02.09.2024

Was tun, wenn Tiere für Streit sorgen

Der einen Freund, des anderen Leid: Haustiere sorgen immer wieder für Zwist in der Nachbarschaft oder in der Gemeinde. Mitunter muss sogar der Ortschef zwischen den Streithähnen vermitteln. Worauf es ankommt.

Immer dieses Gekläffe, von früh bis spät! Der Hund von nebenan belle den ganzen Tag durch: Mit dieser Beschwerde wandte sich ein Steirer an die Behörden. Müßig zu sagen, dass er auf seinen Nachbarn ohnehin nicht gut zu sprechen war – Hund hin oder her. Dieser wollte das aber nicht auf sich sitzen lassen. Er engagierte Nikolaus Binder-Krieglstein, einen Hundetrainer, der zugleich als Mediator arbeitet.

Binder-Krieglstein schnappte sich Zettel und Kuli, danach setzte er sich einen Tag lang in das Haus seines Klienten und notierte, wie oft der Hund bellte. Im Laufe eines Tages meldete sich der Vierbeiner etwa fünf Mal zu Wort, weil draußen wer vorbeiging. „Im Schnitt waren das zehn Sekunden Wauwau“, sagt Binder-Kriegl­stein. „Von Ruhestörung kann da keine Rede sein.“ Der Hund habe zudem keinen Fehler gemacht: „Es ist seine Aufgabe, anzuschlagen.“ Der lärmempfindliche Nachbar zog am Ende den Kürzeren. Aber muss es so laufen?

Am Land gehen die Uhren anders

Wer in einer Stadtwohnung einen Hund hält, der dauernd bellt, könnte bald Probleme mit Nachbarn und Hausverwaltung bekommen. Aber am Land gehen die Uhren etwas anders. Wer besonders ruhebedürftig ist, hat hier in der Regel schlechte Karte. Ja, ein Hahn, der um 5 Uhr früh kräht, mag zart besaitete Zeitgenossen halb wahnsinnig machen. Aber das gehört zum Dorfleben dazu – wie frische Luft, Wiesen und Wälder. Auch gegen ein nächtliches Froschkonzert kann man nichts machen.

Das heißt aber nicht, dass man alles hinnehmen muss. Im Idealfall kann man sich ausreden und gemeinsam eine Lösung finden. Es kann aber auch vorkommen, dass Sie als Gemeindeoberhaupt die Probleme lösen sollen. Der erste Schritt ist ganz banal: Man bringt die beiden Streithähne an einen Tisch. So können Sie sich leichter ein Bild von dem Konflikt machen. Geht es nur um dieses eine Problem? Liegt dem Streit etwas ganz anderes zugrunde? Sind beide Parteien zu gleichen Teilen schuld? Haben Sie es mit einem besonders rücksichtslosen Rüpel zu tun – oder einem bekannten Querulanten, der schon die halbe Nachbarschaft angezeigt hat? Oft liegt aber ein grundlegendes Missverständnis vor. Etwa wenn jemand dem Trubel der Großstadt entflohen ist, um am Land endlich Ruhe zu finden – und dann neben einen Bauernhof gezogen ist. Wenn dort ein Hund den Hof bewacht, ist das Pech für den Zuzügler. Anders sieht die Sache aus, wenn ein Hund im Garten eines Einfamilienhauses ständig an den Zaun läuft, um Passanten oder andere Hunde zu verbellen. Hier lässt sich eine Lösung finden: etwa indem der Hund seltener im Garten ist. Oder – viel eleganter – mit der Hilfe eines Hundetrainers, der sich nicht nur die Fellnase, sondern auch die Besitzer ansieht und Tipps hat, wie das Gekläffe zu unterbinden ist.

Salatbeet als Katzenklo

Aber nicht nur Hunde sorgen für Ärger. Auch Katzen sind immer wieder Grund für Konflikte. Etwa wenn sie über den Zaun in den Nachbarsgarten kommen und dort ihr Geschäft auf den mühsam gezüchteten Gurken, dem Kohlrabi oder dem Salat verrichten. „Katzen sind nicht reviertreu. Sie streunen immer wieder auf anderen Grundstücken“, sagt Binder-Kriegl­stein. Die schlechte Nachricht: „Gegen eine Freigängerkatze kann man nichts machen. Anders als ein Hund kann sie nicht einmal angeleint werden“, sagt der Experte. Und die Samtpfoten können auch nicht wegen Besitz­störung belangt werden.
Eine mögliche Lösung? Es gibt bestimmte Duftstoffe, die Katzen in der Regel nicht ausstehen können. Wer aber auf Nummer sicher gehen will, muss das Gemüsebeet mit einer Vorrichtung gegen Katen schützen. „Wenn man die Sache im Sinne guter Nachbarschaft klären will, dann sollte der Katzenbesitzer bei der Errichtung wenigstens mithelfen“, sagt Binder-Krieglstein. Vielleicht ist das gemeinsame Arbeiten sogar der Beginn einer Freundschaft.

Lautstarke Vögel

Selten gibt es Probleme mit Pferdebesitzern – wenn diese ausreiten. Wald­­wege oder Wiesen können von den Hufen in Mitleidenschaft gezogen werden. Hier ist der Fall klar: Ohne Erlaubnis der Besitzer haben Pferde auf einem Privatgrundstück nichts verloren. Punkt.

Und dann wäre da noch die Sache mit den Vögeln. Ein Klassiker des Nachbarschaftsstreits, meint der Experte. Besonders im Sommer stellen manche die Käfige mit den Kanarienvögeln oder Papageien ins Freie – und unterschätzen den Lärm: „Gegen einen Käfig voller Aras hört sich Hundegebell wie Mozart an“, sagt der Mediator. Auch dagegen könne man behördlich nichts tun. Wohl aber, wenn sich beide Parteien um einen Kompromiss bemühen. Dann sind die Vögel eben nur zu bestimmten Zeiten im Freien – wenn der Nachbar ohnehin in der Arbeit sitzt.

Eine goldene Regel für Konflikte rund um das liebe Vieh gibt es nicht. Mit Ausnahme des alten Spru­chs: „Beim Reden kommen die Leut z’sam.“

Wenn Haustiere für Streit sorgen

  • Bellende Hunde. Vor allem am Land muss man das Bellen von Hunden akzeptieren, wenn sie anschlagen. Wenn das Gekläffe am Zaun zu schlimm wird, kann ein Hundetrainer oder eine Hundeschule helfen.
  • Streunende Katzen. Die Samtpfoten scheren sich nicht um Besitzgrenzen – und man kann sie nicht daran hindern. Wenn sie ihr Geschäft im Gemüsegarten machen, helfen Duftstoffe oder eine bauliche Vorrichtung.
  • Pferde. Wenn Reiter mit Pferden einen Ausflug über private Wiesen oder Wege machen, ist die Sache klar: Das ist verboten.
  • Vögel. Egal ob es ein Hahn ist, der um 5 Uhr früh kräht, oder ein Käfig mit Kanarien­vögeln: Die Lärmbelästigung kann erheblich sein. Eine gesetzliche Handhabe dagegen gibt es für genervte Nachbarn aber nicht.

-WOLFGANG RÖSSLER

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