Dass Erich Rippl seinen Job als Bürgermeister noch nicht hingeschmissen hat, grenzt an ein Wunder. Seit eineinhalb Jahren laufen dem 66-Jährigen nach der Reihe die Amtsleiter davon. Mittlerweile hat der Ortschef von Lengau in Oberösterreich die Stelle das fünfte Mal ausgeschrieben. „Es ist einfach ein riesen Pech“, sagt Erich Rippl. Nachdem sein langjähriger Amtsleiter in Pension gegangen ist, gestaltet sich die Postennachbesetzung mittlerweile zu einer Endlos-Geschichte. „Es waren einige Amtsleiter da, aber immer war irgendwas. Der einen war die Arbeit zu viel, zwei haben ihren Lebensmittelpunkt verlegt, einer hat einen anderen Job angenommen usw.“, erzählt der Ortschef. Letzte Woche hat schließlich der vierte Amtsleiter innerhalb von eineinhalb Jahren gekündigt und die Personalsuche muss aufs Neue gestartet werden. Doch ist die Amtsleitung wirklich so ein undankbarer Job? Oder das Klima in der Gemeinde so schlecht?
Arbeit in der Gemeinde wird herausfordernder
Beides verneint Bürgermeister Erich Rippl klar. „Ich bin jetzt seit 21 Jahren Bürgermeister. Aber so eine Situation hatte ich noch nie“, sagt er. Dennoch hat er sich auf die Suche nach den Hintergründen gemacht: „Die Bevölkerung ist in den letzten Jahren sicher fordernder geworden, privatrechtliche Geschichten werden zunehmend auf die Gemeinde übertragen, und generell kommt auf die Gemeinden mehr Verantwortung zu“, sagt Bürgermeister Rippl.
Für den Ortschef ist aber auch klar: „Ich arbeite mit dem Amtsleiter und meinem Team auf der Gemeinde immer sehr eng und gut zusammen. Gemeinsam schaffen wir eigentlich alle Schwierigkeiten sehr gut“, so Rippl. „Und ich schaue auch mit gemeinsamen Mittagspausen oder einem Gespräch bei einem gemeinsamen Nachmittagskaffee, dass ich in die gute Stimmung unter meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter investiere“, so der Ortschef.
Bürgermeister packt überall mit an
Der Lengauer Bürgermeister sei sich auch nicht zu schade, mit anzupacken, wo Hilfe notwendig ist. „Viele Projekte in der Gemeinde setze ich selber als Bürgermeister um, was in anderen Gemeinden wahrscheinlich die Amtsleitung erledigt. Das sind z.B. unsere PV-Anlagen auf neun Gebäuden der Gemeinde, die Projektleitung des Kindergarten-Ausbaus, die Schulküche oder unser ehrenamtliches Mobilitätsprojekt“, sagt der 66-Jährige. Kurz gesagt: „Ich nehme dem Amtsleiter sicher viel ab“, so Rippl.
Neuer Amtsleiter kann sich bis 17. Jänner bewerben
Jeden Tag ist Erich Rippl ab sechs Uhr im Büro, um sich um seine Arbeit zu kümmern. Und obwohl der Ortschef aktuell ohne Amtsleiter die Geschicke seiner Gemeinde leiten muss, ist er dennoch motiviert und hoffnungsvoll. „So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen“, sagt Rippl.
Eine neue Ausschreibung für einen Amtsleiter läuft bereits: Bis 17. Jänner 2025 kann man sich auf der Gemeinde Lengau in Oberösterreich bewerben. Immerhin 5000 Euro brutto warten auf die künftige Amtsleitung.
– S. PEISCHL