Tourismus

31.07.2020

Optimistischer Start in den Corona-Sommer

Ein kollektiver Erleichterungsseufzer geht derzeit durch die österreichischen Tourismusorte. Von Lech bis Podersdorf, von Hallstatt über Sölden bis Pörtschach – sie alle sind sich einig: Die Buchungslage sieht um einiges rosiger aus, als vor wenigen Monaten noch erwartet.

Mit einem Schlag von Hundert auf Null: Mit der Ausbreitung des Coronavirus wurden die Grenzen dicht gemacht, Lokale geschlossen und Home-Office verordnet. Touristen von nah als auch fern blieben komplett aus. Nun herrscht Erleichterung in den österreichischen Tourismusgemeinden – von Lech am Arlberg bis zu Podersdorf am Neusiedler See. Zwar ist die Corona-Pandemie auch und speziell für diese ein schweres Kreuz zu tragen, aber gemeinsam mit den Lockerungsverordnungen lichtete sich der Ausblick auf die Sommer-Saison. Wie es im Herbst und kommenden Winter weitergeht, bleibt aber spannend.

©Dr. Klaus Uwe Gerhardt/pixelio.de

Beruhigte Straßen in Hallstatt

Schaut man nach Hallstatt, denkt man natürlich an die Salzwelten und an die viel abgelichtete Kirche am idyllischen Hallstätter See. Aber eben auch: an asiatische Touristen. Der kleine Ort wurde mit den blauen Gesichtsmasken wohl lange vertraut, bevor diese im März 2020 auch bei uns zum Must-have wurden. „Im Februar hatten wir noch einen weiteren Anstieg im Tourismus, sowohl bei den Tagesgästen, als auch bei den Nächtigern. Um einige Busse mehr als noch im Vorjahr sind nach Hallstatt gekommen. Dann ging das auf einmal auf Null herunter“, schildert der Hallstätter Bürgermeister Alexander Scheutz. Nächtigten im Mai 2019 noch über 12.000 Gäste in Hallstatt, waren es im Mai 2020 nur 845.

Mittlerweile verzeichnet Hallstatt aber wieder sehr viele Tagesgäste, hauptsächlich aus Österreich, aber mitunter auch aus den umliegenden Ländern Deutschland und Tschechien. Die rund 144.600 Nächtigungen von letztem Jahr wird die kleine Gemeinde im Salzkammergut 2020 wohl nicht toppen, aber die Gästezahlen sind am Steigen. „Die österreichischen Gäste sind kritischer, aber das schadet nicht. Die asiatischen Touristen sind oft nur zum Fotos machen hergereist, die Österreicher nehmen sich wirklich Zeit. Die fahren auf den Berg rauf, schauen sich den Ort genau an – das finde ich sehr schön“, freut sich Scheutz.

Ein weiterer positiver Nebeneffekt: „Wir haben davor nur mehr über Verkehr gesprochen. Natürlich gab es auch andere Themen, aber seit Jahren hat uns im Gemeindeamt der Verkehr dominiert“ – die unzähligen Reisebusse plus dem Individualverkehr auf engstem Raum führten in Halltstatt regelmäßig zum Verkehrschaos. „Plötzlich brach das von einem Tag auf den anderen Weg. Das war für kurze Zeit sehr schön – hatte aber auch etwas unheimliches an sich“, erinnert sich Scheutz.

Ein Ausgang des leidigen Verkehrsthemas war die Implementierung eines Bus-Anmeldesystems. Nicht nur die Reisebusse, auch alle Insassen mussten sich vor dem Einfahren bei der Gemeinde anmelden. Zwar zählt Hallstatt keinen einzigen Corona-Fall, sollte jedoch einer auftreten, macht diese Namensliste die Nachverfolgung der Infektionskette und aller Kontaktpersonen um vieles einfacher.

Mit einer Pandemie diesen Ausmaßes hätte natürlich niemand gerechnet, aber die Krise traf Hallstatt nicht komplett unerwartet. „Ich habe durch die Muren und Lawinenabgänge gelernt, mit solchen Katastrophensituationen umzugehen“, erzählt der Bürgermeister, der bereits vor Jahren Seminare im Krisenmanagement absolvierte. „Die Kommunikation mit den Einsatzkräften und auch mit dem Krisenstab der BH funktioniert sehr gut – während des Lock-downs auch zu jeder Tages- und Nachtzeit.“

Bleibt nur noch eins zu hoffen: „Dass wir es mit einem blauen Auge ins neue Jahr schaffen“, so der Bürgermeister.

