Größere Rasenflächen, die nicht begangen werden, eignen sich häufig für die Weiterentwicklung in eine Naturblumenwiese durch eine Pflegeumstellung. Die Weinviertler Gemeinde Engelhartstetten hat 2024 die Umstellung auf mehreren Flächen getestet. Im Folgenden wird aus den Erfahrungen berichtet.
Die Gemeinde Engelhartstetten im südöstlichen Marchfeld ist vor allem für das Festschloss Hof bekannt. Aber nicht nur geschichtliche, sondern auch naturräumliche Schätze liegen in der Gemeinde: Sie hat Anteil am Nationalpark Donau-Auen sowie an den Natura 2000 Gebieten March-Thaya-Auen und Sandboden & Praterterrasse. Feuchte als auch sehr trockene Lebensräume liegen nahe beieinander – ein Paradies für die Artenvielfalt.
Das 2024 durchgeführte Projekt „BIEZEN“ hatte das Ziel, in den Ortsgebieten neue Lebensräume für Bienen und Co zu schaffen. Konkret sollten in 5 Katastralgemeinden Rasenflächen in Wiesen umgewandelt werden.
Mit einem Mitarbeiter des Bauhofs wurden mögliche Flächen im Mai 2024 begangen. Zuvor waren diese drei Wochen lang nicht gemäht worden. Bereits nach dieser kurzen Zeit entwickelte sich auf den trocken gelegenen Rasenflächen ein blühender Teppich aus Thymian, ein Leckerbissen für Honig- und Wildbienen.
Etwas seltener mähen, und schon werden blühende Kräuter sichtbar. Copyright: Martina Liehl-Rainer „Natur im Garten“
So gelingt die Umstellung
Nach der ersten Begutachtung, und mit Einbeziehung der jeweiligen Ortsvorsteher, wurde vereinbart, die Probeflächen bis zum Herbst nicht zu mähen. Lediglich die Ränder wurden weiter gemäht, um der Bevölkerung zu signalisieren, dass die Flächen nicht „vergessen“ wurden. Die Probeflächen erhielten außerdem Infotafeln.
Bei der zweiten Begehung im September wurde deutlich, dass hier wie vermutet botanische Schätze schlummerten. Typische Trockenarten der Marchfeldregion wie Thymian und Feldmannstreu waren zu sehen. Aufgrund des sandigen und somit trockenen und mageren Untergrundes war der Aufwuchs bei manchen Flächen eher niedrig. Auf solchen Flächen wird zukünftig eine einmalige Mahd jährlich ausreichen. Bei den wüchsigeren Standorten ist eine zweimalige Mahd pro Jahr empfehlenswert.
Begleitend hat im Herbst 2024 für die Bürgerinnen und Bürger eine Informationsveranstaltung im Gemeindesaal stattgefunden, und ein Bericht kam in die Gemeindezeitung. Damit sollte die Akzeptanz für die Pflegeumstellungen gehoben werden.

Eine weitere Potentialfläche bei der Begehung im Herbst. Copyright: Martina Liehl-Rainer „Natur im Garten“
Vieles an der Pflegeumstellung hat positive Effekte: Die Gemeinde spart bei den Pflegezeiten, die Natur profitiert enorm.
Folgende Empfehlungen möchten wir weitergeben, wenn Sie in Ihrer Gemeinde ähnliches umsetzen möchten:
In vielen Gemeinden müssen Wiesenpflegegeräte erst angekauft werden. Das Mähgut muss abtransportiert werden, häckseln oder mulchen wäre kontraproduktiv. Es ist zu klären, wer dies durchführt, mit welchem Equipment und was mit dem Schnittgut passiert. Alternativ kann eine externe Firma oder eine Landwirtin bzw. ein Landwirt mit der Pflege beauftragt werden. Bewusstseinsbildung und Information der Bevölkerung sowie Abstimmung mit allen Beteiligten sind von Beginn an sehr wichtig.
In der Umstellungsphase kann der Zeitaufwand etwas höher sein, bis sich die neue Pflege eingespielt hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die für die spätere Pflege verantwortlich sind, werden am besten von Beginn an involviert und erhalten Unterstützung durch Beratungen oder Erfahrungsaustausch.

Hinweisschilder, wie hier bei einer Wiesenansaatfläche in Kleinhöflein bei Retz, fördern die Akzeptanz. Copyright: Lena Karasek „Natur im Garten“
„Natur im Garten“ unterstützt Ihre Gemeinde sehr gerne bei der Umstellung oder dem Anlegen einer Naturblumenwiese. Gemeinden in Niederösterreich beraten wir vor Ort kostenlos über die verschiedenen Formen der Anlage und Pflege.
Weiterführende Infos finden Sie auch hier: Broschüre „Blumenwiesen – pflegeleichte, attraktive Flächen mit hoher Artenvielfalt“