Mikro-ÖV-Systeme, also Lösungen des öffentlichen Verkehrs (ÖV) im kleinen Rahmen (Mikro), sind der Versuch von überregionalen Zusammenschlüssen, seinen Bürger/innen die Möglichkeit zu bieten, ohne Auto den Alltag bestreiten zu können. Besonders in Regionen, in denen der öffentliche Nahverkehr nicht ausreichend ausgebaut ist, sollen solche Systeme Abhilfe schaffen. Eine der größten beispielhaften Initiativen ist das geplante Sammeltaxi in der Region Almenland in der Oststeiermark.
Lokale Taxiunternehmen werden ins Boot geholt
Die in der Steiermark geplanten Initiative soll mehrere Komponenten miteinander vereinen. Einerseits neue Strecken und Orte zu erschließen, andererseits bereits bestehende Systeme zielführend in das Gefüge zu integrieren. Mehrere, bereits etablierte Taxi- und Busunternehmen werden unter einem Banner vereint. Vorbildhaft hierfür ist in der Steiermark das GUST-Mobil, welches ebenfalls an einzelnen Schnittstellen an das Projekt im Almenland gekoppelt wird – der Name ist Anlehnung an den politischen Bezirk Graz-Umgebung und dessen Nummerntafelabkürzung GU mit dem dahinterstehende System des „IST-Mobil“. IST bezeichnet in diesem Zusammenhang „Interface for Smart Transport“, also Benutzeroberfläche für intelligenten Nahverkehr, das System, das auch im Projekt Oststeiermark zum Tragen kommen wird.
Dichtes Netz
Insgesamt werden bis Juli 2019 in insgesamt 117 Gemeinden 2.851 Haltestellen eingerichtet, zu welchen man das Anruf-Sammeltaxi ordern kann. 1.606 werden in den Gemeinden der Oststeiermark eröffnet, die restlichen 1.245 Stationen werden an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs gekoppelt. Zentrales Interesse bei der Planung ist es, Gemeindezentren mit wichtigen „Point of Interests“ (POI) zu verbinden. Dazu zählen unter anderem Supermärkte und Einkaufszentren, aber auch Schnellbahnstationen oder Busstationen mit regelmäßigen Fahrzeiten.
Erweiternd zu den Abfahrten von Sammelstellen besteht auch die Möglichkeit zur Hausabholung für mobilitätseingeschränkte Personen, womit auch Ältere und Gebrechliche in das System eingegliedert werden können. Regulär sieht der Vorgang so aus, dass Fahrten telefonisch oder per Handy-App bestellt und mittels intelligenter Dispositionssoftware gebündelt werden. Hierbei kommen mehrere regionale Taxiunternehmen zum Zug. Anrufer werden nacheinander einsammelt und zum vereinbarten Endpunkt gebracht. Dabei wird die gesamte Region in mehrere Kreise eingeteilt, für welche ein bestimmtes Kontingent von Fahrzeugen zur Verfügung steht. So sollen die Fahrzeuge ein überschaubares Gebiet abdecken und vor allem Leerkilometer vermieden werden.
Als Betriebszeiten wurde Montag bis Sonntag, von 7 bis 19 Uhr angedacht, wobei die Ausdehnung im Rahmen des Möglichen ist. Einzig Nachtdienste sind derzeit nicht in Planung – etwas, das die Initiative vor allem für die Jugend attraktiv machen würde.
Alles eine Frage des Geldes
Die Aktion ist auf mehrere finanzielle Standbeine gestellt: Ein großer Teil wird von den Gemeinden, Regionen und Ländern mittels Förderung gestemmt. Der Rest wird durch Erlöse der Fahrten generiert. Die Benutzer/innen zahlen Pauschalpreise, je nachdem wie viele Kilometer gefahren werden und wie viele Personen mitgenommen werden. So kostet beispielsweise eine bis zu zehn Kilometer lange Fahrt für einen Passagier sieben Euro, für drei Personen aber nur jeweils fünf Euro und ein volles Auto muss für die Fahrt pro Person überhaupt nur drei Euro hinlegen.
Eine weitere Möglichkeit zur Förderung eröffnet nun auch das Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie in Kooperation mit der Schieneninfrastruktur-Dienstleistungsgesellschaft SCHIG: Gefördert werden neue Mikro-ÖV Systeme, aber auch bereits bestehende Initiativen können sich um die Förderung bewerben.
Neugierig?
Viele ähnliche Projekte scheitern oft an der Finanzierung. Genau hier möchte das BMVIT einen Beitrag dazu leisten, das Leben in ländlichen Gebieten durch erhöhte Vernetzung leichter zu machen.
Das Aktuelle Ausschreibungsverfahren ist bereits in vollem Gange, die erste Stufe des Einreichverfahrens endet am 27. März 2019, die Zweite am 29. April 2019 – bleibt also noch genug Zeit, sich über die Implementierung eines solchen Mikro-ÖV Systems Gedanken zu machen.