Öffi-Ausbau hin oder her – aber wie bewältigt man die berühmte „letzte Meile“? Der sogenannte „Mikro-ÖV“ zielt genau auf Bedarfsverkehr ab. Das sind beispielsweise Ruftaxis, Leihautos oder Sammelbusse. Was es braucht, um solchen Bedarfsverkehr erfolgreich umzusetzen, wurde vom Forschungsprojekt PRIMA untersucht. Das Ergebnis ist ein Leitfaden mit Empfehlungen für Gemeinden mit unterschiedlichen Voraussetzungen.
24 Erfolgsfaktoren für Mikro-ÖV
Im Rahmen des Forschungsprojektes PRIMA wurden in einem Prototyp 24 Erfolgsfaktoren für Bedarfsverkehre („Mikro-ÖV“) festgelegt. Darin sind Faktoren der Angebotsgestaltung, wie Bediengebiet oder zeitliche Parameter, sowie Faktoren, die das Engagement von Politiker*innen oder die Bewerbung betreffen, berücksichtigt. Die Erfolgsfaktoren sind je nach Gemeindetyp, in dem der Bedarfsverkehr fährt und je nach Zielstellung, die dieser verfolgt, unterschiedlich ausgeprägt. Für touristische Gemeinden gibt es zusätzliche Empfehlungen. Die Gemeindetypen wurden für ganz Salzburg erarbeitet, die Erfolgsfaktoren können aber auf andere Teile Österreichs übertragen werden.
Die 24 Faktoren lauten:
- Organisationsmodell (Kooperation mit lokalen Transportunternehmen oder Mobilitätsverbund)
- Zielgruppen (Wer ist die Hauptzielgruppe? Zum Beispiel ältere Personen, Schulkinder oder Tourismus)
- Bedienform (z.B. von Haltepunkt zu Haltepunkt)
- Bediengebiet
- Finanzierung
- Zeitliche Parameter (Betriebszeiten)
- Tarifgestaltung
- Disposition (z.B. Buchung des Ruftaxis über eine App)
- Fahrzeuge
- Fahrer:innen
- Barrierefreiheit
- Haltepunktqualität
- Evaluierung und Qualitätssicherung (Auswertung der Nutzung)
- Ergänzende Sharingangebote (Carsharing oder Bikesharing)
- Integrierte Buchungsmöglichkeit (buchen und zahlen)
- ÖV-Angebotsintegration (Bedarfsverkehr und Öffi-Verkehr abstimmen)
- Integrierte Beauskunftung
- Kooperation mit lokalen Betrieben (z.B. Taxiunternehmen)
- Kümmerer:innen (Ansprechperson)
- Engagement der Politik
- Lokale Multiplikator:innen
- Bewerbung und Image
- Sichtbarkeit im öffentlichen Raum (z.B. Beschilderung)
- Einbeziehung lokaler Akteur:innen (z.B. Vereine)
Die 24 Erfolgsfaktoren mit Zielsetzung sollen hier anhand von praktischen Beispielen veranschaulicht werden:
Beispiel: Gemeinde Altenmarkt im Pongau
Die Gemeinde Altenmarkt im Pongau entspricht laut dieser Einstufung dem Gemeindetyp A (gute flächendeckende Mobilitätsversorgung). Das bedeutet, dass es in Altenmarkt gute lokale und überregionale Öffi-Anbindungen gibt. Bedarfsverkehr kann hier als Ergänzung eingesetzt werden, um Lücken im System zu schließen. Der Gemeinde wird daher empfohlen, bei der Umsetzung von Bedarfsverkehr das Ziel der Mobilitätswende vor Augen zu haben – also weg vom eigenen Auto hin zu nachhaltigerem Verkehr wie Radverkehr oder eben Bedarfsverkehr.
Beispiel: Gemeinde Annaberg-Lungötz
Die Gemeinde Annaberg-Lungötz entspricht demnach dem Gemeindetyp C (kleine Gemeinde mit Lücken im Mobilitätssystem). Hier lautet das Ziel, Daseinsvorsorge zu gewährleisten und den Menschen überhaupt Mobilität zu ermöglichen.
Insgesamt hilft das Tool dabei, die verschiedenen Faktoren im Blick zu behalten, die für eine erfolgreiche Implementierung von Bedarfsverkehr zu berücksichtigen sind.
Gefördert wird PRIMA von der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG und dem Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (BMK) im Rahmen der 1. Ausschreibung zum Thema Mobilität (FFG) im Frühjahr 2022 („Regionen: ländliche Räume mobilisieren und nachhaltig verbinden“).
-REDAKTION (Quelle: mobyome)
LINKS
1
Voller Posteingang in Mailberg?
2
Was tun, wenn Demenzkranke zur Gemeinde kommen?
3
Breitenfurt kommt mit Loanboox schnell und einfach zum Darlehen
4
Warum sind Ihre Parkplätze eigentlich noch keine Tankstellen?
5
Phishing, Malware und Co: Wie Gemeinden Cyber-Risiken begegnen können