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Infrastruktur

24.02.2025

Sind die Bürgermeister wirklich die bösen Bodenverbraucher?

Immer wieder heißt es:, die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister seien die „Zubetonierer der Nation“. In den Gemeinden werden nach Lust und Laune gewidmet. Stimmt das so? Sind die Gemeinen wirklich die bösen Bodenverbraucher?

In der neuen Folge des Gemeindebund-Podcasts „Amtsgeheimnisse“ spricht Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit dem Universitätsprofessor für Raumordnungsrecht und Raumordnungspolitik an der TU Wien Arthur Kanonier über die Rolle der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister beim Thema Bodenverbrauch, Bodenschutz und wie man künftig Boden sparen kann.

12 Hektar täglich verbraucht

In Österreich werden täglich 12 Hektar Boden verbraucht – das ist weit mehr als in anderen europäischen Ländern. Auch die Forderung nach einem 2,5-Hektar-Ziel wird immer als Allheilmittel gegen den rasant steigenden Bodenverbrauch genannt. Und die EU-Bodenstrategie verlangt bis 2050 einen Netto-Null-Flächenverbrauch. Wie wird also künftig gebaut und gewidmet werden in Österreichs Gemeinden? – das und mehr diskutiert Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl mit seinem aktuellen Gast.

Kommunaler Bodenschutzplan des Gemeindebundes

Die Gemeinden bekennen sich dazu, sorgsam mit der Ressource Boden umzugehen. Der Österreichische Gemeindebund hat dafür im Herbst den „Kommunalen Bodenschutzplan“ präsentiert, um den Entscheidungsträgern vor Ort eine Hilfestellung und einen Werkzeugkoffer bei Widmungen oder künftigen Bauvorhaben anzubieten.

Raumordnungsexperte Arthur Kanonier sieht die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister nicht als die bösen Zubetonierer, dennoch werde in Österreich vergleichsmäßig viel verbaut. Der Experte plädiert jedoch dafür, die Begrifflichkeiten beim Bodenverbrauch genauer zu definieren.

„Es ist ein Unterschied, ob wir von Bodeninanspruchnahme, Versiegelung oder Widmung sprechen“, – Arthur Kanonier.

Die Rolle der Gemeinden in der Raumordnungsfrage sind essentiell. „Der Bürgermeister ist zwar verantwortlich für die Raumplanung, aber er ist aus gutem Grund nicht alleine als Einzelperson verantwortlich, sondern der gesamte Gemeinderat“, so Kanonier.

„Das ist keine Nacht- und Nebelaktion des Bürgermeisters“.

Und er stellt auch klar: „Jede Umwidmung in Österreich ist aufsichtsbehördlich genehmigt. Das ist keine Nacht- und Nebelaktion des Bürgermeisters, da schaut auch das Land drauf“, stellt der Experte klar. Dazu kommt, dass Flächenwidmungspläne öffentlich einsehbar sind. Um für die Zukunft vernünftige Vorschriften für neue Bauten, Widmungen und Bodenverbrauchs aufzustellen, dafür braucht es laut dem Experten einen breiten gesellschaftspolitischen Diskurs.

Mehr Bürgerbeteiligung bei Raumplanung

Auf die Frage nach der Rolle und Verantwortung des Bürgers und individuellen Bodenverbrauchers meint Arthur Kanonier: „Die Gesellschaft fordert zunehmend einen sorgsameren Umgang mit dem Bodenverbrauch ein. Diese Entwicklung sollten wir alle nutzen und die Bürgerinnen und Bürger bei künftigen Projekten und Planungen mitnehmen“, so Kanonier. Österreich sei für den Experten noch nicht fertig gebaut, wie es Kritiker oft meinen. Es brauche jedoch künftig bei der Raumplanung mehr Balance-Abwägung zwischen den Interessenten.

Hören Sie die neue Folge des „Amtsgeheimnisse“-Podcasts auf allen gängigen Streaming-Plattformen!

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