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Finanzen

05.07.2024

Bonitätsranking: Das sind die reichsten Gemeinden des Landes

Das KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung veröffentlicht gemeinsam mit dem Gemeindemagazin „Public“ jährlich das Bonitätsranking der Top-250-Gemeinden. Die Salzburger Gemeinde Elixhausen erreicht den ersten Platz. Der zweite Platz geht an die Salzburger Gemeinde Dienten am Hochkönig. Den dritten Platz erreicht die Tiroler Gemeinde Niederndorf.

Kleinere und mittlere Gemeinden besser dran

Beim nunmehr dreizehnten Bonitätsranking des KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung in Kooperation mit dem Gemeindemagazin „Public“ wird die finanzielle Leistungsfähigkeit aller Gemeinden aus einem Mix verschiedener Faktoren dargestellt. Basis dafür ist der KDZ-Quicktest, der ein seit vielen Jahren in der Praxis bewährtes Kennzahlenset liefert: Dabei wird analysiert, ob eine Gemeinde einen ausreichenden finanziellen Spielraum hat, um ihre operativen Auszahlungen zu decken und Investitionen zu tätigen. Neben dem laufenden Betrieb werden auch Investitionen, Investitionszuschüsse und die Verschuldung in die Analyse miteinbezogen. Mit den Kennzahlen nach differenziertem Notenschlüssel ergibt sich eine Gesamteinschätzung der finanziellen Entwicklung einer Gemeinde.

Bei einem schnellen Blick auf das Gemeinderanking kann der Eindruck entstehen, dass vor allem kleinere bzw. mittlere Gemeinden sowie Gemeinden aus den Bundesländern Salzburg und Tirol besonders gute Platzierungen erreichen. So befinden sich im Ranking 2024 auf den ersten zehn Plätzen sieben Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EinwohnerInnen (EW) sowie vier Gemeinden aus Tirol und zwei Gemeinden aus der Steiermark sowie aus Salzburg.

Salzburgs Gemeinden stehen besonders gut da

Selbst auf den ersten 50 Plätzen befinden sich 37 Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EW, nur acht Gemeinden mit bis zu 1.000 EW, fünf Gemeinden mit 5.001 bis 10.000 EW und keine Gemeinde mit mehr als 10.000 EW. Außerdem sind 13 Gemeinden der Top 50 aus dem Bundesland Niederösterreich sowie zehn Gemeinden aus dem Bundesland Tirol. Weiters sind jeweils neun Gemeinden aus dem Bundesländern Salzburg und Steiermark. Auch hier entsteht der Eindruck, dass vor allem kleinere bzw. mittlere sowie Gemeinden aus den genannten Bundesländern die Top-Platzierungen erreichen und somit überrepräsentiert sind.

Anzahl der Gemeinden nach Größenklasse und Bundesland, Stand 2022
Anzahl der Gemeinden nach Größenklasse und Bundesland, Stand 2022

Dabei zeigt sich, dass es vor allem in den Größenklassen mit 1.001 bis 2.500 EW bzw. 2.501 bis 5.000 EW mit 951 bzw. 467 die meisten Gemeinden gibt. Genauso hat das Bundesland Niederösterreich mit 573 die meisten Gemeinden.

Da es mehr kleine als große Gemeinden gibt, sind auch im Ranking mehr kleine (29 Gemeinden mit bis zu 1.000 EW) als große (sieben Gemeinden mit über 10.000 EW) Gemeinden im ersten Dezil enthalten. Ein Dezil entspricht einem Zehntel aller österreichischen Gemeinden (2.092 Gemeinden), d.h. 209 bis 210 Gemeinden pro Dezil. In relativen Zahlen sind Gemeinden mit bis zu 1.000 EW und Gemeinden mit über 10.000 EW mit 7,1 Prozent bzw. 8,1 Prozent ihrer Größenklasse im ersten und damit besten Dezil ähnlich hoch repräsentiert.

