© BMI/Tobias BOSINA

Vorarlberg

14.10.2024

So hat Vorarlberg gewählt!

Vorarlberg bleibt auch nach der Landtagswahl vom Sonntag – trotz ÖVP-Verlusten – weiterhin eine schwarze Bastion, wenn auch nicht mehr so klar wie bisher: Wie stets seit 1945 kam die Volkspartei neuerlich auf Platz eins. Allerdings rutschte die ÖVP mit 38,3 Prozent (vorl. Ergebnis inkl. Wahlkartenprognose) erstmals unter die 40-Prozent-Marke. Die FPÖ knackte mit 28,0 Prozent ihren Rekord aus dem Jahr 1999 (27,41 Prozent) und kam vor den Grünen auf Platz zwei.

FPÖ mit Rekordplus

Damit verzeichnete die FPÖ nicht nur ein neues Rekordergebnis, sondern auch ein neues Rekord-Plus von 14,1 Prozentpunkten (bisher +12,18 im Jahr 2009).

Die Grünen – traditionell stark im Ländle – verloren mit 12,5 Prozent und einem satten Minus von 6,4 Prozentpunkten den zweiten Platz an die FPÖ. Die SPÖ ist im Ländle auch nach dem Sonntag so schwach wie sonst nirgends und bleibt – wie schon seit der Landtagswahl 2014 – mit dem Ergebnis von 9,1 Prozent (-0,4) weiterhin nur einstellig. Leicht verbessern konnten sich die NEOS mit einem Plus von 0,4 Prozentpunkten auf 8,9 Prozent, was gegenüber dem bisherigen Rekordergebnis von 2019 (8,51) einen minimalen Zuwachs bedeutete (+0,4).

Mächtige ÖVP im Ländle

Wie unangefochten die im westlichsten Bundesland mächtige ÖVP bis zur Wahl vom Sonntag war, zeigt der – bisher – große Abstand zu den übrigen Parteien. Bei den (exklusive der aktuellen Wahl vom 13. Oktober) 16 Landtagswahlen seit 1945 lag die Volkspartei stets mehr als 18 Prozentpunkte vor allen anderen. Am nächsten heran rückten vor 25 Jahren die Freiheitlichen, als diese 1999 mit 27,41 Prozent ihr – nun getopptes – bestes Ergebnis einfuhren. Die ÖVP, die 1999 mit 45,76 Prozent erstmals die absolute Mandatsmehrheit im Landtag verlor, lag damals aber immer noch 18,35 Prozentpunkte voran. Beim Urnengang 2019 betrug der Abstand zwischen ÖVP und den zweitgereihten Grünen 24,64 Prozent.

Diese Dominanz ist nun deutlich geschmälert: Der Abstand zwischen ÖVP (38,3 Prozent) und FPÖ (28,0 Prozent) beträgt nur mehr rund zehn Prozentpunkte.

Nach 1999 verlor die ÖVP bei Landtagswahlen in Vorarlberg dann 2014 (nach einer zwischenzeitlichen Erholung) zum zweiten Mal die absolute Mehrheit. Das war damals gleichzeitig die erste Wahl nach der Amtsübernahme des bis heute amtierenden Landeshauptmanns Markus Wallner. Der Absturz auf 41,79 Prozent war – bis zum aktuellen Wahlergebnis vom Sonntag – das schwächste Ergebnis der Volkspartei.

Das größte Debakel war die Wahl 2014 auch für die in Vorarlberg traditionell schwache SPÖ. Sie erlitt damals mit 8,77 Prozent ihr erstes einstelliges Ergebnis aller Landes- und Bundeswahlen – und blieb es bis heute. Viel zu holen gab es für die Roten nie in Vorarlberg: Das beste Ergebnis waren 29,54 Prozent im Jahr 1964.

Ein gutes Pflaster ist das Ländle dagegen an sich für die Grünen. 18,89 Prozent im Jahr 2019 sind das österreichweit bisher zweitbeste Ergebnis der Öko-Partei – nach den seitdem wieder deutlich geschmälerten 20,18 Prozent in Salzburg im Jahr 2013. In Vorarlberg war das der grüne Bestwert seit dem Landtagseinzug 1984, zudem eroberte die seit 2014 in Vorarlberg mitregierende Partei erstmals irgendwo den zweiten Platz – den sie am Wahlsonntag nun wieder verlor.

Prinzipiell immer schon stark war in Vorarlberg das sogenannte Dritte Lager. Bereits beim erstmaligen Antritt der Wahlpartei der Unabhängigen (WdU bzw. VdU), die sich vor allem an ehemalige Nationalsozialisten und Heimatvertriebene wandte, erreichte diese 1949 in Vorarlberg mit 22,06 Prozent ihr bestes Ergebnis österreichweit. Allerdings ist die VdU-Nachfolgepartei FPÖ auch die Partei mit den größten Schwankungen: Sie kletterte mehrfach auf über 20 Prozent, um dann aber immer wieder abzustürzen – allerdings nie unter 10,49 Prozent (1984). Die größte Zustimmung gab es bis zum aktuellen Wahlsonntag im Jahr 1999 mit 27,41 Prozent. Im Jahr 2004 brachen die Freiheitlichen um 14,47 Prozentpunkte ein. Bei der folgenden Wahl 2009 legten sie wieder um 12,18 Prozent – das bis zum Wahlsonntag größte Plus – zu. Der nächste und bisher zweitgrößte Absturz erfolgte bei der letzten Wahl 2019 im Schatten von Ibiza- und Spesenskandal (minus 9,49 Prozentpunkte) auf 13,93 Prozent.

Äußerst beständig waren die Landeshauptleute in Vorarlberg. Sie alle hielten sich lange im Amt – und so gab es bisher erst fünf, alle von der ÖVP. Am längsten amtierte Herbert Keßler – für fast 23 Jahre von Oktober 1964 bis Juli 1987. Markus Wallner (ÖVP) ist mit seinen fast 13 Jahren Amtszeit mittlerweile der dienstälteste Landeshauptmann Österreichs und der 57-Jährige geht nun wohl in die Verlängerung. Im beständigen Ländle hat er erst den bisher kürzest dienenden Landeshauptmann überholt, das war Martin Purtscher mit knapp zehn Jahren.

– REDAKTION (Quelle: APA)

© Copyright - Kommunalnet