In der Bundeshauptstadt gibt es ein Schottenstift, eine Schottenkirche und die U-Bahn Stationen Schottentor und Schottenring. Die Verbindung von Wien und Schottland könnte man also in der niederösterreichischen Marktgemeinde Schottwien verankert sehen. Der Name hat allerdings eine ganz andere Herkunft und mit der Verbindung zwischen Wien und Schottland nichts zu tun.
Von Clamme zu Shadwin
Als Shadwin wurde der Ort im Bezirk Neunkirchen 1266 in der Leobner Chronik bezeichnet und spielt damit auf die geografische Lage an. Übersetzt bedeutet das so viel wie „Scheide des Wiener Einflussgebietes“. Erwähnt wurde der Ort, der heute fast 700 Einwohner hat, bereits 1094, allerdings unter dem Namen Clamme.
Im damaligen Gemeindegebiet befand sich nämlich die Burg Klamm und die Burgherren benannten das heutige Schottwien vermutlich nach sich selbst. Die bewegte Geschichte der Burg und die häufig wechselnden Besitzer sind mitunter der Grund, warum heute nur mehr eine Ruine davon übrig ist.
Belebte Reiseroute
Um diese Zeit hatte der Ort vor allem für Reisende eine wichtige Bedeutung. Markgraf Ottokar III errichtete 1160 einen Saumpfad, den heutigen Semmeringpass, zur Erleichterung des Handels- und Reiseverkehrs. Schottwien war vor allem für Italienreisende eine wichtige Etappenstation und Herbergeort. Ab Ende des 14. Jahrhunderts wurden erstmals Mautgebühren verlangt, die den Schottwienern eine wirtschaftliche Hilfe waren.
Maria Schutz zum Ende der Pestepidemie
Zur Gemeinde gehört auch der Ort Göstritz, der mit der im Ort befindlichen Kirche Maria Schutz Bekanntheit erlangte. Erbaut wurde diese nach einer Pestepidemie, die Schottwien 1679 heimsuchte und viele Opfer im Ort forderte. Nach Abklingen der Seuche erbauten die Bewohner in Göstritz zum Dank die Maria Schutz-Kapelle, die 1728 durch die heutige Wallfahrtskirche ersetzt wurde. Das Ende der Epidemie wurde außerdem mit der Errichtung einer Dreifaltigkeitssäule gefeiert, die heute nach einer Versetzung neben der Kirche steht.
Mordanschlag auf Napoleon
Eine Geschichte, die man sich im Ort erzählt hat einen prominenten Protagonisten. Niemand geringerer als der französische Kaiser Napoleon Bonaparte hielt sich 1809 in Schottwien auf, um sich ein Bild der Lage, die Franzosen hielten damals das Land besetzt, zu verschaffen. Zwei Bergleute planten angeblich ihn beim Vorbeireiten zu erschießen. Dazu kam es allerdings nicht, weil Napoleon früher als geplant Rast machte und gar nicht bei seinen möglichen Mördern vorbeikam.
Von null auf hundert und zurück
Der wirtschaftliche Aufschwung und die wirtschaftliche Niederlage liegen in Schottwien knapp 130 Jahre auseinander: 1728 wurde der damalige Saumpfad von Kaiser Karl VI durch eine Straße erneuert, daraufhin war Schottwien Mautstation, Bewirtungs- und Beherbergungsort in einem. Das hielt allerdings nicht lange an, denn 1854 wurde die Semmeringbahn eröffnet und im Ort, mit damals 15 Gasthöfen und Herbergen, kehrte Ruhe ein.
Einer dieser Gasthöfe war der Posthof, quasi das Weiße Rössl von Schottwien. Hier übernachteten bereits Maria Theresia, Papst Pius VI und Napoleon Bonaparte. 1910 wurde der beliebte Beherbergungsort allerdings geschlossen und heute dient das Gebäude als Wohnhaus.
Ausflugsziel Sonnwendstein
Ein beliebtes Ausflugsziel in Schottwien ist der Sonnwendstein, der mit seinem 1.523 Meter hohen Gipfel einen Rundblick bis hin zum Neusiedlersee bietet. Am Gipfel findet sich auch eine kleine Bergkapelle, die in den 1930ern als Gedenkkapelle für die bei einem Autounfall tödlich verunglückte Ehefrau von Bundeskanzler Kurt Schuschnigg gebaut wurde. Im Winter ist der Berg bestens für Skitouren geeignet, sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene.
Sportbegeisterte werden auch an der 36 Kilometer langen Weltkulturerbe-Radstrecke Gefallen finden, die über den Semmering führt. Hier gilt der Spruch „Der Weg ist das Ziel“ besonders, denn entlang der Strecke kommt man an Villen und Hotels vorbei, die vom Beginn der Sommerfrische im 19. Jahrhundert zeugen. Die Strecke ist für geübte Radfahrerinnen und Radfahrer empfohlen.