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Bundesländer

01.10.2024

Wahl 2024: Das sagen die Bürgermeister der Parteihochburgen

Bei der Nationalratswahl 2024 lässt sich zwischen Stadt und Land wieder einmal ein unterschiedliches Wahlverhalten erkennen: In städtischen Gebieten, vor allem in Wien, schnitten die SPÖ und die Grünen besser ab. Demgegenüber dominierte im ländlichen Raum, besonders in der Steiermark und Teilen von Oberösterreich, die FPÖ. Die ÖVP konnte ihre ländlichen Hochburgen teilweise halten, verlor jedoch in vielen ländlichen Regionen an die FPÖ. Doch wo liegen die Hochburgen im Detail und wie erklären sich die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister das Wahlergebnis?

FPÖ Hochburg ist Spiss in Tirol

Spiss im Tiroler Bezirk Landeck ist mit 66,7 Prozent jene Gemeinde, die österreichweit bei der Nationalratswahl die meisten Stimmen für die FPÖ bekommen hat. Und das mit einem enormen Zuwachs – bei der Nationalratswahl 2019 hatte die FPÖ gerade mal 18 Prozent erreicht… Bürgermeister Alois Jäger kann sich das Rekordergebnis für die FPÖ in seiner Gemeinde nur so erklären: „Das hat alleine mit der Bundeswahl und dem Unmut mit der Bundesregierung zu tun. Mit der Gemeinde kann der FPÖ-Zuwachs nicht in Verbindung gebracht werden“, sagt er. Bemerkenswertes Detail am Rande: Bürgermeister Alois Jäger ist mit seiner Liste „Gemeinsam für Spiss“ ohne jeglichen Mitbewerber im Gemeinderat vertreten und hat bei der letzten Gemeinderatswahl 52 Prozent der Stimmen erreicht.

Das Ergebnis der Nationalratswahl ist für den Spisser Bürgermeister „durchaus bedenklich“, „wenngleich man die Wahlentscheidung so hinnehmen müsse“. Für Jäger ist klar: „Die Corona-Pandemie hat sicher dazu beigetragen, dass die Menschen unzufriedener und radikaler werden.“

Gemeinde Gramais als ÖVP-Siegerin

Die kleinste Gemeinde Österreichs, Gramais, mit 45 Einwohnerinnen und Einwohnern hat bei der Nationalratswahl 2024 erneut das beste ÖVP-Ergebnis eingefahren. Mit 92,6 Prozent ist und bleibt die Tiroler Gemeinde eine absolute ÖVP-Hochburg. Die FPÖ bekommt nicht einmal eine einzige Stimme. Bei der Nationalratswahl 2019 gab es ebenfalls keine einzige Stimme für die FPÖ, sie verlor damals 12,5 Prozent. Für ÖVP-Bürgermeisterin Stefanie Krabacher ist das Ergebnis einfach erklärt: „Wir sind einfach überzeugte ÖVPler in Gramais“, sagt sie. Sie meint aber auch, dass ihre Kandidatur für den Nationalrat das Ergebnis verstärkt habe. „Außerdem haben die Einwohner bei uns einen bäuerlichen Hintergrund, jeder arbeitet hart, dieses Bild entspricht eher jenem der ÖVP“, sagt Krabacher. Dass die FPÖ so stark abgeschnitten hat, stimme die Bürgermeisterin nachdenklich.

Tschanigraben ist SPÖ Hochburg

Auch in der Gemeinde mit dem besten SPÖ-Ergebnis hat man mit Hinblick auf die Bundespolitik Bedenken. „Das wird sicher keine leichte Angelegenheit bei der Koalitionsbildung“, gibt Ernst Stimitz, Bürgermeister von Tschanigraben zu denken. Die kleine Gemeinde im Burgenland ist in zweifacher Hinsicht bei der Nationalratswahl ein politischer Ausreißer: Hier steht nicht nur die SPÖ mit einem Wahlergebnis von 60,98 Prozent deutlich an erster Stelle und konnte damit im Vergleich zur letzten Wahl 2019 sogar einen Zuwachs von 4,22 Prozentpunkten verzeichnen. Auffällig ist auch, dass die FPÖ in Tschanigraben entgegen dem Bundestrend sogar um 3,75 Prozent Stimmen verloren hat und auf insgesamt nur 9,8 Prozent kommt.

Aber was lief hier anders? Bürgermeister Simitz von der SPÖ glaubt, dass vor allem persönliche Gespräche mit den Bürgerinnen und Bürgern viel bewirken: „Wir haben naturgemäß aufgrund unserer Größe viel intensiveren Kontakt mit den Menschen“. Von 67 Einwohner:innen in Tschanigraben waren 55 wahlberechtigt. Für kommunalpolitische Arbeit in der Gemeinde ist der Ortschef zuversichtlich: „Die Bürgerinnen und Bürger sehen, dass bei uns in der Gemeinde eh alles funktioniert. Bei uns passt die Zusammenarbeit und auch im Land werden die Gemeinden dementsprechend unterstützt.“

Grüne am stärksten in Städten

Die Grünen erreichten in den städtischen Regionen, insbesondere in Wien, ihre stärksten Ergebnisse. Im Bezirk Neubau errang man 22,1 Prozent. Trotzdem fiel man dort mit einem Minus von 14,3 Prozentpunkten hinter die SPÖ zurück.
Ihr bestes Ergebnis außerhalb Wiens erreichten die Grünen in Ottensheim bei Linz mit 19,1 Prozent.

Hochburgen der NEOS waren die Vorarlberger Gemeinden Lech (23,3 Prozent) und Mellau (20,6 Prozent). Rang drei ging an das niederösterreichische Gießhübl (20,3 Prozent).

– E. SCHUBERT, S. PEISCHL, H. REINDL

 

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