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26.08.2019

Teil 7: Was die Gemeinden sonst noch tun können

Über die bereits präsentierten Abschnitte des Expertentalks hinaus gilt es, die Möglichkeit eines Blackouts in vielen Bereichen mitzudenken. Im letzten Teil gibt Herbert Saurugg Denkanstöße für Gemeinden und Entscheider aus anderen Bereichen.

Von der Vorsorge des Einzelnen über die Rolle der Einsatzorganisationen, der Gemeinden, der Gesundheitsbetriebe bis hin zum Schutz der Infrastruktur und der Lebensmittel- sowie Wärmeversorgung reichte der Bogen der bisher kurz beschriebenen Handlungsfelder in der Vorsorge bei einem Blackout. Ganz klar ist, dass Gemeinden im Ernstfall eine wesentliche Koordinierungsfunktion haben werden und es besser ist, sich rechtzeitig damit auseinanderzusetzen, um Chaos zu verhindern. Im letzten Teil gibt Herbert Saurugg auch einen Ausblick, in welchem Bereichen auch schon bei der Planung an einen Blackout gedacht werden sollte.

Herr Saurugg, welche Bereiche sollten Gemeinden oder andere Entscheidungsbefugte über das bisher gelesene noch bedenken?

Ich denke, grundsätzlich wir müssen wieder von unserem reinen betriebswirtschaftlichen Optimierungs- und Effizienzsteigerungsdenken wegkommen. Vor allem dort, wo es um so kritische Abhängigkeiten von Infrastrukturen geht, wie sie hier dargestellt wurden. Für gewisse Bereiche müssen einfach Rückfallebenen vorgesehen und vorgehalten werden. Das verursacht auch Kosten, weil sie hoffentlich nie oder nur ganz selten zum Einsatz kommen. Aber das ist eine Überlebensversicherung, die wir in den letzten Jahren oft leichtfertig aufgegeben haben.

Daher sollte man vor allem bei der Wasserver- und Abwasserentsorgung auf Robustheit achten. Kommunale Betriebe und Infrastrukturen sind ein unverzichtbarer Wert. Das muss man vielleicht auch wieder stärker kommunizieren, damit dies auch wieder wertgeschätzt wird. Auch, damit die Bevölkerung die erforderlichen Aufwände und Kosten mitträgt.

Herbert Saurugg hat als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr begonnen, sich mit dem Thema der Blackout-Vorsorge zu beschäftigen. Er war Gründungsmitglied der Cyber Security Austria und begleitet zahlreiche Gemeinden dabei, sich auf einen Blackout vorzubereiten.

Ein anderes Thema ist die Bauordnung. Hier könnte auch viel stärker auf die regionale Robustheit geachtet werden. Das beginnt mit vorzusehenden Lagerflächen für Lebensmittelvorräte. Wir müssen dabei nicht auf die Zeit der Atomschutzbunker zurückfallen. Aber eine gewisse Selbstversorgungsfähigkeit macht auch heute noch Sinn. Aufgrund der sehr verwundbaren Versorgungsketten sogar mehr denn je. Dazu gehören auch möglicherweise bereits vorhandene Brunnen.

Ein anderes Thema ist die Energieversorgung. Aber das passt eh gerade sehr gut zu den Klimaschutzbestrebungen. Aber man muss hier in funktionalen Einheiten denken. Eine Photovoltaikanlage liefert nämlich bei einem Stromausfall auch keinen Strom, wenn sie nicht als inselbetriebsfähige Anlage gebaut wurde, was derzeit noch die absolute Ausnahme ist. Gleiches gilt für Speicher, die mittlerweile häufig miteingebaut werden. Hier fehlt nur ein kleiner Schritt: Man braucht eine Netztrennung und einen inselbetriebsfähigen Wechselrichter. Dann könnte auch eine dezentrale Notstromversorgung mit erneuerbaren Energien sichergestellt werden. Und da sollten wir mehr auch in der Förderpolitik darauf achten. Mit einer solchen Anlage könnten viele Probleme auf Haushaltsebene gelöst werden. Die Kühlung oder Heizung können aufrechterhalten werden. Und es gibt Licht. Aber auch im kommunalen Bereich könnten damit gewisse Notleistungen besser erfüllt werden. Und wenn man diese Rückfallebene bzw. Versicherungsleistung miteinkalkuliert, dann rechnet sich das auch viel rascher.

Wie sich an diesen wenigen Beispielen zeigt, gibt es hier auch viele Chance, die sich auch im Alltag bzw. Normalbetrieb positiv auswirken. Und wenn man über diese Dinge spricht und gemeinsam nach Lösungen sucht, dann fördert das auch den sozialen Zusammenhalt. Gerade die Kommunikation ist von zentraler Bedeutung. So lange die Menschen auch in der Krise miteinander reden und gemeinsam etwas machen, werden Eskalationen ausbleiben. Daher haben wir es in der Hand, wie schlimm wir wirklich getroffen werden können. Warten wir nicht zu, sondern beginnen wir mit einfachen Schritten, wie wir sie hier besprochen haben. Zukunft passiert nicht einfach, wir gestalten sie. Im Positiven wie im Negativen.

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