Auch für Gemeinden mit 1.001 bis 5.000 EW, die in den Top 10 bzw. Top 50 stark vertreten sind, zeigt sich ein ähnliches Bild. Diese Gemeinden sind im ersten Dezil, d.h. in den Top 10 Prozent aller österreichischen Gemeinden, mit rund 10,8 Prozent ihrer Größenklasse vertreten, was keine wesentliche Überrepräsentation darstellt.

Top Gemeinden nach Bundesland

Die jeweils Top 3 Gemeinden nach Bundesland sind:

Burgenland

  1. Weiden am See
  2. Frankenau-Unterpullendorf
  3. Sieggraben

Kärnten (nur 2 in den Top 250)

  1. Sachsenburg
  2. Keutschach am See

Niederösterreich

  1. Ardagger
  2. Großgöttfritz
  3. Orth an der Donau

Oberösterreich

  1. Sattledt
  2. Wolfern
  3. Helpfau-Uttendorf

Salzburg

  1. Elixhausen
  2. Dienten am Hochkönig
  3. Elsbethen

Steiermark

  1. Raaba-Grambach
  2. Premstätten
  3. Hartl

Tirol

  1. Niederndorf
  2. Langkampfen
  3. Ebbs

Vorarlberg

  1. Bizau
  2. Reuthe
  3. Andelsbuch

Betrachtung nach Bundesländern

Die besten Bonitätswerte weisen die Gemeinden in Salzburg und in Niederösterreich auf (siehe Abbildung 2). In Salzburg finden sich 24 Prozent, d.h. rund ein Viertel der Salzburger Gemeinden im ersten Dezil, mehr als ein Drittel im obersten Fünftel sowie nur acht Prozent im untersten Fünftel. Dies bestätigt den hohen Anteil der Salzburger Gemeinden in den Top 10 und Top 50, wie am Beginn des Artikels erwähnt, obwohl es im Bundesland Salzburg nur 119 Gemeinden gibt. Dieses positive Bild der Salzburger Gemeinden ist der hohen Finanzkraft durch die hohen Ertragsanteile – aufgrund des höheren Steueraufkommens – sowie den gemeindeeigenen Steuern – aufgrund der Wirtschaftskraft – geschuldet. Die Transfers sind im Bundesland Salzburg in den vergangenen Jahren aufgrund landesinterner Reformen geringer angestiegen. Weiters führt der Bevölkerungszuwachs zu steigenden Einnahmen.

In Niederösterreich sind 14 Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 28 Prozent der Gemeinden sind im obersten Fünftel und 13 Prozent im untersten und damit schlechtesten Fünftel. Im letzten Dezil befinden sich rund sieben Prozent der niederösterreichischen Gemeinden. Die Ursachen liegen für die niederösterreichischen Gemeinden nicht in der Finanzkraft, die im Österreichvergleich im Durchschnitt liegt. Ebenso sind die Transferauszahlungen im österreichischen Mittelfeld. Jedoch sind die operativen Auszahlungen der Gemeinden relativ gering, sodass sich ein überdurchschnittlich hoher Geldfluss der operativen Gebarung für die niederösterreichischen Gemeinden ergibt, der den finanziellen Spielraum der Gemeinden verbessert.

Im Burgenland sind rund neun Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 24 Prozent der Gemeinden sind im obersten Fünftel und 12 Prozent im untersten und damit schlechtesten Fünftel. Etwa zwei Drittel der Gemeinden sind in der oberen Hälfte zu finden.

Die geringsten Bonitätswerte weisen die Gemeinden in Kärnten auf. In Kärnten ist eine Gemeinde im ersten Dezil, fünf Prozent im obersten Fünftel sowie rund 28 Prozent der Gemeinden im schlechtesten Fünftel. Die Ursachen dafür liegen in der eher geringeren Finanzkraft aufgrund geringerer Ertragsanteile sowie gemeindeeigener Steuern und den strukturellen Problemen, aufgrund der stagnierenden Bevölkerungszahl sowie sehr hoher Transferzahlungen an das Land. Obwohl die Kärntner Gemeinden unterdurchschnittliche Personal- und Sachauszahlungen haben, ist der Überschuss der operativen Gebarung geringer als in den anderen Bundesländern.

