Die Zahlen der AKV-Insolvenzstatistik für das 1. Quartal 2024 zeigen, dass sich Österreich auf dem Weg zu einem „Rekordpleitenjahr“ befindet.
FIRMENINSOLVENZEN
Die eröffneten 1.091 Firmeninsolvenzen liegen um unglaubliche 35 % über dem Vorjahreswert – es handelt sich um einen Höchstwert der letzten 15 Jahre.
Der Mix aus Inflation mit gestiegenen Energiepreisen und Kreditzinsen, aus rückläufigen Bauvolumina und Immobilieninvestments, einer gedämpften Kreditnachfrage sowie fehlendem Wirtschaftswachstum treibt nicht nur die Insolvenzzahlen in exorbitante Höhen, sondern zunehmend auch größere und am Markt etablierte Unternehmen mit mehreren hundert Arbeitnehmern in die Insolvenz.
In den Statistiken der letzten Jahre hat der AKV eine zunehmende Verlagerung der Insolvenzeröffnungen bei Firmeninsolvenzen von Eigen- zu Gläubigeranträgen aufgezeigt. Im Jahr 2022 wurde nur circa ein Drittel der Firmeninsolvenzen über eigenen Antrag der schuldnerischen Unternehmen eröffnet. Mehrheitlich sind leider weiterhin die Insolvenzeröffnungen nicht auf Initiativen der schuldnerischen Unternehmen, sondern auf Gläubigeranträge zurückzuführen.
Nachdem das Gesamtjahr 2023 von Großinsolvenzen im Handel und Immobilienbereich geprägt war, haben sich die Gesamtpassiva schon im Jahr 2023 auf EUR 13,9 Milliarden mehr als versechsfacht und zudem ist im Jahr 2023 die Anzahl der gefährdeten Arbeitsplätze um 54,53 % auf 18.434 gestiegen. Diese Entwicklung hat sich im 1. Quartal 2024 fortgesetzt.
Gesamtpassiva der eröffneten Unternehmensinsolvenzen
1.Quartal 2024: EUR 2.182.699.000,-
1.Quartal 2023: EUR 516.319.000,-
Gefährdete Arbeitsplätze
1.Quartal 2024: 5.294
1.Quartal 2023: 3.229
Die Branche mit den meisten Insolvenzen im 1. Quartal 2024 war knapp der Handel (275), gefolgt vom Bau (273) und der Gastronomie (180).
Wöchentlich wurden 2024 über das Vermögen von 84 Unternehmen in Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.
Ausblick Firmeninsolvenzen
Nach den Wirtschaftsprognosen und der Einschätzung des AKV werden sowohl die negativen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen als auch die Entwicklung der letzten Monate die überproportionalen Insolvenzeröffnungen prolongieren, so dass uns das Jahr 2024 einen Höchstwert an Firmeninsolvenzverfahren bescheren wird.
Die eröffneten Firmeninsolvenzen werden im Jahr 2024 die 4.000er Marke überschreiten, einschließlich der Insolvenzabweisungen mangels Masse rechnet der AKV jedoch mit circa 7.000 Gesamtfirmeninsolvenzen.
PRIVATINSOLVENZEN
Bereits im Jahr 2023 haben die eröffneten Privatkonkurse um 8,17 % zugenommen und dieser Trend setzt sich auch im Jahr 2024 fort. So sind im 1. Quartal 2024 die eröffneten Privatinsolvenzen um 7,46 % auf 2.335 Schuldenregulierungsverfahren gestiegen. Damit liegt man annähernd wieder auf dem Niveau vor der Pandemie.
Österreichweit nähert man sich bei einer zu erwartenden konstanten Entwicklung der Zahl des Rekordjahres 2018 mit 10.058 Eröffnungen im Gesamtjahr.
Wöchentlich wurden im 1.Quartal 2024 in Österreich über das Vermögen von 180 Privatpersonen Insolvenzverfahren eröffnet.
Die Durchschnittsverschuldung liegt bei EUR 102.200,-, die statistisch mit zunehmendem Alter steigt. Die meisten eröffneten Insolvenzfälle (1.211) wurden in der Alterskategorie der 40 bis 59-jährigen Schuldner verzeichnet.
Nach Bundesländern aufgeschlüsselt stellt sich die Durchschnittsverschuldung der eröffneten Privatkonkurse wie folgt dar:
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– I.WEIPPL (Quelle: AKV, entgeltliche Einschaltung)