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03.09.2024

Von Raumordnung bis Konfliktmanagement: Das war der 1. Bürgermeister:innen-Tag

Mit den Worten von Politologen und Moderator Thomas Hofer gesprochen, die „Weltpremiere“ Bürgermeisterinnen und Bürgermeistertag fand am 28. August im Kurhaus Bad Aussee statt. Nur einen Tag vor den Kommunalen Sommergesprächen trafen sich rund 150 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister zum Austausch in sieben Themenblöcken mit dem Gemeindebund.
Hannes Pressl und Thomas Hofer
Gemeindebund-Chef Johannes Pressl im Gespräch mit Moderator Thomas Hofer.

Gemeindebund-Präsident Hannes Pressl hatte den Austausch ins Leben gerufen. Hintergrund war, „Feedback von der Basis“ zu den drängendsten kommunalpolitischen Themen zu bekommen. Vorab gab es einen „Gemeinde-Blick auf das große Ganze“ als Punkt 1 das Mega-Thema Finanzen. Die Hoffnung, vom Bund mehr zu bekommen, sei unwahrscheinlich. Pressl verwies da auch auf die Fragen an die Spitzenkandidaten zur NR-Wahl, die KOMMUNAL gestellt hatte. Auch da waren Finanzen ein Thema. Die Antworten aller Spitzenkandidaten versprachen Unterstützung, gleichzeitig gab es von allen aber ein Nein zu Steuererhöhungen (zumindest ohne grundlegende Änderungen). Dass Gemeinden damit nicht wirklich arbeiten können, liegt auf der Hand.

Also müssen eigene Einnahmen evaluiert werden: Auch wenn das die Erhöhung von Gebühren betrifft. „Verwechselt nicht die Gebühren mit Sozialleistungen“, so der Aufruf Pressls. Die Gemeinden müssen den Bürger:innen auch klar machen, dass hochwertige Leistungen auch was kosten. Schwierig.

Noch schwerer der dritte Weg der Selbsthilfe: Sparen, und zwar dort, wo es geht. Ehrliche Kommunikation beim Sparen kann auch , so Pressl, beispielgeben sein: „Sind wir ehrlich, wir leben in den Gemeinden die Steuergeld-Verantwortung“.

Bodenschutzplan von „ferner liefen“ zu Punkt 1 auf der Agenda

Zum Bürgermeister:innen-Tag lud der Gemeindebund Top-Speaker ein, so leitete Prof. Arthur Kanonier gleich das erste Thema Bodenschutzplan.

Im Raumordnungs-Block sprachen auch noch Elias Grinzinger über „neue“ Methoden, Raumplanung mit den Menschen vor Ort anzugehen und Georg Renner, der den „Blick des Bürgers und Journalisten“ auf das Thema warf.

Auch hier kam die „verdrehte“ Sicht der Öffentlichkeit auf die Dinge zur Sprache. Es sind eben nicht der Bürgermeister, die Bürgermeisterin, die die „Umwidmungen machen“. Das sind Kollektiventscheidungen, die noch dazu vom Land bestätigt werden müssen.

Kanonier legt den Finger auch auf eine andere Wunde. Die gesetzlichen Gegebenheiten lassen den Gemeinden keinen Spielraum, Bodenschutz wirklich effizient zu planen und umzusetzen. Die alte Forderung des Gemeindebunde, dass die Gemeinden einen „Werkzeugkoffer“ brauchen, kam wieder zur Sprache.

Integrität und Compliance

Als zweiten großen Block wurde das Thema „Integrität und Compliance“ besprochen – also im Grunde die Frage, was das denn ist und wie Gemeinden damit umgehen. Dabei ging es neben den – ausufernden – rechtlichen Betrachtungen zu den Vorschriften schlussendlich um eine Frage: Bei diesem Thema sind Gemeindevertreter oft zumindest unterschwellig mit dem „Vorwurf der Bestechlichkeit“ konfrontiert. Wenn in der jüngeren Vergangenheit drei oder vier Ortschefs mit unsauberen Geschäften konfrontiert waren, gibt es doch 2089 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister (von insgesamt 2093!), die den Job mit Begeisterung und nach bestem Wissen und Gewissen erfüllen. Hannes Pressl erinnerte hier wieder an den Eid, den jeder Bürgermeister, jede Bürgermeisterin, beim Amtsantritt schwört.

