Brombeeren in Bromberg? Zumindest anno dazumal! Heute geht man in der Marktgemeinde der zauberhaften Vergangenheit wortwörtlich auf die Spur. Auch an schattiger Abendunterhaltung fehlt es im Ort nicht.
Plumpe, dunkle Beeren und saurer Saft, der nach Sommer und Sonne schmeckt: Hört man Bromberg, so kommen fruchtige Assoziationen auf. Brombergs Name mag wohl von der (eigentlich nicht Beeren- sondern Sammelstein-) Frucht kommen, doch die niederösterreichische Marktgemeinde ist vor allem Hobby-Wanderern wegen der am Scheiterhaufen ermordeten Heilerin Afra Schickh bekannt. An das grausame Kapitel der Hexenverfolgung und den damit einhergehenden Existenzkampf der Frau erinnert nämlich der Hexen-Wanderweg der 1.200 einwohnerstarken Marktgemeinde.
Die Brombeerstaude am „Berch“
Die Bromberger Marktgemeinde liegt im Bezirk Wiener Neustadt, im Südosten des niederösterreichischen Industrieviertels in der Buckligen Welt. Dort entstand die Dorfsiedlung wohl im zehnten Jahrhundert unserer Zeitrechnung. Der Name Bromberg kommt von dem alten Wort „brame“, das soviel wie Dornenstrauch oder Brombeerstaude bedeutet – er lässt sich also tatsächlich auf die schwarzen Früchte zurückführen. Urkundlich wurde „Bramberch“ bereits im Jahr 1144 erwähnt, die Marktgemeinde trägt aber erst seit 1973 diesen Namen. Davor war Bromberg nur eine Ortschaft in der Gemeinde Schlatten. Schlatten wiederum leitet sich ab von dem slawischen Wort für Schilfrohr, „slet“.
Simsalabim und Abrakadabra
Am sagenumwobenen Hexenbrünnl hinter der Bromberger Bergkirche soll Afra Schickh, Heilerin und verurteilte Hexe, vor vielen, vielen Jahren ihre Heilkräuter gesammelt haben. Heute ist der Ort eine Station des Bromberger Hexenwegs. Der Wanderweg beginnt in Bromberg an der Au und führt drei Kilometer den Schlattenbach entlang. Der historische Themenweg klärt durch Info-Tafeln entlang der Wanderroute über die Hexenverfolgung in der Neuzeit und speziell das Schicksal der Kräuterfrau, Afra Schickh, auf.
Kräuterkunde verdammte zum Flammentod
Die kräuterkundige Heilerin Afra Schikh aus Schlatten bei Bromberg lebte im 17. Jahrhundert und fiel dem damaligen Hexenwahn zum Opfer. Sie wurde beschuldigt durch Handauflegen und Verwendung von Kräutern 100 Personen geholfen zu haben. Dieses Verbrechen büßte sie mit dem Tod auf dem Scheiterhaufen. Der ihr gewidmete Hexenweg wurde 1999 im Zuge eines Dorferneuerungsprojekts in die Wege geleitet.
Max stellt Moritz in den Schatten
Durch den örtlichen Dorferneuerungsverein entstand im Jahr 2013 eine weitere Dorfattraktion: das „Schattentheater Bucklige Welt“. Finanzielle Starthilfe erhielt das Theater durch eine Auszeichnung eines niederösterreichischen Ideenwettbewerbs, und startete noch im selben Jahr mit der Aufführung des Stückes „HexenZeitreise“. Seither werden dort Texte der Weltliteratur in ausdrucksvolle Schattenbilder übersetzt.
-E. AYAZ