Microtrenching ist ein vergleichsweise neues Verfahren zum Verlegen von Kabeln. Insbesondere beim Ausbau von Glasfasernetzen wird die Technik aktuell immer häufiger eingesetzt – auch in Österreichs Gemeinden.
Wie bei allem, was heute möglichst fortschrittlich und innovativ klingen soll, kommt man auch beim Microtrenching nicht um einen englischen Neologismus herum. Auf Deutsch heißt das Wort nichts anderes als „kleines Grabenziehen“, und genau das ist es auch, was man beim Microtrenching tut. Anstatt Straßen, Wiesen, Brachen oder sonstige Flächen großräumig aufzureißen, versucht man beim Microtrenching, möglichst minimalinvasiv vorzugehen. Am ehesten lässt es sich mit einer Arthroskopie vergleichen: Anstatt eines großen Schnitts, wie bei einer herkömmlichen Operation, vermeidet man eine große Wunde, die Zeit bräuchte, um zu verheilen, und verletzt den Patienten – in diesem Fall den Straßenbelag – nur so wenig wie möglich.
Wie funktioniert Microtrenching?
Microtrenching wendet man auf Straßen und geschlossenen Oberflächen an. In der Regel auf solchen mit hartem Belag wie Asphalt oder Beton. Anstatt eines Baggers kommt allerdings eine Fräse zum Einsatz. Diese fräst einen Schlitz von nur wenigen Zentimetern Breite in den Boden, in den sofort ein Kabel oder ein Rohr für die Glasfaserleitung gelegt wird. Unmittelbar danach wird der Schlitz wieder verschlossen. Die Geräte für das Fräsen, Verlegen und Verfüllen können dabei so klein dimensioniert sein, dass in den meisten Fällen eine komplette Sperre der Straße gar nicht notwendig ist. Wie breit und tief die Schlitze sind, variiert relativ stark.
Die deutsche Telekom, die diese Technik ebenfalls verwendet, unterschiedet zwischen Micro-, Mini- und Macrotrenching und gibt für Ersteres eine Breite von zwei bis sechs Zentimetern sowie eine Tiefe von zehn Zentimetern an. Anderen Definitionen zufolge wäre das allerdings bereits Nano-Trenching. Nicht so in Finnland: Dort wird in einer Tiefe von 27 bis 40 Zentimetern verlegt. Der Schlitz ist dafür nur 2,4 Zentimeter breit. Verfüllt wird bei den Finnen mit einer speziellen Kiesmischung und darüber mit Bitumen. Andernorts wird wiederum mit Beton versiegelt. Manche Gerätschaften recyceln gar das ausgefräste Material und benutzen es umgehend wieder beim Auffüllen.
Woher kommt Microtrenching?
Ursprünglich wurde das Microtrenching-Verfahren für Flughäfen entwickelt. Beeinträchtigungen für den Flugverkehr konnten dadurch auf ein Minimum reduziert und teure Kapazitätsrückgänge vermieden werden. Die Flugpläne wurde nicht gestört, die technische Arbeit ging schnell vonstatten und das Verfahren erfüllte zudem die hohen Anforderungen an die Haltbarkeit der Oberflächen. Es wird nach wie vor angewandt.
Wo wird Microtrenching eingesetzt?
Die Tiefbautechnik hat sich bewährt und daher auch abseits der Flughäfen zunehmend Verbreitung gefunden. Mittlerweile wird das Trenching-Verfahren seit über zehn Jahren in zahlreichen europäischen Ländern erfolgreich eingesetzt und ist dort selbstverständlich auch von den entsprechenden Behörden wie Tiefbauämtern etc. zugelassen.
Grundsätzlich eignet es sich für diverse Verlegungen von Leitungen, besonders boomt allerdings der Einsatz beim Ausbau der Glasfasernetze. Insbesondere in Ballungsräumen greift man gerne auf diese Verlegetechnik zurück, ebenso in Einfamilienhaussiedlungen, in denen die Gebäude dicht aneinandergebaut worden sind und in denen die Art des Geländes oder die Gegebenheiten der Infrastruktur keine Grabungsarbeiten unterstützen.
Was sind die Vorteile von Microtrenching?
Microtrenching ist ein sehr schnelles Verlegeverfahren und zudem auch ein sehr effizientes. Die Technik ermöglicht im Vergleich zu traditionellen Verfahren eine rund zehnfach höhere Baugeschwindigkeit. Üblicherweise schafft man im Schnitt durchaus mehrere hundert Meter pro Tag, abhängig natürlich von den äußeren Umständen.
Eine auf Microtrenching spezialisierte Firma vermeldet als Bestleistung gar 700 Meter an einem einzigen Tag – inklusive vollständigem Bodenverschluss, versteht sich.
Überragender Vorteil des Microtrenchings ist aber nicht nur die Geschwindigkeit der Verlegung, sondern auch die minimale Störung und Beeinträchtigung für Anrainer und Verkehr.
Überragender Vorteil des Microtrenchings ist die minimale Störung und Beeinträchtigung für Anrainer und Verkehr.
Die Auswirkungen auf den Verkehr sind gering, oft können die Straßen die ganze Zeit über befahren und die Verlegemaschinen einfach überholt werden. Und die Beeinträchtigungen für die Einwohner bleiben von diesen oft sogar unbemerkt. Wer morgens in die Arbeit fährt und abends heimkommt, hat wahrscheinlich gar nicht mitbekommen, dass in seiner Straße tagsüber Glasfaserkabel verlegt wurden. Ein weiteres Plus des Microtrenchings: Die Technik kann unabhängig von der Jahreszeit eingesetzt werden, auch im Winter.
Was sind die Nachteile von Microtrenching?
Die eierlegende Wollmilchsau ist das Verfahren freilich auch nicht. So ist es nicht auf allen Oberflächen einsetzbar und es besteht die Gefahr der dauerhaften Beschädigung der Materialien, wie etwa bei Pflastersteinen. Die Verfüllbaustoffe stellen ebenso wie die Qualität der Bauausführung sehr hohe Anforderungen. Der Dokumentationsaufwand mit detaillierten Aufzeichnungen über die genauen Lagen und Tiefen der verlegten Leitungen ist ebenso erhöht. Die geringe Verlegetiefe steigert die Gefahr, bei späteren Arbeiten am Straßenkörper die verlegten Leitungen zu beschädigen, und bei einer grundlegenden Erneuerung einer Straße wird eine Um- bzw. Neuverlegung der Glasfaserleitungen zwingend notwendig.
Wer verwendet Microtrenching?
Bei aller Abwägung von Für und Wider haben die ersten Erfolge fertiger Verlegearbeiten hierzulande etliche Gemeinden überzeugt. Dutzende österreichische Kommunen haben sich mittlerweile für den Glasfaserausbau mittels Microtrenching entschieden. Und die Tendenz dürfte auch weiterhin eindeutig zunehmen.
-REDAKTION (Quelle: KOMMUNAL)
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