©ZVG

Alexander Scheutz freut sich über die vielen Gäste, die wieder nach Hallstatt trudeln – auch die kritischen: „Das schadet nicht!“

Überraschend gute Buchungszahlen erfreuen

Vor zwei Wochen begann in Lech die Sommersaison. Nach und nach kraxeln wieder Weithergereiste am Arlberg auf und ab – dieses Jahr „spürbar vermehrt österreichische Gäste“, so der Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel. „Wir sind im März von der Coronakrise mit vollem Schlag getroffen worden. Die Auswirkungen können wir noch nicht genau beziffern, aber der Abbruch der Wintersaison war jedenfalls dramatisch“, so Muxel. Dass der Anfang des Corona-Sommers aber bereits so gut läuft, rief Überraschung hervor. „Da es bereits viele Buchungen gibt rechnen wir nur mit einem Minus von 20 Prozent bei den Nächtigungen gegenüber dem Vorjahr – also ein viel kleineres Minus, als wir noch im April erwartet hätten“, freut sich der Bürgermeister.

Auch in Podersdorf ist man über die guten Buchungszahlen überrascht. Dort waren bereits im Mai die Campingplätze am Neusiedler See ausgebucht. „Das Soll werden wir nicht erreichen, aber wir werden das bestmögliche rausholen“, sagt Bürgermeisterin Michaela Wohlfahrt.

©Florian Lechner

Ludwig Muxel, Bürgermeister von Lech am Arlberg, rechnet mit einem Nächtigungseinbruch von 20 Prozent: erfreulicherweise sehr viel weniger, als erwartet!

Gute Aussichten aus dem Ötztal

Ein besonderer Optimist führte Sölden durch die Pandemie. Bereits im April zeigte sich Bürgermeister Ernst Schöpf gerührt von der starken Solidarität im Ort und einer „neuen Genügsamkeit“, die einem die Krise lehre, auch drei Monate später hat der Tiroler Ortschef nichts von seinem Optimismus verloren. „Uns geht es sehr gut“, freut sich Schöpf. „Nach dem Ende der Quarantäne hat die Bauwirtschaft sofort Fahrt aufgenommen, und auch touristisch wurde im gesamten Ötztal wieder losgelegt. Bisher hat der Juli 30 Prozent des Vorjahres geliefert – ich war sehr angenehm überrascht“, so Schöpf. „Für Juli und August sieht die Buchungslage gut aus“, erzählt er. Was Schöpf aber fehlt, sind klare Richtlinien dazu, was passiert, wenn in einem Hotel ein Fall auftritt. „Wer aller gilt als Kontaktperson? Muss die ganze Küche oder das ganze Hotel schließen?“, fragt sich Schöpf. Trotzdem hält er fest: „Wir waren immer optimistisch, das ist unser Gen in den Bergen.“

Auch auf die Frage, ob seine Gemeinde das Gemeindepaket (KIP2020) benanspruchen wird, hat er eine klare Antwort parat: „Natürlich, wir werden doch nicht den Weihnachtsmann erschießen!“

©Mag. Julia Moll/Tiroler Gemeindeverband

Laut Ernst Schöpf liegt den Tirolern der Optimismus in den Genen. Wohl gut begründet: die Ötztaler Gemeinden erholten sich nach der Quarantäne gut von ihrem Frühlingsschlaf und heißen wieder zahlreiche Gäste willkommen.

Sonnen in der österreichischen Karibik

Auch im malerischen Pörtschach am Wörthersee zeigt man sich dankbar. „Unsere Hotels sind jetzt schon gut besucht“, erzählt die Bürgermeisterin Silvia Häusl-Benz. In der Kärntner Gemeinde finden sich heuer ungewöhnlich viele Touristen aus dem Inland. „Ich bin froh, dass wir endlich die Chance haben, diese Perle auch denjenigen zu zeigen, die sonst wegfliegen. Man nennt den Wörthersee nicht umsonst die österreichische Karibik“, schwärmt die Bürgermeisterin von ihrem Ort. Damit das auch so bleibt, sind die Betriebe sehr bedacht darauf, Gäste auf Maskenpflicht und Mindestabstand hinzuweisen, versichert Häusl-Benz.

Dennoch hält die Bürgermeisterin fest: „Wachsam müss‘ ma bleiben!“

-E.AYAZ

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