Einige Pflanzenschutzmittel sind uns aus Haushalt und Küche bekannt. Rapsöl oder Schmierseife sind beispielsweise zugelassene Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffe. Auch Backpulver hat gute Wirkungen gegen Pilze. Und im Gegensatz zu erstgenannten Wirkstoffen besteht bei Backpulver sogar die Möglichkeit sich daraus Mittel selbst herzustellen.
Ein kurzer Ausflug ins Gesetz
Sollten Sie Hydrogencarbonate (also Backpulver) z. B. gegen Echten Mehltau einsetzen wollen, stehen Ihnen zwei Möglichkeiten zur Verfügung. Ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel mit Kaliumhydrogencarbonat im Handel kaufen, oder Natriumhydrogencarbonat(Soda), ein genehmigter Grundstoff, zur Selbstherstellung verwenden. Beide wirken gleich gut, aber beim Pflanzenschutzmittel müssen Sie die gesetzlichen Vorgaben für die Anwendung einhalten: also sachkundig sein, die Aufzeichnungspflicht beachten, keine Selbstherstellung und natürlich alle Indikationen beachten (wogegen das Mittel, an welcher Pflanzenart eingesetzt werden darf). Beim Grundstoff gilt nur die Indikation als Einschränkung. Vorteil beim Grundstoff: hier kann handelsübliches Backpulver/ Soda eingesetzt werden, sofern es Natriumhydrogencarbonatals ausschließliche Zutat enthält. Das ist natürlich unschlagbar günstig.
Backpulver im öffentlichen Grün – wo hilft es?
Ein zugelassenes Pflanzenschutzmittel kann aktuell (März 2020) gegen „Pilzliche Blattfleckenerreger“ im Zierpflanzenbau angewendet werden. Vor allem Echter Mehltau kann damit sehr gut bekämpft werden. Trotz Zulassung ist es aber fraglich, ob wirklich alle Blattfleckenpilze erfasst werden, aber einen Versuch ist es wert! Der Grundstoff Soda darf ebenfalls an Zierpflanzen gegen Echten Mehltau eingesetzt werden. Maximal 1 %-ig, also 10g Soda/l Wasser, darf es bis zu 8 mal im Jahr eingesetzt werden.
Auch wenn das Pflanzenschutzmittel viel teurer ist als der Grundstoff sollte beachtet werden, dass Pflanzenschutzmittel generell besser auf Pflanzenverträglichkeit hin geprüft werden als Grundstoffe. Auch scheint Kaliumhydrogencarbonat besser verträglich als das Natriumsalz. Probespritzungen mit dem Grundstoff sind sicher sinnvoll.
…und wie hilft es?
Viele Schadpilze, besonders der Echte Mehltau, Schorf oder Grauschimmel, reagieren recht empfindlich auf Änderungen des pH-Wertes, also des Säuregehalts. Hydrogencarbonate binden Säuren, das behandelte Blatt wird also basischer und das mag der Pilz überhaupt nicht. Vor allem seine Saugorgane, die er ins Blatt schieben will, leiden stark oder sterben ab. Somit ist eine Spritzung bei Echtem Mehltau und Schorf, die eher auf dem Blatt wachsen, heilend; gegen Blattfleckenpilze wirkt Hydrogencarbonat jedoch ausschließlich vorbeugend. Die keimende Spore wird hier geschädigt, nicht jedoch der bereits im Blatt wachsende Pilz. Beachten Sie auch, dass eventuell Spritzflecken entstehen können. Die waschen sich zwar mit der Zeit ab, können aber (z.B. bei Rosen) unschön aussehen.
– M. PUCHNER (QUELLE: NATUR IM GARTEN, ENTGELTLICHE EINSCHALTUNG)