Kärnten

05.08.2024

Wenn eine Gemeinde Zivilschutzalarm auslösen muss

Die Gemeinde Krems in Kärnten ist nicht so leicht unterzukriegen: Bereits zum dritten Mal in Folge hat es die 1631 Einwohner große Gemeinde in den vergangenen drei Jahren mit heftigen Unwettern erwischt. Zwei Mal musste bereits Zivilschutzalarm ausgerufen werden. So geschehen auch dieses Jahr Mitte Juli. Doch was bedeutet das für eine Gemeinde, was heißt das für die Bevölkerung und die Feriengäste?

Bevölkerung war schon sensibilisiert

Bürgermeister Gottfried Kogler weiß, wovon er spricht. Der 44-Jährige ist seit vier Jahren Bürgermeister und bereits das dritte Mal in Folge mit katastrophalen Unwettern konfrontiert. „Wir haben schon frühzeitig die Wettersituation beobachtet und gewusst, da kommt wieder etwas Ärgeres auf unsere Gemeinde zu“, sagt der Ortschef. Aus einem zweistündigen Gewitter am 21. Juli mit Hagel auf der Alm und 130 Litern Regeln in zwei Stunden pro Quadratmeter ist eine Katastrophensituation entstanden, die mit Hochwasser, Murenabgängen, zerstörten Häusern, Straßen- und Brücken sowie dem Ausfall von Trinkwasser und Telekommunikation einherging. Die Folge: Es musste Zivilschutzalarm ausgerufen werden. „In so einer Situation ertönt die Sirene eine Minute lang in einem auf und abschwellenden Ton. Die Menschen wissen, jetzt müssen sie sich in höhere Stockwerke begeben, nicht mehr hinaus gehen und keinesfalls die Keller oder eine Garage betreten, sagt Gottfried Kogler. Die Bevölkerung war vom letzten Zivilschutzalarm bereits sensibilisiert, sodass sie bereits wussten, was zu tun ist.

Ausmaß der Katastrophe erst am Tag danach sichtbar

Das Ausmaß der Katastrophe war aber erst am Tag nach dem Unwetter so richtig sichtbar: Die Ortschaft Innerkrems ist aufgrund eines Murenabgangs abgeschnitten und von Kärnten aus nicht mehr erreichbar, Telefon und Funk sind ausgefallen, Häuser überschwemmt, Straßen weggerissen, der Kanal beschädigt, die Trinkwasserleitungen in beiden Ortschaften kaputt. Auch knapp zwei Wochen nach dem Unwetter ist noch nicht klar abzuschätzen, wie hoch die Schäden sind. „Das Wichtigste für unsere Gemeinde ist, dass keine Personen zu Schaden gekommen sind“, sagt Bürgermeister Kogler. Die finanziellen Sorgen in der Gemeinde und bei der Bevölkerung seien natürlich enorm. „Da ist keine Versicherung, die für den ganzen Schaden aufkommt. Aber das Positive ist, dass alle zusammenhelfen. Egal ob beim Zusammenräumen, oder beim Schutt- und Geröll wegbringen. Jeder, der eine Hand frei hat, hilft, jeder der einen Bagger oder einen LKW hat, ist im Einsatz. Es klingt vielleicht ein bisschen blöd: Aber in turbulenten Zeiten zeigt sich, wie groß der Zusammenhalt in unserer Gemeinde ist“, sagt der Bürgermeister.

In der Gemeinde Krems wurden Straßen weggespült, Häuser überschwemmt, Brücken zerstört und in Folge fiel die Trinkwasserversorgung und die Telekommunikation aus.

Was ist eigentlich die Aufgabe des Bürgemeisters im Katastrophenfall?

Seitens der Gemeinde wurden als Sofortmaßnahme vier Container für die Aufräumarbeiten aufgestellt, auch ein Katastrophenzug von 14 Feuerwehren mit insgesamt 170 FF-Leuten hat geholfen. Bürgermeister Kogler, der Unternehmer eines Holzbetriebs ist, war über eine Woche nicht mehr in seiner Firma, um bei den Arbeiten mitzuhelfen und die Krise zu managen. Auch Mitarbeiter anderer Firmen wurden freigestellt, um für die Aufräumarbeiten mit anzupacken.

Was ist eigentlich die Aufgabe des Bürgermeisters in dieser Katastrophenzeit? „Man ist Krisenmanager, Seelsorger, Einsatzleiter und Mentor. Und man funktioniert einfach“, sagt Gottfried Kogler. „Ich sehe es aber auch als meine Verantwortung als Bürgermeister, die Menschen aufzubauen und ihnen gut zuzureden. Ich sage ihnen, wir schaffen das, das wird schon wieder.

Und woher nimmt der Ortschef seine Kraft und den Optimismus? „Ich glaube ich bin durch meinen Brotberuf einiges gewohnt. Da lernt man mit Druck umzugehen und für jede Herausforderung eine Lösung zu finden. Ich bin auch immer ein positiver Mensch, egal, wie schwierig es rundherum ist“, sagt Kogler. Persönlich holt er sich Kraft und Energie auf der Alm. „Ich habe dort eine Landwirtschaft, das ist mein Ausgleich“, sagt der Bürgermeister.

Wie es in Krems weiter geht

Und wie geht es jetzt weiter in Krems? „Der Zivilschutzalarm ist aufgehoben. Aktuell werden die Straßen provisorisch repariert und die Aufräumarbeiten fortgesetzt, der Schutt und das Geröll werden wieder verwertet. Auch die Feriengäste können über Bundschuh ungehindert ihren Urlaub in der Innerkrems verbringen“, sagt der Bürgermeister. Am Ende bleibt natürlich die finanzielle Sorge: Krems ist flächenmäßig mit 207 km² eine der größten Gemeinde Kärntens und umfasst über 60 Kilometer Gemeindestraßen und 90 Kilometer Güterwege. „Geld ist in unserer kleinen Gemeinde nur mehr für die notwendigsten Dinge da“, sagt Kogler. Froh sei der Ortschef, dass man in den vergangenen Jahren in Hochwasserschutz investiert habe, der habe eine noch größere Katastrophe abgewendet.

Um weiteren Katastrophen vorzubeugen, wird gemeinsam mit der Wildbach- und Lawinenverbauung, sowie dem Wasserbauamt stetig in den Ausbau des Hochwasserschutzes investiert.

– S.PEISCHL

 

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