Die Lage ist paradox: Bauland gibt es genug – trotzdem sind für Bauprojekte kaum Flächen verfügbar. Viele Salzburger Gemeinden haben damit zu kämpfen, dass Grundbesitzer Bauland horten, anstatt darauf zu bauen. Die Gemeinde Fuschl versucht nun, mit offiziellem Druck den Mangel an verfügbarem Bauland zu mildern.
In Österreich werden zu viele freie Flächen verbaut und auf Dauer geht sich das nicht aus. Verschiedene Bauvorschriften sollen diesem Trend Einhalt gebieten. Da das Bauwesen der Landesgesetzgebung unterliegt, gibt es hierzulande neun unterschiedliche Baugesetze. In vielen Salzburger Gemeinden führt das Raumordnungsgesetz seit Jahren zu Engpässen.
Grundbesitzer horten Bauland
Die Salzburger Gemeinden müssen für zehn Jahre im Voraus Bauland ausweisen. So gab es im Jahr 2016 knapp 900 Hektar Baulandflächen – eigentlich mehr als genug, tatsächlich verfügbar ist davon aber fast nichts. Ein hoher Prozentsatz der Flächen wurde nämlich vor mehr als zehn Jahren zu Bauland umgewidmet, die Eigentümer haben aber seitdem nichts darauf gebaut. „Viele Grundbesitzer horten Bauland“, erzählt Josef Vogl, Bürgermeister von Fuschl am See.
Dieses Phänomen hat in der Gemeinde im Salzburger Flachgau lange geplante Wohnprojekte der Gemeinde über Jahre blockiert. Häufig würden die Eigentümer die Flächen für die eigenen Kinder vorsehen oder auf höhere Verkaufspreise spekulieren, meint Vogl. Während die Grundstückpreise weiter in die Höhe schießen, gibt es in Wirklichkeit einen Überhang an gewidmetem Bauland – welches nicht genutzt wird.
Letzte Instanz: Rückwidmung
In Fuschl versucht man, den Engpass an verfügbarem Bauland mit öffentlichen Appellen in der Gemeindezeitung und Druck auf die Grundbesitzer anzugehen. „Als allerletzte Instanz kann die Gemeinde im schlimmsten Fall das nicht bebaute Bauland ohne Entschädigung in Grünland zurückwidmen“, sagt der Bürgermeister. Dabei müsse man aber darauf achten, dass es fair zugeht. Wenn jemand zur Ersteigerung der Fläche erst vor Kurzem große finanzielle Ausgaben getätigt hat, werde das natürlich berücksichtigt.
Schwere Geburt für soziale Wohnprojekte
Nach Startschwierigkeiten und zahlreichen Gesprächen ist es der Gemeinde Fuschl schlussendlich gelungen, Bauland zu mobilisieren. Mehrere Grundbesitzer hatten Verständnis gezeigt und entweder die Flächen verkauft oder tatsächlich darauf zu bauen begonnen. In dem beliebten Tourismusort am Fuschlsee entsteht nun ein betreutes Wohnprojekt und auch ein Vorhaben mit leistbaren Mietwohnungen kann endlich realisiert werden.
Das Salzburger Raumordnungsgesetz schränkt mit seiner Vorgabe, für zehn Jahre im Voraus Bauland zu widmen, viele Gemeinden in ihrem Tätigkeitsbereich ein. Nicht nur in Salzburg birgt das Bauwesen in Zeiten von nachhaltiger Bodenplanung zahlreiche Herausforderungen. Als Alternative schlägt der Fuschler Bürgermeister zum Beispiel vor, einzelne Bauprojekte nach ausführlicher Begutachtung bei Bedarf zu bewilligen.
-E. SCHUBERT