Anteil der Gemeinden nach Bundesland in den einzelnen Dezilen
Anteil der Gemeinden nach Bundesland in den einzelnen Dezilen

In Vorarlberg sind rund sechs Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 11 Prozent im obersten Fünftel und etwa ein Drittel der Gemeinden im untersten Fünftel. In der Steiermark sind acht Prozent der Gemeinden im ersten Dezil, 15 Prozent im obersten Fünftel und rund ein Viertel der Gemeinden im untersten Fünftel. In beiden Bundesländern sind etwa zwei Drittel der Gemeinden in der unteren Hälfte zu finden.

In den anderen Bundesländern zeigen sich unterschiedliche Trends. In Tirol sind die Gemeinden mehrheitlich in der oberen Hälfte vertreten. In Oberösterreich sind die Gemeinden v.a. in der unteren Hälfte zu finden.

Langfristige Betrachtung des Bonitätsrankings

Beim Bonitätsranking 2024 handelt es sich um das 13. Ranking dieser Art. D.h. seit dem Jahr 2012 werden jährlich die besten 250 österreichischen Gemeinden vor den Vorhang geholt. In diesen 13 Jahren waren 22 Gemeinden jedes Jahr im Top-250-Ranking vertreten. D.h. rund 9 Prozent der Gemeinden im diesjährigen Ranking sind in den vergangenen 13 Jahren unverändert geblieben. Oder anders ausgedrückt, etwa 91 Prozent der Gemeinden des diesjährigen Bonitätsranking waren seit dem Jahr 2012 einmal bzw. mehrmals nicht im Top-250-Ranking vertreten.

In dieser langfristigen Betrachtung erreicht die Salzburger Gemeinde Hallwang den ersten Platz. Der zweite Platz geht an die Tiroler Gemeinde Ebbs und den dritten Platz erreicht die niederösterreichische Gemeinde Matzendorf-Hölles.

Ein vergleichbares Ranking hat es bereits im Jahr 2018 gegeben. Damals handelte es sich um die siebente Ausgabe des Bonitätsrankings. Nach den ersten sieben Jahren waren 64 Gemeinden bzw. rund 26 Prozent der Gemeinden jedes Jahr im Top-250-Ranking vertreten.

Zusammenfassend zeigt sich, dass die Bonität bzw. wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von einer Vielzahl von Faktoren abhängen:

  • Wirtschaftskraft – bestimmt die Höhe der gemeindeeigenen Steuern wie auch der Ertragsanteile;
  • Primärer Finanzausgleich – bestimmt die Höhe der Ertragsanteile;
  • Demografische Entwicklung – führt zu höheren oder niedrigen Ertragsanteilen, hat auch Auswirkungen auf die Ausgabenseite;
  • Transferpolitik in den einzelnen Ländern – während die Vorarlberger Gemeinden 638 Euro je EW und die oberösterreichischen Gemeinden 632 Euro je EW an Krankenanstalten-, Landes- und Sozialhilfeumlagen zahlen müssen, tragen die burgenländischen bzw. steirischen Gemeinden rund 333 bzw. 360 Euro je EW;
  • Gemeindemanagement – dies hängt von der Kompetenz und Bereitschaft für eine zukunftsorientierte Ausrichtung in den einzelnen Gemeinden ab.

Weitere Infos zum Top-250-Ranking, sowie die Auflistung sämtlicher Gemeinden des Rankings, finden Sie in der aktuellen Sonderausgabe des Gemeindemagazins Public.

Außerdem besprechen Siegfried Fritz und KDZ-Geschäftsführer Peter Biwald das Ranking in der neuen Folge des KDZ-Podcast „KDZ im Dialog„.

-Quelle: KDZ

DOWNLOADS

Die Top 250 Gemeinden im Ranking

Die Top 10 und Top Gemeinden je Bundesland: Listen_2024

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