Zwei Gemeinden im oberen Mühlviertel machen jetzt gemeinsame Sache: Hellmonsödt und Zwettl an der Rodl sind seit Anfang September 2020 eine Verwaltungsgemeinschaft. Beide bleiben eigenständige Gemeinden mit jeweils eigenem Gemeindeamt – nur die Verwaltung läuft gemeinsam.
Verwaltung auf zwei Standorte aufgeteilt
Jürgen Wiederstein, Bürgermeister von Hellmonsödt, erklärt: „Beide Gemeindeämter sind weiterhin in Betrieb, aber wir haben Abteilungen gebildet und Kompetenzen den jeweiligen Standorten zugeordnet.“ Die Arbeit sei grundsätzlich die gleiche geblieben, führt er fort. „Wir nehmen sie aber jetzt gemeinsam wahr.“
In der Praxis bedeutet das: Die Bauagenden beider Gemeinden werden zukünftig am Standort Zwettl bearbeitet, die Finanzverwaltung befindet sich von nun an am Standort Hellmonsödt. Auch die beiden Krabbelstuben und Kindergärten, zwei Volksschulen, eine Mittelschule, eine Musikschule, und die beiden Freibäder und einige andere Gemeindeeinrichtungen werden gemeinsam betreut. Gleich bleibt weiterhin die zentrale Anlaufstelle des Bürgerservice an beiden Orten.
Verbesserte Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter
Die Zusammenarbeit hat nicht wenige Vorteile: „Wir können uns jetzt mehr spezialisieren, werden dadurch kompetenter, sicherer und hoffentlich auch schneller“. Bürgermeister Wiederstein vergleicht die alte Arbeitsweise mit der „eierlegenden Wollmilchsau“ – das Tier, das gleichzeitig alles kann und macht. Das soll es in Zukunft nicht mehr geben: „Bei uns ist jetzt jemand für „Eier“, jemand für „Wolle“ und jemand für „Milch“ zuständig.“
„Ein großes Ziel war auch die Verbesserung des Arbeitsplatzes für unsere Mitarbeiter“, erläutert Wiederstein. Die neue Arbeitsweise ermöglicht bessere Urlaubs- und Krankenstandsvertretung und soll insbesondere zu einer höheren Zufriedenheit und Identifikation der Bediensteten mit dem Arbeitsplatz beitragen.
Mit der neuen Verwaltungsgemeinschaft können gleichzeitig neue Herausforderungen besser bewältigt werden. In Zwettl etwa gehen bzw. gingen mehrere Mitarbeiter auf einmal in den Ruhestand, was so oder so einen großen personellen Wechsel notwendig macht. Außerdem stehen Gemeinden heute vor der Tatsache, dass neue Aufgaben auf sie zukommen, die vermehrt Spezialisierung erfordern.
Mitarbeiter eng in Planung eingebunden
Die Gemeindebediensteten waren als Betroffene eng in die Konzipierung der Verwaltungsgemeinschaft miteingebunden. Im Vorfeld fanden zahlreiche Gespräche und Workshops statt. „Die Zusammenführung der Prozesse ist extrem kleinteilig und aufwendig“, erzählt der Hellmonsödter Ortschef. Dabei dankt er vor allem seinem Team, die die Umstellung tragen. „Ohne sie ginge das nicht.“
Obwohl die Verwaltungsgemeinschaft Hellmonsödt-Zwettl erst seit wenigen Wochen in Betrieb ist, zeichnen sich laut Wiederstein bereits einige Vorteile ab: „Wir sind jede Woche mit neuen Fragen konfrontiert. Aber das ist ja das Gute an dieser Sache, weil jetzt Prozesse hinterfragt werden, wo so lange keiner hingeschaut hat. Wir erkennen jetzt schon, dass wir voneinander profitieren“. Der Bürgermeister stellt aber auch klar: „Der Start ist sehr mühsam und wenn man da nicht motiviert genug ist, sollte man es bleiben lassen“.
Wiederstein hält fest: „Jemand hat einmal gesagt „Wir vereinen das Beste aus beiden Welten“ und das geht tatsächlich.“
-E. SCHUBERT