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23.03.2020

„Talschaftsparlament“ nutzt Potenziale

Vier Gemeinden aus Tirol und Kärnten erkannten die gemeinsamen Chancen und Potenziale und schlossen sich zu einer bundesländerübergreifenden Kooperation zusammen: Sie gründeten das „Talschaftsparlament.“ Mit vereinten Kräften wollen sie Abwanderung entgegentreten und ihre Gemeinden lebenswerter gestalten.

Die Gemeinde Lesachtal im Bezirk Hermagor liegt idyllisch eingebettet zwischen den Lienzer Dolomiten im Norden und den Karnischen Alpen im Süden. Obwohl sie sich im südwestlichen Teil Kärntens befindet, spürt die Gemeinde über Bundesländergrenzen hinweg eine Verbundenheit mit drei Osttiroler Gemeinden im Bezirk Lienz. Gemeinsam bilden Lesachtal, Obertilliach, Untertilliach und Kartitsch das „Talschaftsparlament.“

„Das Osttiroler Gailtal und das Lesachtal sind eigentlich das gleiche Tal“, erklärt Josef Salcher, Sachbearbeiter der 1.300 einwohnerstarken Gemeinde Lesachtal und Talschaftsparlaments-Mitwirkender. „Bürgermeister Windbichler arbeitet schon seit zwei, drei Jahren eng mit den Osttiroler Bürgermeistern zusammen. Bei einem der regelmäßigen Treffen ist die Idee dazu entstanden“, berichtet Salcher.

Gleiche Probleme, gleiche Chancen

Die erste und bisher einzige „Parlamentssitzung“ fand im Frühjahr 2019 im Lesachtaler Ortsteil Liesing statt. Alle Gemeinderäte kamen dabei zusammen und warfen einen Blick auf die gemeinsamen Herausforderungen des Tals, um eine Bestandsaufnahme zu generieren. Dabei ging aus den Kennzahlen zur Bevölkerungsveränderung im Tal ein Rückgang um elf Prozent seit 2001 hervor, prognostiziert bis 2030 wurde sogar ein Minus von bis zu zwanzig Prozent.

„In der gesamten Talschaft haben wir eigentlich die gleichen Probleme, wie etwa Abwanderung und Überalterung. Wir haben dann Arbeitsgruppen gebildet, bei denen jeder Interessierte mitmachen kann, nicht nur politische Mandatare“, berichtet Salcher. So kamen bei der Sitzung die Gruppen zu den vier Themenbereichen Tourismus, Landwirtschaft, Angestellte und Wirtschaftstreibende sowie Familie zustande. Die Mitglieder diskutierten Ist- und Soll-Zustände, Kooperationspotenziale und erarbeiteten gemeinsam im Sommer 2019 ein Zukunftsbild inklusive Maßnahmenprogramm.

Mehr Köpfe, mehr Ideen

Ein abgestimmtes Tourismus-Marketing und verbesserte Vernetzung der Infostellen, betreutes Wohnen für Senioren und ganztägliche Betreuungseinrichtungen für Kinder, Glasfaseranbindung und Unterstützung für Start-Ups: das sind nur einige der vielen Punkte, mit denen sich die Arbeitskreise nun auseinandersetzen. Mit Thomas Kranebitter fand sich auch ein Regionalleiter, der für die Umsetzung der Vorhaben Sorge trägt.

Präsentation im November geplant

Bis November 2019 sollen die Ergebnisse außerdem zur Einreichung eines LEADER-Projektes zusammengefasst werden. LEADER (Abkürzung der französischen Übersetzung von „Verbindungen zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“) ist eine Gemeinschaftsinitiative von der EU, Bund und Ländern und fördert innovative Strategien, die den ländlichen Raum in seiner Entwicklung untertützen. Außerdem werden die Ausarbeitungen der Arbeitsgruppen am 9. November bei einem Talschaftsfest in dem Lesachtaler Ortsteil Liesing präsentiert. Dabei sind alle Bewohner der vier Gemeinden, aber auch weitere Interessierte herzlich eingeladen zu kommen und sich einzubringen.

Doch das soll nicht das Ende der Kooperation bedeuten. „Das Projekt Talschaftsparlament wird laufend über Jahre hinaus stattfinden“, ist sich Salcher sicher. Wessen Interesse nun geweckt wurde, wird in der Facebook-Gruppe „Vier Gemeinden, ein Lebensraum“ am Laufenden gehalten.

-E. AYAZ

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