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27.08.2019

Teil 6: Lebensmittel- und Wärmeversorgung

Wie kann im Falle eines Blackouts die Lebensmittelversorgung aufrecht erhalten werden und wie könnte im Winter die Bevölkerung mit Wärme versorgt werden, wenn der Strom ausfällt? Auf diese Fragen versucht Herbert Saurugg im sechsten Teil des Expertentalks Auskunft zu geben.

Nicht jeder kann sich einen ausreichend großen Lebensmittelvorrat anlegen. Außerdem werden im Falle eines Blackouts auch Touristen oder Pendler „stranden“. Wie kann man solchen Menschen im Falle des Falles helfen? Und welche Probleme könnten bei der Wärmeversorgung lauern? Im sechsten Teil des Expertentalks versucht Herbert Saurugg auf diese Fragen Antworten zu geben.

Herr Saurugg, nicht jeder hat den Platz oder die Chance, sich einen Lebensmittelvorrat anzulegen. Wie kann die Bevölkerung im Falle eines Blackouts mit Lebensmitteln versorgt werden?

Es gibt keine staatlichen Lager oder sonstige Notvorräte, um die Bevölkerung in einem solchen Krisenfall notversorgen zu können. Das würde auch kaum funktionieren. Daher ist die einzig vernünftige Lösung, die Eigenvorsorge. Wobei es hier leider auch Ausnahmen gibt. Denn Pendler, Touristen oder sonst wie gestrandete Menschen werden trotzdem auf eine externe Unterstützung angewiesen sein. Auch hier wird eine „erweiterte Nachbarschaftshilfe“ notwendig werden. Denn die Einrichtung von Notschlafstellen oder Versorgungspunkten wird nur sehr eingeschränkt funktionieren. Die möglichen Auswirkungen werden auch von Gemeinde zu Gemeinde sehr unterschiedlich ausfallen.

Zum anderen macht es Sinn, sich auch damit auseinanderzusetzen, welche lokalen Ressourcen an Lebensmitteln in einem solchen Fall noch verfügbar sind. Das beginnt mit den Supermärkten. Auf den ersten Blick lagert hier doch einiges. Aber wenn nichts mehr nachkommt, sind die Regale ziemlich rasch leer. Zum anderen ist ohne Vorbereitung eine geordnete Ausgabe kaum möglich. Dabei ist diese aber von zentraler Bedeutung. Einerseits, um verderbliche Waren nicht entsorgen zu müssen. Zum anderen geht es vor allem um den Schutz der Infrastruktur. Sollte diese nämlich durch eine chaotische Entwicklung zerstört werden, kann die Versorgung noch viel länger nicht mehr aufgenommen werden. Das hätte dann auch auf jene Menschen, die vorgesorgt haben, irgendwann negative Auswirkungen. Aus meiner Sicht kommt hier der Gemeinde eine zentrale Rolle zu, um gemeinsam mit den Lebensmittelketten eine geordnete Ausgabe vorzubereiten bzw. den Schutz der Einrichtungen sicherzustellen. Denn die Polizei oder das Bundesheer werden ziemlich sicher nicht dafür zur Verfügung stehen. Das mag jetzt schwer vorstellbar sein, aber es gibt keine wirklichen Alternativen.

Herbert Saurugg hat als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr begonnen, sich mit dem Thema der Blackout-Vorsorge zu beschäftigen. Er war Gründungsmitglied der Cyber Security Austria und begleitet zahlreiche Gemeinden dabei, sich auf einen Blackout vorzubereiten.

Darüber hinaus wäre interessant, mit welchen vorhandenen Ressourcen man nach dem Stromausfall eine temporäre Notversorgung organisieren könnte, bis wieder eine geordnete Versorgung anläuft. In Feldbach hat zum Beispiel ein Betrieb immer 100 Tonnen Mehl lagernd. Damit könnte man eine ganze Menge Brot backen. Das muss aber vorbereitet werden, da das nicht im regulären Betrieb gemacht wird. Ich denke, dass es durchaus einige Ressourcen geben wird, die man nutzen kann. Man muss sich halt vorher ein paar Gedanken dazu machen. Auch auf Haushaltsebene. Wie können etwa an- oder aufgetaute Tiefkühlgüter möglichst rasch verkocht und damit länger haltbar gemacht werden? Während des Stromausfalls oft nicht. Aber wenn dieser wieder fließt und die Versorgung noch länger nicht funktioniert. Ich denke, wir müssen hier kreativ sein und dürfen nicht leichtfertig Ressourcen aufgeben, nur weil wir das im Alltag machen würden. Das ist eben keine normale Situation.

Passiert ein Blackout im Winter, so gibt es ein zusätzlich Problem. Wie kann man dem begegnen?

Im Winter wird die Wärmeversorgung ein besonderes Problem darstellen. Denn so gut wie alle Heizsysteme brauchen Strom. Auch die Holzzentralheizung. Nämlich für die Wasserpumpe. Fernheizsysteme könnten zwar oft die Versorgung aufrechterhalten, aber es scheitert an den nicht notstromversorgten Systemen auf der Hausebene. Zentralheizungen könnten wiederum überhitzen und stellen daher eine zusätzliche Gefahr dar. Zur besonderen Gefahr werden dann auch offene Notfeuer, die zu Bränden oder Kohlenmonoxidvergiftungen führen können. Auch hier ist eine vorrangehende Aufklärung unverzichtbar.

Im nächsten und letzten Beitrag geht es um die Bereiche, in denen man zusätzlich noch im Vorfeld tätig werden kann.

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