© ZVG

Kärnten

Recht

Soziales

19.02.2024

Mit Baby im Amt

Andrea Feichtinger-Sacherer ist ein Rolemodel in Kärnten – Seit zwei Monaten ist sie die erste Bürgermeisterin in Kärnten mit Baby im Amt. „Das hat es in Kärnten so noch nie gegeben“, erzählt die 34-Jährige. Deswegen sei es für sie gar nicht so leicht gewesen, Antworten auf die Frage nach Mutterschutz, Karenz oder Karenzgeld zu bekommen. Noch dazu, wo das in jedem Bundesland unterschiedlich geregelt ist. „In Kärnten ist es jedenfalls so, dass es für Bürgermeister:innen keine Karenzregelung oder Mutterschutz gibt“, weiß Andrea Feichtinger-Sacherer, Bürgermeisterin von Kappl am Krappfeld  nach langer Recherche.

Apothekerin und Bürgermeisterin

Einfacher macht es die Tatsache nicht gerade, dass die 34-Jährige das Bürgermeister:innenamt wie die meisten Kommunalpolitiker:innen nebenberuflich ausübt. Im Brotberuf ist Andrea Feichtinger-Sacherer nämlich Apothekerin. „Als Apothekerin war ich zwar 8 Wochen im Mutterschutz, Anspruch auf Karenzgeld habe ich jedoch nicht, weil ich Bürgermeisterin bin“, schildert die Kärntnerin die Situation als arbeitende Jungmutter. Deswegen arbeitet sie mittlerweile wieder zwei Tage – Montag und Samstag – in der Apotheke.

„Gutes Netzwerk“ für Vereinbarkeit von Familie und Beruf

In ihrer Funktion als Bürgermeisterin war sie 10 Tage zuhause. „Das war praktisch, weil das genau über Weihnachten war und gerade weniger los war“, erzählt sie. Mittlerweile ist sie auch als Bürgermeisterin wieder jede Woche zweimal im Gemeindeamt und zusätzlich bei Terminen. „Manchmal nehme ich meinen Sohn mit. Ich habe das Glück, dass er ein sehr braves Baby ist, da lässt sich das gut vereinbaren“, erzählt sie.

Das Um und Auf für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für Andrea Feichtinger-Sacherer jedoch „ein gutes Netzwerk und der Partner“, damit es funktioniert. „Ohne die beiden Omas und meinen Mann würde das nicht gehen“, weiß die Bürgereisterin.

Kritik vom Mitbewerber im Wahlkampf gegen junge Bürgermeister-Kandidatin

Mit Kind zuhause zu bleiben, sei für Andrea Feichtinger-Sacherer keine Option gewesen. „Ich bin nicht der Typ, der zwei Jahre daheim bleibt“, sagt sie. Natürlich habe sie überlegt, was die Leute sagen werden. Aber sie hatte neun Monate Zeit sich darauf vorzubereiten und für sie war klar, sie will beides weitermachen – Bürgermeisterin und Apothekerin. Nicht zuletzt auch deswegen, weil ihre Mitbewerber im Wahlkampf über sie gesagt hätten, „die brauchts eh net wählen, die wird eh gleich schwanger.“ „Ich habe mir gesagt, ich schaffe das“, sagt Andrea Feichtinger-Sacherer.

Natürlich habe sie sich auch Gedanken gemacht, wie es sei, wenn sie das Kind mit ins Gemeindeamt oder zu Terminen mitnimmt und was die Leute dazu sagen. „Aber es nehmen alle sehr positiv auf“, freut sich die Bürgermeisterin.

Tipp für Bürgermeisterinnen mit Baby

Ihren Bürgermeister-Kolleginnen, die ebenfalls vor der Situation Job und Familie stehen, will Andrea Feichtinger-Sacherer mitgeben: „Man muss immer schauen, dass man ein gutes Netzwerk hat, dann ist alles möglich.“ Eine gesetzliche Regelung als Bürgermeisterin in Karenz zu gehen, findet die 34-Jährige schwierig. „Wenn du vier Monate weg bist, stelle ich mir das einfach schwer vor, wie das in einer Spitzenfunktion funktionieren soll. Für mich wäre es keine Lösung und ich glaube auch nicht, dass es ein besseres System gibt“, sagt sie.

In dem Zusammenhang merkt Andrea Feichtinger-Sacherer aber schon auch an, dass es ihre männlichen Bürgermeister-Kollegen mit Kindern einfacher haben. „Männer können mehrere Kinder haben und es ist kein Problem. Bei mir war es schon in der Schwangerschaft manchmal eine Challenge, gerade in den letzten Wochen zu Terminen zu gehen. „Aber irgendwie schafft man es immer“, ist die 34-Jährige zuversichtlich.

– S. Peischl

 

MEHR ZUM THEMA

NÖ Gemeindepaket bringt höhere Bürgermeister-Bezüge und Karenz

Elternfreuden: Salzburger Novelle ermöglicht Karenz für Bürgermeister

Elternkarenz: Kritik nach Begutachtung

© Copyright - Kommunalnet