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Steiermark

Umwelt

29.07.2024

Tierkadaver, Gebäudeschäden und defekter Fuhrpark: Was ein Hochwasser für eine Gemeinde bedeutet

Anfang Juni haben Unwetter in der Steiermark und im Burgenland heftige Verwüstung und Hochwasser verursacht. Besonders stark betroffen war der Bezirk Hartberg-Fürstenfeld. Bei den Aufräumarbeiten half sogar das Bundesheer mit. Doch welche Schäden die Katastrophe langfristig anrichtet, ist vielen nicht bewusst. Bürgermeister Günter Müller aus St. Johann in der Haide berichtet von den Folgen für die Gemeinde.

8.000 Puten von Fluten mitgerissen

Besonders dramatische Szenen spielten sich nach den Unwettern im Umkreis von zwei Putenzuchtbetrieben ab. Rund 8.000 Tiere wurden von den Fluten mitgerissen und getötet. Die Tierkadaver waren überall verstreut, wie Augenzeugen erzählten.

Bürgermeister Günter Müller zur „Kleinen Zeitung“: „Eine Ausnahmesituation, in der es natürlich schnell zu handeln galt. Wir sind dankbar, dass die Mitarbeiter der Tierkörperverwertung an diesem Sonntag – auf Vermittlung von der Bezirkshauptfrau – sofort zur Stelle waren“, wird der Ortschef zitiert.

Die Rechnung für den Entsorgungseinsatz der insgesamt 66 Tonnen Geflügel beträgt 34.493 Euro. Da die Versicherungen der beiden Landwirte die Entsorgungskosten nicht übernehmen, bemüht sich Frau Bezirkshauptfrau Mag. Kerstin Raith-Schweighofer, dass die angefallenen Kosten als P1-Maßnahme vom Katastrophenfond bzw. Land Stmk. übernommen werden.

„Die finanzielle Situation unserer Gemeinde ist besorgniserregend“

Doch nicht nur die Tierkadaverentsorgung ist teuer: Das brandneu angeschaffte Feuerwehrauto ist kaputt, von den Schäden sind auch das Schwimmbad, der Bauhof und die Kläranlage betroffen. Rund 500.000 Euro zählt allein der Schaden an der Kläranlage. „Wir sind nicht in der Lage, das zu stemmen“, so Bürgermeister Müller. Die Straßenräumarbeiten nach verheerenden Hangrutschungen halten die betroffenen Gemeinden weiterhin in Atem: Obwohl man in der Region zusammenarbeitet, sind zeitweise keine Bagger verfügbar. Und auch das kostet Geld.

In Zukunft braucht es Prävention

In der Gemeinde wartet man auf Unterstützung aus dem Katastrophenfonds und von Versicherungen. Doch damit löst man das Problem nicht, ist der St. Johanner Bürgermeister überzeugt. Er rechnet mit einer Hilfe in der Höhe von 700.000 Euro. Bei einer Schadenssumme von 1,4 Millionen Euro bleiben immer noch zwischen 600.000-700.000 Euro übrig, die die Gemeinde stemmen muss. „Es geht hier um Steuergeld. Wenn wir das alles kostendeckend weiterverrechnen würden, dann könnten wir das schon finanzieren“, so Müller. Aber das könne man der Bevölkerung nicht antun.

„Die Gemeinden werden hier alleingelassen.“

Ein großes Problem ist laut Ortschef die Bewirtschaftung von Ackerflächen in Hanglagen: Durch den Ankauf oder die Pachtung werden 5 bis 10 Äcker zusammengelegt. Es verschwinden Verbuschungen usw. Die Landwirte legen keine Querfurchen und keine Zwischensaaten an, die die Erdverfrachtung verhindern. Das wiederum führt zu enormen „Erdabschwemmungen“. Die Kosten für die Entsorgung des Schlamms bzw. der Erde für die Gemeinden steigen jährlich.

In Zukunft brauche es vor allem Präventionsmaßnahmen, so Bürgermeister Günter Müller. Er wünscht sich eine gesetzliche Handhabe und ein Mitspracherecht der Gemeinden bei der Bewirtschaftung von Äckern in Hanglagen. Anderen Gemeinden und Eigenheimbesitzern empfiehlt er auch, die Versicherungsverträge genau zu überprüfen.

-E. SCHUBERT

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