Als Weihnachtsschmuck ist die Weißbeerige Mistel sehr gefragt. Als immergrüne Pflanze galt sie schon in der Antike als Symbol für Unsterblichkeit. Ihre Beliebtheit hat vielleicht auch damit zu tun, dass es einem alten Brauch zufolge erlaubt ist, sich unter einem Mistelzweig (un)gefragt küssen zu dürfen.
Im öffentlichen Grünraum ist die Mistel jedoch nicht sehr beliebt, weil sie an ihrem Wirtsbaum schmarotzt. Besonders im kahlen, winterlichen Erscheinungsbild der Bäume stechen die belaubten Kugeln der weißbeerigen Mistel (Viscum album) besonders ins Auge, und auf den ersten Blick scheint es Handlungsbedarf zu geben.
Zur Verteidigung der Mistel sei aber gesagt, dass sie lediglich ein Halbparasit ist. Sie zapft mit ihren Senkern „nur“ die Wasserleitung des Baumes im Splintholz an. Da sie selbst grüne Blätter hat, kann sie sich durch Photosynthese selbst mit Energie versorgen. Da die Mistel mit dem Wirtsbaum auf Gedeih und Verderben verbunden ist, hat sie aber kein Interesse daran ihn abzutöten, weil sie dann selbst absterben würde. An Wassermangel stirbt der Baum also nicht.
Durch das hohe Gewicht mehrerer Mistelkugeln im Baum inklusive deren Früchte, kommt es jedoch zu starken mechanischen Belastungen der befallenen Äste. Im kommunalen Bereich stellt sich daher die Haftungsfrage bei Schäden durch das eventuelle Herabfallen stark belasteter Äste.
Eine vollständige Entfernung von Misteln erreicht man nur durch das Abschneiden des Tragastes. Um alle „Mistelwurzeln“ zu erwischen, sollte man den Ast ca. 10 Zentimeter hinter der Mistel im gesunden Holz absägen. So weit reichen nämlich in aller Regel die Mistelwurzeln unter der Rinde. Die beste Zeit für diesen Winterschnitt ist an frostfreien Tagen im Februar.
Stammnahe sitzende oder stammbürtige Misteln können so aber nicht entfernt werden. Hier kommt nur das rindenglatte Herausschneiden der Misteln in Frage. Dabei werden die aus der Rinde hervorwachsenden Misteln möglichst nah an der Oberfläche abgeschnitten. Dafür wäre jetzt im Dezember die richtige Zeit, weil die so gewonnen Misteln lukrativ auf Weihnachtsmärkten verkauft werden können.
Diese Maßnahme nimmt den Vermehrungsdruck, weil keine Früchte mehr verbreitet werden können. Es ist jedoch für den Baum nur eine kurzzeitige Entlastung, weil die Rindenwurzeln im Bast- und Rindengewebe für zahlreichen Neuaustrieb sorgen. Das kann mit der Schösslingsbildung bei frisch gefällten Robinien verglichen werden. Das glatte Abschneiden müsste also ca. alle 5 Jahre wiederholt werden
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– I.WEIPPL (Quelle: Natur im Garten, entgeltliche Einschaltung des Landes Niederösterreich)