Im Kampf gegen die Ausdünnung der medizinischen Versorgung am Land schlossen sich zwei Kärntner Gemeinden zusammen und gründeten ein gemeinsames Gesundheitszentrum. Die Absprache und Ressourcen-Teilung mit Kollegen soll den Standort für Ärzte attraktivieren.
Der Ärztemangel im ländlichen Raum ist seit langem ein präsentes Thema, und wird auch im derzeitigen Wahlkampf wieder relevant. Zwei Drautaler Gemeinden, das 1.700 einwohnerstarke Greifenburg und der 1.300-Seelen-Ort Berg, haben sich die Kosten für den Kauf und die Sanierung eines Gesundheitszentrums geteilt, um die Ansiedlung für Ärzte attraktiver zu gestalten. Dadurch soll die medizinische Versorgung im oberen Drautal gesichert werden. Auch ein interkommunaler Bauhof findet in dem Gebäude Platz. Durch die Kooperation werden Ressourcen und Finanzen geschont.
Gelungenes Leerstands-Management
Besonders vorteilhaft sieht der Berger Bürgermeister Wolfgang Krenn das gelungene Leerstands-Management. Für das Projekt wurde das ehemalige Telekomgebäude gekauft und saniert. „Es war ein leerstehendes Gebäude. Damit wird eine Altressource aktiviert, ohne neue Ressourcen kaputt zu machen, wie etwa die Versiegelung von Flächen“, erklärt der Bürgermeister. Die Zusammenarbeit mit der Nachbargemeinde beschreibt Krenn als sehr konstruktiv. „Auch die finanzielle Abwicklung funktionierte sehr gut“, so der Bürgermeister. Je 500.000 Euro investierten beide Gemeinden in das Projekt, das Land Kärnten förderte das Gesundheitszentrum mit 200.000 Euro.
Bürger waren anfangs skeptisch
Die Grundidee für das gemeinsame Gesundheitszentrum und den Wirtschaftsbauhof in Greifenburg entstand bereits vor vier Jahren, unter dem damaligen Berger Bürgermeister Ferdinand Hueter und dem Greifenburger Bürgermeister Josef Brandner. Anfangs stieß das Projekt auf Skepsis unter den Berger Bürgerinnen und Bürgern. „Die Leute fragten sich, wieso wir einen Arzt in der Nachbargemeinde mitfinanzieren sollen“, berichtet der Berger Bürgermeister, Wolfgang Krenn. „Doch die alleinige Finanzierung wäre zu hoch. Wir haben die Angst genommen und gezeigt, dass es nachhaltig sinnvoller ist, ein gemeinsames Gesundheitszentrum zu betreiben.“
Mittlerweile steht die Bevölkerung dem Projekt sehr positiv gegenüber. „Die Skepsis ist an und für sich allen genommen worden, die Ärzte werden auch sehr, sehr gut angenommen. Die Entfernung ist kein Problem für die Berger und auch politisch gab es keinen Zwiespalt seitens der Gemeindevertreter“, freut sich Krenn.
Koordination als Anreiz für Ärzte
Zwei Allgemeinmediziner und ein Heilmasseur werden ihre Ordination, nach der feierlichen Eröffnung des Gesundheitszentrums in Greifenburg Mitte September 2019, dort betreiben. „Die Möglichkeit, auch intern die Ressourcen zu teilen, ist ein Anreiz für die Ärzte“, sagt der Berger Bürgermeister. Denn auch die beiden Kärntner Gemeinden spürten, dass es schwerer wird den Posten des Allgemeinmediziners nach der Pensionierung nachzubesetzen. Durch das gemeinsame Zentrum können außerdem die Öffnungszeiten auf bis zu zwölf Stunden täglich verlängert werden, ohne dass ein einziger mehr Arbeitsstunden leisten muss. „Einer sperrt früher auf, der andere später zu. Die beiden Allgemeinmediziner sprechen sich ab“, erklärt Krenn. Auch Urlaube sollen koordiniert werden. So wird das Angebot bestmöglich ausgelastet.
-E. AYAZ