Gennadiy Poznyakov/Fotolia.com

Bildung

Bundesländer

25.01.2024

Petition: Elementarpädagog:innen fordern Rechtsanspruch

In Österreich wird das Kindergartenangebot seit Jahren ausgebaut, gleichzeitig kämpfen die Einrichtungen mit Personalmangel und teils schlechten Rahmenbedingungen. Eine Gruppe von Kindergarteninitiativen wie das Netzwerk Elementarer Bildung Österreichs (NEBÖ) und Educare sowie Kindergartenträger wie Caritas und Kinderfreunde haben deshalb am Montag eine Petition gestartet, in der die Regierung zu Verbesserungen aufgefordert wird. Es brauche etwa deutlich mehr Budget.

Kindergarten-Vertreter fordern mehr Geld

Die Bundesregierung hat bis 2030 Investitionen von 4,5 Mrd. Euro für einen Ausbau der Plätze und bessere Arbeitsbedingungen in den Kindergärten angekündigt. Reichen wird das allerdings aus Sicht von NEBÖ-Sprecherin Natascha Taslimi nicht. Derzeit hinke Österreich nämlich bei den Ausgaben für Elementarpädagogik deutlich hinterher, die aktuellen 0,7 Prozent des BIP entsprechen nur einem Drittel bis der Hälfte der skandinavischen Länder. Sie forderte bei einer Pressekonferenz, dass man bei den Kindergärten endlich zu jenem „Koste es, was es wolle“ kommen müsse, das in der Coronapandemie für die Wirtschaft gegolten habe.

Unterstützt wurde die Forderung nach mehr Geld auch von Bildungsexpertin Christiane Spiel. Investitionen in Bildung seien nämlich jene, die sich für die Gesellschaft am stärksten rentieren. Um Kinder auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten, von durch die Digitalisierung veränderten Arbeitswelten bis zur Klima- und diversen anderen Krisen, sei frühe Bildung unverzichtbar, betonte die Bildungspsychologin.

Bessere Rahmenbedingungen gegen Personalmangel

Als zentralste Herausforderung für die Kindergärten nannten die Initiatoren den Personalmangel. Dabei würden eigentlich bereits genügend Elementarpädagoginnen und -pädagogen ausgebildet, so Taslimi. Diese würden aber immer weniger unter den aktuellen Rahmenbedingungen im Feld arbeiten wollen. Eine der zentralen Forderungen der Petition, die noch bis März unterschrieben werden kann, sind deshalb bessere Betreuungsverhältnisse in den Gruppen.

Von der Wissenschaft empfohlen wären je nach Altersgruppe drei bis sieben Kinder pro Fachkraft. Davon sei man derzeit allerdings meilenweit weg, so Bildungsaktivist Daniel Landau. Derzeit komme in Österreich stattdessen eine Pädagogin auf bis zu 25 Kinder. „Da geht es nur um Beaufsichtigen und das Schützen vor Verletzungen.“ Immer mehr Initiativen würden sich aber gegen diese Art des Arbeitens wehren, betonte Taslimi. „Ich sehe eine Bewegung, die nicht mehr aufzuhalten ist.“ Zusätzliche Unterstützung erhofft sie sich durch die Petition, die im Vorfeld des Tags der Elementarbildung am 24. Jänner lanciert wurde.

In dieser wird ein vom Bund vorgegebenes Rahmengesetz gefordert, das Mindeststandards in Kindergärten und Horten vorgibt – darunter auch bundesweit einheitliche, faire Bezahlung. Derzeit bestimmen die Länder über die Regeln. Gefordert werden per Petition außerdem mehr akademische Ausbildungen – Österreich ist laut Taslimi eines von nur zwei Ländern Europas ohne grundständige akademische Ausbildung – und Mindeststandards für die Ausbildung von Assistenzkräften.

Im Alltag sollte laut Petition mindestens ein Viertel der Arbeitszeit zur Vorbereitung der Arbeit in den Gruppen und für Elterngespräche reserviert sein. Führungskräfte sollten für ihre Aufgaben freigestellt und für Verwaltung, hauswirtschaftliche und handwerkliche Arbeiten eigenes Personal eingestellt werden. Zur Qualitätssicherung wird in der Petition außerdem ein unabhängiges Institut gefordert, das die Standards in Kindergärten und Horten entwickelt und überprüft.

Gemeinden für Attraktivierung des Berufs, aber gegen Rechtsanspruch

Neben mehr Geld und besseren Betreuungsverhältnissen  wird in der Petition auch ein Recht auf einen ganztägigen, kostenlosen Platz im Kindergarten oder Hort für jedes Kind gefordert, wobei Eltern das Angebot frei wählen können sollen. Derzeit hätten nämlich viele Kinder aufgrund ihres Wohnorts oder wegen einer Behinderung keinen Zugang zu elementarer Bildung, kritisierte Viktoria Miffek-Pock von Educare. Den Gemeinden würde die Einführung eines solchen Rechtsanspruch jedoch große Probleme bereiten: Auf einen Schlag solle man dafür zusätzliches Personal herbekommen, was bereits jetzt schwierig ist. In einem 2021 beschlossenen Positionspapier hat der Österreichische Gemeindebund im Namen aller österreichischen Gemeinden klar einen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung aus finanziellen, juristischen und organisatorischen Gründen einstimmig abgelehnt. Zuvorderst gelte es, den Personalmangel zu bekämpfen und mehr Menschen für einen Beruf in der Kinderbetreuung zu begeistern.

-REDAKTION (Quelle: APA)

MEHR ZUM THEMA

Gemeindebund begrüßt Ausbildungsoffensive für die Elementarpädagogik

Was bedeutet ein Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung?

Gemeindebund begrüßt Kanzler-Vorstoß zu Kinderbetreuung

© Copyright - Kommunalnet