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21.02.2022

Lebendiges Totholz

Durch Pilz- oder Schädlingsbefall stirbt im Park ein Baum ab, ein recht schöner und stattlicher womöglich. Auch Windwürfe oder Schneedruck können ein Baumleben jäh beenden. Das ist jedoch nicht das Ende, sondern erst der Anfang, den Totholz birgt zahlreiches Leben.

Bei genauerer Betrachtung wimmelt es in abgestorbenem Holz nur so vor Tieren!

Larven von bunten Pracht- und imposanten Bockkäfern oder Holzwespen bohren sich durch das abgestorbene Holz und hinterlassen dabei hohle Gänge. Mit Hilfe von Mikroorganismen in ihrem Verdauungstrakt können diese Tiere das wenig nahrhafte Holz aufschließen.

Dort, wo in sonniger Lage, die – nach der abgeschlossenen Entwicklung – verlassenen Gänge der Käfer ins Freie münden, tut sich für bestimmte Wildbienenarten eine willkommene Pforte zur Anlage ihrer Bruthöhlen auf. Sie tragen Blütenstaub und ihre Eier in die Holzgänge und verschließen diese dann in artspezifischer Weise. Im Inneren entwickeln sich die Larven der Wildbienen zu erwachsenen Tieren.

Im Gefolge dieser Holzbewohner stellen räuberische Insekten wie der Feuerkäfer, Ameisenbuntkäfer oder diverse Schlupfwespen ihrer Beute nach.

Ist das Holz schon so richtig weich und morsch geworden, ist es gerade richtig für die Larven einiger sehr großer Käferarten, wie dem Hirschkäfer. Letztendlich, nach vielen Jahren zerfällt das von Pilzen, Bakterien und Tieren zersetzte Holz und geht in Humus über. Asseln, Regenwürmer, Milben und Tausendfüßer sorgen dafür, dass aus dem Holz wieder fruchtbare Erde entsteht.

Foto: Karl & Brigitte Parbus

Im Siedlungsraum sind Ängste bezüglich der Vermehrung von Borkenkäfern in Zusammenhang mit Totholz unbegründet, weil diese Tiere ein sehr enges Wirtsspektrum haben und für Gehölzarten aus dem gartenbaulichen Bereich kaum eine Rolle spielen. Buchdrucker und Kupferstecher befallen in erster Linie geschwächte Fichten! Ist das Holz noch dazu bereits mehrere Jahre abgestorben, so siedeln sich darin nur Arten an, die ein ganz bestimmtes Zersetzungsstadium einer bestimmten Holzart brauchen, sicher jedoch in kein Holz oder die Rinde lebender Obst- oder Zierbäume.

Im öffentlichen Grünraum gibt es viele Möglichkeiten mit Totholz Lebensräume zu schaffen und somit die Artenvielfalt zu fördern. Stämme toter Bäume können mit ein paar stark eingekürzten größeren Ästen ruhig als bizarre „Skulptur“ stehen gelassen werden. Wem das nicht gefällt, der kann die Baumruine mit Efeu oder anderen Kletterpflanzen begrünen. Zumindest ein oder zwei Meter des Stammes sollten belassen werden.

Ein mit Moos bewachsener und Farnen umwachsener Baumstumpf verleiht einem schattigen Winkel eines Parks ein märchenhaftes Ambiente. Unter seinen Wurzeln suchen feuchtigkeitsliebende Tiere wie Salamander, Kröten oder Grasfrösche gleichermaßen Unterschlupf wie in aufgestapelten Totholzhaufen.

Weitere Infos beim Grünraumservice am „Natur im Garten“ Telefon +43 (0) 2742/74 333

Text: Bernhard Haidler, Natur im Garten

– I.WEIPPL (Quelle: Natur im Garten, entgeltliche Einschaltung des Landes Niederösterreich)

 

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