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28.08.2019

Teil 1: Was ist ein Blackout?

Ein österreich- oder gar ein europaweiter Stromausfall - was wie ein Thema für einen Thriller klingt, kann auch in Wirklichkeit passieren. Herbert Saurugg erklärt im ersten Teil einer kleinen Serie, was überhaupt ein "Blackout" ist und welche Effekte dieser haben kann.

Stürme und andere Wetterkapriolen sorgen immer wieder dafür, dass in Teilen Österreichs der Strom ausfällt. Im Jahr 2017 gab es laut E-Control für die Österreicherinnen und Österreicher im Schnitt 32 Minuten keinen Strom. Wenn das Stromnetz in so kurzer Zeit wieder aufgebaut werden kann, halten sich die Schäden in Grenzen. Was aber, wenn der Strom einmal mehrere Tage oder sogar eine Woche nicht funktioniert?

Wer das Buch „Black Out“ (Buchtipp vom 9.10.2014) gelesen hat, kann sich das in etwa vorstellen. Herbert Saurugg beschäftigt sich professionell mit dem Thema und kann für Österreich ein Bild darüber zeichnen, was passieren würde und wie wir uns bestmöglich auf den Fall der Fälle vorbereiten können. In einer kleinen Serie werden wir das Thema von allen Seiten behandeln. Die erste Frage, die wir Herbert Saurugg zum Thema gestellt haben ist:

Herr Saurugg: Was ist überhaupt ein Blackout?

Ich verstehe unter einem Blackout einen plötzlichen, überregionalen, weite Teile Europas umfassenden und länger andauernden Strom- und Infrastrukturausfall. Das bedeutet, dass der Strom nicht wie sonst üblich nach einer Unterbrechung von wenigen Minuten oder wenigen Stunden wieder wie gewohnt aus der Steckdose kommt. In Österreich sollten wir zumindest eine Ausfallszeit von rund einem Tag erwarten. Auf europäischer Ebene rechnet man mit mehreren Tagen bis die Stromversorgung wieder weitgehend funktionieren wird.

Das hat weitreichende Folgen. Denn im Gegensatz zu einem lokalen Ausfall würden damit auch alle anderen gewohnten Infrastrukturleistungen ausfallen. Das bedeutet, nach dem Stromausfall geht binnen Minuten kein Handy, kein Festnetz und auch kein Internet mehr. Damit kommen auch viele andere Leistungen zum Stillstand. Aufzüge bleiben stecken, Ampeln fallen aus. Der Bankomat gibt kein Geld mehr ab, aber auch Kassen funktionieren nicht mehr. Tanken ist nicht mehr möglich. Und so kommt binnen kürzester Zeit unser gewohntes Leben völlig zum Stillstand.

Je nach Region und Vorsorge sind dann auch Probleme bei der Wasser- und vor allem bei der Abwasserentsorgung zu erwarten, was sich sehr rasch sehr unangenehm auswirken kann. Denken Sie nur daran, wenn Sie auf die Toilette gehen müssen und nicht der Erste sind. Aber das ist leider erst der Anfang. Denn auch wenn der Strom wieder fließt, wird es noch erheblich länger dauern, bis sich wieder eine gewohnte Normalität einstellt. So sollte etwa erwartet werden, dass es nach dem Stromausfall zumindest noch mehrere Tage dauern könnte, bis die Telekommunikation, also Handy, Festnetz und Internet wieder weitgehend funktionieren.

Das klingt im ersten Moment vielleicht noch nicht so dramatisch, aber wenn die Telekommunikation nicht funktioniert, dann kann die gesamte Logistik nicht wieder anlaufen. Das bedeutet, es funktioniert weder die Produktion noch die Warenverteilung. Und da wird es dann ziemlich rasch für viele Menschen sehr eng, denn wir wissen aus Untersuchungen, dass sich rund ein Drittel der Bevölkerung nicht in der Lage sieht, sich ohne einkaufen zu gehen länger als maximal vier Tage selbst versorgen zu können. Nach einer Woche betrifft das bereits zwei Drittel der Bevölkerung.

Bei einem Blackout wird die Versorgung aber wahrscheinlich erst nach dieser Zeit wieder anlaufen. In einer Woche wird noch niemand verhungern. Aber eine solche ungeplante Fastenkur wird sicher nicht lustig. Daher lautet die wichtigste Botschaft: Jeder von uns muss soweit vorsorgen, damit er zumindest 1-2 Wochen ohne Einkauf über die Runden kommen kann.

Das klingt aber sehr dramatisch. Ist das nicht übertrieben?

Genau das ist der Punkt! Weil wir eine so gute Versorgung haben, glauben wir, dass es immer so weitergehen muss. Aber das könnte sich als gefährlicher Trugschluss herausstellen. Ich beschäftige mich seit 2011 mit diesem Thema bzw. was sich im europäischen Stromversorgungssystem so tut. Und so wie das bisher gelaufen ist und die nächsten Jahre geplant ist, gehe ich davon aus, dass wir ein solches Ereignis binnen der nächsten fünf Jahre erleben werden. Da spielen eine ganze Reihe von Faktoren mit, die seit Jahren eskalieren. Und der Krug geht so lange zum Brunnen, bis er bricht. Genau weiß das natürlich niemand und die wenigsten können sich das vorstellen. Aber es sagt niemand mehr, dass es unmöglich ist. Und daher geht es nur um die Frage: Wären wir darauf vorbereitet?

Um das Thema Vorsorge geht es im nächsten Teil.

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