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Niederösterreich

13.05.2024

Aufregung um Sinti- und Roma-Camp – wie ein Bürgermeister vermittelt

Jahr für Jahr machen Roma und Sinti auf ihrer Reise durch Europa auch in der Stadtgemeinde Tulln Station. Bürgermeister Peter Eisenschenk hat sich klar zum jährlichen Aufenthalt der Volksgruppe in Tulln ausgesprochen. Und ihnen sogar einen eigenen Platz in Tulln bereitgestellt. Doch ganz so friedlich und reibungslos läuft der Aufenthalt speziell in den letzten Jahren nicht mehr ab: Einmal reiste die Gruppe früher an, als angekündigt, einmal wurden sie von einheimischen mit Böllern attackiert usw.

Aktuell ist das fahrende Volk wieder in Tulln – und die erste Aufregung ist schon da: Die Roma und Sinti haben nicht auf dem für sie vorgesehenen Platz am Aubadparkplatz Süd, sondern illegal am Messeparkplatz bei der Südumfahrung ein illegales Camp errichtet. Die Polizei wird gerade aktiv.

Und was sagt der Bürgermeister zu der Situation?

„Roma und Sinti sind eine geschützte Volksgruppe, aber nicht nur das, sie sind Menschen so wie wir. Ich habe mich in der Vergangenheit immer wieder politisch schützend vor sie gestellt. Sie haben besondere Eigenarten und Gebräuche, das respektiere ich. Was ich jedoch nicht akzeptieren kann, ist, dass sie nun ihre Wohnwägen nicht am dafür genehmigten Platz (Aubadparkplatz Süd) aufstellen. In Tulln halten wir uns an Regeln und das hat für alle zu gelten. Wenn sich jemand nicht an unsere Regeln und Gesetze hält, ist es nur konsequent, wenn die Polizei jetzt im Sinne der Verhältnismäßigkeit einschreitet, die Personalien aufnimmt und Anzeigen erstattet,“

schreibt Bürgermeister Peter Eisenschenk auf seiner Facebook-Seite.

Mittlerweile ist die Gruppe wieder weiter gereist. Nächstes Jahr werden sie sicher wieder in Tulln Station machen.

Tulln, die Stadt des Miteinanders

Peter Eisenschenk bleibt bei seinem Credo und seiner selbst ins Leben gerufenen Initiative – Tulln ist die Stadt des Miteinanders. Demnach wolle man miteinander leben, voneinander lernen, gemeinsam gestalten. Dieses Motto bezieht sich zunächst auf alle, die schon lange, vielleicht sogar seit ihrer Geburt, in Tulln leben. Und das funktioniert seit Jahren erfolgreich: Nicht umsonst ist Stadt an der Donau nicht mehr allein bekannt als Gartenstadt. Unter Bürgermeister Peter Eisenschenk ist die 17.000  Einwohner große Stadtgemeinde aber vor allem auch als „Stadt des Miteinanders“ bekannt, die zudem versucht, alle Kulturen und Volksgruppen in seiner Gemeinde zu integrieren. Immer unter der Prämisse, dass sie sich an gewachsene und breit akzeptierte Regeln und selbstverständliche an Gesetze halten.

So war Peter Eisenschenk einer der ersten, die sich 2015 dazu bereit erklärt hat, mehrere Container-Dörfer in Tulln zu errichten, um afghanische und syrische Flüchtlinge aufzunehmen. Keine leichte Aufgabe. „Da war viel Überzeugungsarbeit in der Bevölkerung notwendig“, erinnert sich Peter Eisenschenk zurück. Aber durch ein großes Freiwilligennetzwerk und intensive Zusammenarbeit aus Politik und Freiwilligen, ist es der Stadt gelungen, die Flüchtlinge zu integrieren und ein gemeinsames Miteinander zu ermöglichen. „Einige von ihnen leben nach wie vor in Tulln. Mittlerweile in eigenen Wohnungen und Arbeitsplätzen in Tulln. Das ist für mich erfolgreiche Integration“, sagt der Bürgermeister stolz.

Seine Arbeit und sein Erfolg der letzten Jahre geben ihm recht – und deswegen „will er auch alles für seine Stadt des Miteinanders tun“. Auch in heiklen Situationen, wenn es um den konstruktiven Umgang mit Roma und Sinti in seiner Stadt geht.

– S. PEISCHL

 

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