Bei den Gemeindewahlen in Vorarlberg gab es einige Überraschungen. In Bregenz, Bludenz und Hohenems konnten die amtierenden Bürgermeister:innen ihr Amt verteidigen, doch in sieben Gemeinden kommt es zu Stichwahlen.
Ritsch und Tschann bleiben auf Platz eins
Bürgermeister Michael Ritsch bleibt in der Landeshauptstadt Bregenz mit 50,94 Prozent der Stimmen ohne Stichwahl im Amt – eine der großen Überraschungen der Vorarlberger Gemeindevertretungs- und Bürgermeisterwahlen. Ebenfalls überraschend gibt es in Bludenz keine Stichwahl, Simon Tschann (ÖVP) bleibt im Amt. In Feldkirch muss Andrea Kerbleder (FPÖ) in die Stichwahl gegen ÖVP-Bürgermeister Manfred Rädler, in Hohenems wurde FPÖ-Stadtoberhaupt Dieter Egger bestätigt.
Ritsch hatte 2020 Langzeit-Bürgermeister Markus Linhart (ÖVP) abgelöst. Die anderen zur Direktwahl angetretenen Kandidaten – Hubert Kinz (FPÖ), Vizebürgermeisterin Sandra Schoch (Grüne) und Michael Sagmeister (NEOS) – kamen auf 9,92, 5,84 und 3,34 Prozent. Schochs Stimmenanteil wurde dabei gegenüber 2020 (11,60 Prozent) praktisch halbiert. In der Wahl der Stadtvertretung legte die SPÖ von 29,58 auf 42,70 Prozent bzw. von 11 auf 16 Mandate zu. Die ÖVP verlor mehr als neun Prozentpunkte und fiel von 39,37 auf 30,14 Prozent bzw. von 15 auf 11 Mandate zurück.
Einbußen gab es auch für die Grünen, die nach 16,61 Prozent 2020 heuer nurmehr 10,99 Prozent (4 anstatt 6 Mandate) erreichten. Sie wurden von der FPÖ überholt (11,20 Prozent, 2020: 6,81), die ihren Mandatsstand auf vier verdoppelte. Einen leichten Verlust gab es bei den NEOS, die von 5,65 Prozent auf 4,97 Prozent (1 statt 2 Mandate) zurückfielen.
Stichwahl um Bürgermeisteramt in Lustenau
In Österreichs größter Marktgemeinde Lustenau kommt es in zwei Wochen zu einer Stichwahl-Entscheidung um die Nachfolge von Kurt Fischer (ÖVP), der nicht mehr antrat. Aus der Pole-Position startet dabei ÖVP-Kandidat Patrick Wiedl, auf den in der Direktwahl 3.482 Stimmen (36,66 Prozent Stimmenanteil) entfielen. Herausgefordert wird er von Martin Fitz (FPÖ), der den Grün-Kandidaten Simon Vetter am Sonntag um lediglich 15 Stimmen distanzierte.
Feldkirch: ÖVP mit Minus und FPÖ mit Plus in der Stichwahl
In Feldkirch setzte sich 2025 der Abwärtstrend der Stadt-ÖVP fort, sie musste neuerlich eine Wahlniederlage hinnehmen und rutschte von 40,48 auf 36,7 Prozent ab, behielt aber die Führung. Auf dem zweiten Platz landete laut einer Aussendung der Stadt die FPÖ, sie legte von 18,19 auf 25,4 Prozent zu und setzte damit ihren Aufschwung fort. Von 7,15 Prozent 2005 hatten sich die Freiheitlichen in Feldkirch kontinuierlich bis 2020 auf 18,19 Prozent gesteigert. Ihre Bürgermeister-Kandidatin Andrea Kerbleder zog nun mit 27,5 Prozent gegen ÖVP-Amtsinhaber Manfred Rädler (36,8 Prozent) in die Stichwahl ein. Noch 2010 hatte die ÖVP in Feldkirch sowohl in der Stadtvertretung als auch beim Bürgermeister Werte von weit über 60 Prozent eingefahren.
ÖVP schaffte in Bludenz die Absolute, herbe Verluste für SPÖ
In Bludenz wird es anders als bei vergangenen Wahlen heuer keine Stichwahl geben. ÖVP-Amtsinhaber Simon Tschann schaffte seine Wiederwahl im ersten Anlauf, er kam auf 50,60 Prozent. In der Stadtvertretung gewann die ÖVP ein Mandat auf nun 17 von 33 dazu (48,50 Prozent) und hält damit die absolute Mandatsmehrheit. Die SPÖ unter Landesparteivorsitzendem Mario Leiter musste dagegen eine Niederlage hinnehmen, man verlor drei der 14 Mandate.
Der Wahlausgang in Bludenz war mit besonderer Spannung erwartet worden, denn Tschann war durch eine kürzliche Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs in erster Instanz belastet. Das Duell zwischen ÖVP und SPÖ hat in der Alpenstadt Tradition, Stadtpolizist Leiter war der ÖVP dort im Kampf um den Bürgermeistersessel bereits zweimal, 2020 und 2015, in der Stichwahl gefährlich nahe gekommen. Auf die Neuauflage des Zweikampfes hatte die Sozialdemokratie daher große Hoffnungen gesetzt. Als Wahlsieger fühlen konnte sich die FPÖ, die zu ihrem einen Sitz mit 14,00 Prozent drei dazugewinnen konnte, ebenso die NEOS, die mit einem Mandat und 4,20 Prozent ins Stadtparlament einziehen.
FPÖ-Egger in Hohenems klar bestätigt
In Hohenems bleibt der seit 2015 amtierende FPÖ-Bürgermeister Dieter Egger mit 63,5 Prozent der Stimmen in der Direktwahl fest im Sattel, die FPÖ wurde auch in der Gemeindevertretung mit 48,30 Prozent wieder stärkste Partei. Sie verfehlte damit in der 36 Sitze umfassenden Stadtvertretung mit 18 Mandaten denkbar knapp die absolute Mehrheit. Auf dem zweiten Platz landeten weit abgeschlagen die Grünen mit 15 Prozent, dicht gefolgt von der Volkspartei mit 13,3 Prozent und der Liste „Ems isch üsr“ mit 11 Prozent.
-APA, orf.at