Als Vorschau auf den 72. Österreichischen Städtetag (31. Mai -2. Juni in Bad Ischl) gaben heute Städtebund-Präsident Michael Ludwig und Generalsekretär Thomas Weninger Details zum Programm bekannt und präsentierten gemeinsam mit dem SORA-Institut die Ergebnisse des Städtebarometer 2023.
Das Städtebarometer ist eine repräsentative Umfrage unter Bewohner*innen der Mitgliedsgemeinden des Österreichischen Städtebundes und wird seit 2009 von SORA im Auftrag des Österreichischen Städtebundes durchgeführt. Die Studie behandelt Fragen zum Lebensgefühl in den Städten Österreichs, zur Zufriedenheit mit den Angeboten der Städte und als Schwerpunkt 2023 das Thema Kultur.
Teuerung lässt Lebensqualität sinken – Städte haben Schutzfunktion
Im Rahmen der jüngsten Erhebungen wird deutlich, dass trotz der bisherigen Krisenbeständigkeit der Städte die wahrgenommene Lebensqualität im Zuge der Preissteigerungen und multiplen Krisen im Jahresvergleich deutlich abgenommen hat. Die Teuerung und anhaltende Krisen haben sowohl die Lebensqualität als auch die positive Zukunftsaussicht stark beeinträchtigt. Dennoch erfüllen Österreichs Städte in Zeiten der Krisen eine wichtige Funktion und federn die Krisenauswirkungen insofern ab, als dass sie es schaffen, noch Hoffnung auf eine positive Zukunftsaussicht zu geben. Dazu Städtebund-Präsident Bürgermeister Michael Ludwig: „Die Ergebnisse des Städtebarometers zeigen, dass die Politik einen klaren Auftrag hat, die Lebensrealitäten der Menschen zu verbessern. Wir werden niemanden zurückzulassen und trotz aller Krisen versuchen, den Menschen ein Stück weit Zuversicht zu vermitteln“.
Waren es im vergangenen Jahr noch 88% der Stadtbewohner*innen, die angeben, dass ihr Wohnort eine sehr bzw. ziemlich hohe Lebensqualität aufweist, sank dieser Wert heuer auf 79%. Nur 16% der Städter*innen sind optimistisch hinsichtlich der Entwicklung Österreichs. Mehr als die Hälfte zeigt pessimistische Erwartungen für die zukünftige Entwicklung des Landes.
32% der Befragten haben das Gefühl, dass sich die Dinge in ihrer Wohngemeinde in die richtige Richtung entwickeln, für Österreich ist dieser Wert mit 16% nur halb so hoch.
Dennoch gibt es Anzeichen dafür, dass die künftige Entwicklung der Städte und Gemeinden in Österreich weniger negativ bewertet wird: 32% der Befragten haben das Gefühl, dass sich die Dinge in ihrer Wohngemeinde in die richtige Richtung entwickeln, für Österreich ist dieser Wert mit 16% nur halb so hoch. Dazu Städtebund-Präsident Bürgermeister Michael Ludwig: „Dies lässt auf die Resilienz von Österreichs Städten und Gemeinden schließen. Die Kommunen bieten ihren Bewohnerinnen und Bewohnern Schutz und Sicherheit – eine verantwortungsvolle Aufgabe, die wir weiterhin mit all unserer Kraft erfüllen werden.“
„Die Kommunen bieten ihren Bewohnerinnen und Bewohnern Schutz und Sicherheit – eine verantwortungsvolle Aufgabe, die wir weiterhin mit all unserer Kraft erfüllen werden“ – Städtebund-Präsident Michael Ludwig.
Kultur liegt Stadtbewohner*innen am Herzen – vor allem in Wien
Im Zusammenhang mit dem Schwerpunktthema Kultur wird deutlich, dass sechs von zehn Stadtbewohner*innen dieses Thema als besonders wichtig erachten und persönlich daran interessiert sind. In Wien liegt dieser Anteil sogar bei sieben von zehn. Es zeigt sich, dass Österreichs Stadtbewohner*innen kulturell sehr aktiv sind und im Jahr 2022 durchschnittlich 20-mal kulturelle Angebote genutzt haben. Am häufigsten wurden historische und kulturelle Denkmäler, Gedenkstätten und Bauwerke besucht, gefolgt von Kinos und Filmvorführungen sowie Musikveranstaltungen und Museen bzw. Kunstgalerien. Rund ein Zehntel der Stadtbewohner*innen hat im vergangenen Jahr kein kulturelles Angebot in Anspruch genommen – darunter mehr Frauen als Männer, Menschen zwischen 45 und 59 Jahren und Menschen in einer prekären finanziellen Situation.