Podiumsdiskussion

Die Diskussion drehte sich dann auch darüber, dass dieser „diffuse und allgemeine Vorwurf der Bestechlichkeit“ gleich in einen (eher unguten) Ruf nach mehr Regeln führt. In Österreich artet sowas immer ins „gold plating“ aus, also im Grunde dem Überreagieren mit Regeln nach einem Einzelfall.

Auf der anderen Seite würde gar nicht beachtet, was im Zuge des Baukartells geschehen sei. „Wie soll man“, so die Frage aus dem Auditorium, „noch guten Gewissens einen Bauauftrag an Firmen geben, die der Bestechlichkeit überführt worden sind?“ Zudem dreht sich seit Monaten die Diskussion darum, dass der Schaden ersetzt werden soll – immerhin geht es da um Steuergeld. Die Ankündigung, zu kooperieren und sich „künftig zu bessern“ sei ein bisschen wenig.

Dritter Block Steuern und Finanzen

Günther Todt
Günther Toth fragte, wem in der Gemeinde Einsparmöglichkeiten einfallen,

Die Lacher auf ihrer Seite hatten Petra Simonis und Günther Toth von der BDO mit der Frage, ob wem in der Gemeinde Einsparmöglichkeiten einfallen würden. In einem Online-Voting gaben gleich 90 Prozent der Anwesenden Gemeindevertreter an, sie hätten Ideen, die sich aber nur schwer umsetzen ließen. Was deutlich wurde, war, dass sich verantwortungsbewussten Bürgermeister:innen zu diesem Thema schon mehr als genug Gedanken gemacht hätten.

Allein es bleibt die Frage, wie und wo eine Gemeinde, die ja kein kleines Unternehmen ist, sondern ein großes und vor allem eines, das mit Punkten wie Kindergärten oder Altenbetreuung extrem wichtige Aufgaben für die Allgemeinheit erfüllt. Und wie jedes Unternehmen sind Gemeinden und ihre Betriebe auch steuerpflichtig. Wegen der sehr unterschiedlichen Tätigkeiten ist die Bandbreite hier sehr weit.

Gesundheit im Amt nicht vernachlässigen

Block vier widmete sich einem Thema, das viel zu oft unterschätzt oder zumindest vernachlässigt wird: Der gesundheitlichen Herausforderung, die ein Amt wie das des Bürgermeisters, der Bürgermeisterin mit sich bringt: Der Gesundheit. FGÖ-Chefin Petra Gajar führte die Teilnehmer des Bürgermeister:innentags deshalb „Mit dem Ruhepuls in die Mittagspause“.

In Block 5 ging es um die Nutzung von Geodaten in der Gemeinde für die Gemeinde, beispielsweise für die Erhebung von Leerstand oder Brachflächen. Dafür gibt es bereits ausgearbeitete Tools, die die zahlreichen Daten, die in den Gemeinden gesammelt und gespeichert werden, miteinander verschränken und so neue Schlüsse zulassen. Ein Beispiel stellt Gerhard Prokop von GISQuadrat vor.

Wie hackt man eine Gemeinde?

Cybersicherheit war das vorletzte Thema des Tages. Hier erklärten zwei IT-Spezialisten, wie einfach eine Gemeinde zu hacken ist, welche Bereiche davon betroffen sein können und welche fatalen Folgen das haben kann. Zum Schluss wurde mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Saal darüber diskutiert, wie man Cyberangriffe am besten verhindert. Eine zentrale Anlaufstelle für Gemeinden für den Fall einer Cyberattacke schien wenig realistisch. Stattdessen sollten die Gemeinden eng mit den jeweiligen IT-Dienstleistern zusammenarbeiten und für Aufklärung bei den Gemeindemitarbeiterinnen und -mitarbeitern sorgen.

Konfliktmanagement mit Wut-Bürgern

Der letzte Themenblock drehte sich um Konfliktmanagement in der Gemeinde: Was tun, wenn wütende Bürgerinnen oder Bürger aufs Gemeindeamt kommen? Wie reagiert man am besten? Kommunikationstrainerin Susanne Vollhofer gab Tipps, wie man am besten ein solches Gespräch deeskaliert. Auf Augenhöhe begegnen, sich nicht provozieren lassen und mit richtiger Körpersprache und einer prise Humor reagieren waren die Essenz ihrer Tipps. Auch bei Anfeindungen im Netz gilt: Lieber das persönliche Gespräch suchen und sofort reagieren, bevor ein Konflikt aus dem Ruder läuft.

Den Abschluss des Bürgermeisterinnen und Bürgermeister-Tags machte eine kleine Wanderung entlang des Altausseer Sees, im Rahmen dessen auch persönliche Gespräche mit Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl möglich waren.

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