Mensch: Es gibt kaum eine rein negative G’schicht, in der’s nicht auch einen Brocken Positives gibt – und wenn man nur etwas lernt d’raus.“

-E. AYAZ

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