Ab 1. Jänner 2025 wird es in Österreich eine Gemeinde weniger geben – also konkret 2092, statt 2093. Der Grund: Die Gemeinde Söchau im steirischen Bezirk Hartberg/Fürstenfeld steht vor einem Schuldenberg in der Höhe von 3,5 Millionen Euro, die Kassenkredite liegen in der Höhe von 365.000 Euro, Flexibilität sieht anders aus. Oder anders gesagt: Wenn die finanziellen Mittel fehlen, kann auch nicht investiert werden. Da auch keine weitere Unterstützung von Bund und Land in Sicht ist, bleibt nur die Gemeindefusion mit Fürstenfeld als Lösung.
Gemeinderat hat Zustimmung gegeben
Der Gemeinderat hat bereits seine Zustimmung für die Zusammenlegung gegeben. Nun wurde die Entscheidung ans Land geschickt und soll in der November-Sitzung auch von Landesseite besiegelt werden. Ab 1.1. 2025 ist das 800-jährige Bestehen von Söchau damit Geschichte. Damit schrumpft Österreich um eine Gemeinde von 2093 auf 2092.
Mit der Gemeindefusion, muss zwangsläufig auch ein Bürgermeister seinen Sessel räumen… ungewollt, aber doch. „Ich bin seit knapp 15 Jahren Bürgermeister von Söchau und natürlich macht mich die Zusammenlegung traurig“, sagt Noch-Bürgermeister Josef Kapper. Der 59-Jährige hätte noch viele Pläne gehabt für seine 1400-Einwohner große Gemeinde. Und er hätte sich auch noch einmal der Wahl zum Bürgermeister gestellt. Jetzt ist das alles Geschichte. „Es fühlt sich ein wenig so an, als hätte man ein Projekt angefangen, und kann es jetzt nicht mehr zu Ende bringen. Das ist sehr schade“, sagt Josef Kapper. Jetzt will er sich wieder mehr seinem Brotberuf, der Versicherungsbranche widmen.
Bevölkerung fasst Entscheidung positiv auf
Dennoch steht er der freiwilligen Gemeindezusammenlegung mit Fürstenfeld nicht im Weg. „Uns sind finanziell die Hände gebunden. Wir haben Schulden von 3,5 Millionen Euro, die Aufgaben werden von Monat zu Monat mehr. Mit diesen Voraussetzungen ist es unmöglich eine Gemeinde zu gestalten oder zu führen“, so Kapper.
Auch die Bevölkerung habe die Entscheidung der Fusion mit Fürstenfeld mehrheitlich positiv aufgenommen. Im Rahmen von zwei Bürgerversammlungen wurde die Bevölkerung über das Vorhaben informiert und die weiteren Schritte gemeinsam mit dem Fürstenfelder Bürgermeister Franz Jost kommuniziert. „Da und dort, gab es natürlich auch kritische Stimmen. Aber das muss man auch verstehen und auf die Sorgen und Bedenken eingehen“, sagt Josef Kapper.
Für Bürgermeister Kapper, wie auch für Franz Jost, wird Söchau nicht die letzte Gemeinde sein, die künftig fusionieren muss. „Mich rufen schon Bürgermeister-Kollegen an und erkundigen sich, wie das Prozedere für eine Zusammenlegung ist, was die Vor- und Nachteile sind“, sagt Josef Kapper.
„Söchau wird nicht die letzte Fusion sein“
Und Franz Jost bestätigt: „Bei der aktuellen finanziellen Situation und den zunehmenden Aufgaben, die den Gemeinden durch Bund und Land auferlegt werden, wird Söchau nur die erste von einigen weiteren Fusionsgemeinden sein“, so der Fürstenfelder Bürgermeister. Für ihn macht die Gemeindefusion Sinn: Fürstenfeld kommt mit der Zusammenlegung über die 10.000-Einwohner-Grenze, das bedeutet auch 1,4 Millionen mehr an Ertragsanteilen. „Das erföffnet neue Perspektiven für Investitionen. Ich sehe die Zusammenlegung durchaus positiv. Und ich bin mir sicher, das wird nicht die letzte Fusion bleiben“, so Jost.
Mit der Zusammenlegung warten aber auch Aufgaben und Verpflichtungen für die neue Stadtgemeinde Fürstenfeld: „Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir mit der Fusion Zug um Zug die notwendigen Investitionen angehen. Da geht es konkret um neue Straßenprojekte, den Kanal oder die Sanierung von Gebäuden“, sagt Jost.
Jetzt muss der Akt „Fusion Söchau-Fürstenfeld“ noch von der Landesregierung genehmigt und beschlossen werden. Die Stadtgemeinde Fürstenfeld mit dem neuen Ortsteil Söchau gibt es dann ab 1.1.2025
– S.PEISCHL
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