Kultur leistet wesentlichen Beitrag zur Sozialintegration und wird vor allem direkt im Wohnort genutzt
Die vorliegende Studie verdeutlicht zudem, dass die Nutzung von Kulturangeboten überwiegend direkt im Wohnort stattfindet und dass die Bedeutung dieser Angebote für den Wohnort durchgehend als hoch eingeschätzt wird. Dies gilt sowohl für den Tourismus, die Bewohner*innen der Städte als auch für die Förderung sozialer Durchmischung.
Das Städtebarometer 2023 zeigt zudem, dass Kultur einen direkten Zusammenhang sowohl mit politischer Partizipation als auch mit sozialer Integration aufweist – besonders, wenn diese Angebote kostenlos sind. Kostenlose Kulturangebote tragen folglich zur Verbesserung des Zusammenlebens, des Gemeinschaftsgefühls und der sozialen Durchmischung in den Gemeinden bei. Daher leisten die Städte mit ihren lokalen Kulturangeboten einen bedeutenden Beitrag zum sozialen Zusammenhalt und zur sozialen Integration.
Kulturangebote in Städten stärken die Lebensqualität – und federn damit Krisenfolgen ab
Dies hat auch einen positiven Effekt auf die wahrgenommene Lebensqualität in der Wohngemeinde: Eine hohe Lebensqualität geht Hand in Hand mit einer erhöhten Nutzung kultureller Angebote, einer starken Sozialintegration sowie der Anerkennung der Bedeutung von Kultur für das Zusammenleben. Angesichts der aktuellen Krisensituation bedeutet dies, dass lokale Kulturangebote die Auswirkungen der Krise auf die Lebensqualität abmildern können.
„Die Tatsache, dass nicht nur die finanzielle Lage, sondern auch die kulturelle Beteiligung einen Einfluss auf die Lebensqualität hat, unterstreicht die Notwendigkeit, neben politischer und wirtschaftlicher Teilhabe auch die kulturelle Teilhabe zu fördern,“ betont Thomas Weninger, Generalsekretär des Österreichischen Städtebundes.
Ausblick auf den Städtetag in Bad Ischl
Bundespräsident Alexander Van der Bellen wird am Mittwoch, 31. Juni, den 72. Österreichischen Städtetag feierlich eröffnen. Im Anschluss erfolgt ein hochkarätig besetzter Polit-Talk mit Verfassungsministerin Karoline Edtstadler, Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Städtebund-Präsident Bürgermeister Michael Ludwig, Städtebund-Vizepräsident Bürgermeister Klaus Luger (Linz), Bürgermeisterin Ines Schiller (Bad Ischl) Gemeindebund-Präsident Bürgermeister Alfred Riedl und Weltmusiker Hubert von Goisern.
Am 1. Juni wird der Städtetag in vier Arbeitskreisen zu „Klima und Finanzierung“, „Baukultur“, „Personal neu denken“ und „Kommunales Krisenmanagement“ fortgesetzt.
Den inhaltlichen Abschluss des Städtetages bildet am Freitag, 2. Juni eine Podiumsdiskussion zum Thema „KULTUR ALS ANSTOSS FÜR DIE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG EINER REGION“ – moderiert von Clarissa Stadler. Auf dem Podium diskutieren EU-Abgeordneter Hannes Heide, Schriftstellerin Edith Kneifl, Schauspieler Cornelius Obonya, Kabarettist und Schauspieler Robert Palfrader, Liedermacherin Ina Regen, Elisabeth Schweeger, künstlerische Geschäftsführerin der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl-Salzkammergut 2024 sowie Gregor Seberg, Schauspieler, Kabarettist und Autor.
Der Fokusbericht ist auf Website des Städtebundes abrufbar:
https://www.staedtebund.gv.at/services/publikationen/studien-oestb/
-STÄDTEBUND, APA