Klimaschutz ist das zentrale Thema der Stunde, und das nicht nur bei der Klimakonferenz in Madrid. Weltweit gehen Jugendliche auf die Straße, Politiker kündigen Klimaschutz-Maßnahmen an und nach nachhaltigen Lösungen für Energie und Verkehr wird dringend gesucht. Mit einer gut überlegten Raumplanung können Gemeinden in Sachen Klimaschutz einiges bewirken.
Passend zur Weltklimakonferenz in Madrid beschäftigen sich auch Gemeinden hierzulande zunehmend mit Klimaschutz. Ein wesentlicher Schritt in Richtung Klimaneutralität liegt in der Raumplanung. Die sogenannte Energieraumplanung verfolgt das Ziel, ohne Einsatz von fossiler Energie eine Raumwärmeversorgung zu gewährleisten. Außerdem soll die „Mobilität der kurzen Wege“ gefördert werden. Das bedeutet, die Infrastruktur wird so gestaltet, dass die Distanzen zwischen Wohnort, Arbeit, Nahversorgung und Bildungseinrichtungen gering sind.
Tipps für Gemeinden
Aber was können Gemeinden in der Praxis wirklich machen? Häufig sind bestehende Strukturen nur schwer zu verändern und neue Planungsansätze müssen an die lokale Situation angepasst werden. Dennoch gibt es Dinge, die, strategisch geplant, zu nachhaltigeren Rahmenbedingungen führen können.
Ansetzen kann man zum Beispiel bei Nahversorgern: Liegen diese zentral und für den Großteil der Einwohner leicht erreichbar, verringert sich die individualisierte Autonutzung und somit auch der Energiebedarf vieler Bürger. Einen großen Unterschied bei Luftverschmutzung, Staus und Abgasen machen auch gut ausgebaute öffentliche Verkehrsmittel. Für eine nachhaltige Infrastruktur spielen auch Radwege oder innovative Güter-Zustellsysteme eine Rolle.
Energieversorgung als Teil der Raumplanung
Mit Hinblick auf die Stromversorgung sollten lokale Energiesysteme unbedingt in das Raumplanungskonzept integriert werden. So lassen sich bisher unausgeschöpfte Energiepotenziale nutzen, die man vorher vielleicht gar nicht wahrgenommen hat. Ein Beispiel wäre die Abwärmenutzung von Industriebetrieben. Autonome Energiespeichersysteme bieten außerdem den Vorteil, dass sie dezentralisierte Möglichkeiten in der Gemeinde schaffen.
Auch durch die Vorgabe von Baustandards kann Energie gespart werden: Sanierungsmaßnahmen und rechtliche Rahmenbedingungen beim Gebäudebestand sind gute Ansatzmöglichkeiten. Eine klimaschonende Raumplanung hat nicht nur positive Auswirkung auf die Umwelt, sondern verbessert nachweislich die Gesundheit, den Lebensstandard sowie wirtschafliche und soziale Bedingungen in der Gemeinde. Insgesamt gilt: Je umfassender das Konzept, desto nachhaltiger ist es.
Zehn heimische Gemeinden ziehen vor
Mit diesem Thema beschäftigt sich auch das Projekt MULTIPLY, das von der EU gefördert und vom Klimabündnis Steiermark koordiniert wird. Im Rahmen des Projekts werden Gemeinden von der Erstellung eines Energieraumplanungs-Konzepts bis zur Umsetzung begleitet. Die teilnehmenden Gemeinden aus Österreich heißen Knittelfeld, Liezen und Weiz in der Steiermark, Gablitz, Gerersdorf, Mank, Ober-Grafendorf, Perchtoldsdorf und Spillern in Niederösterreich, sowie Rankweil in Vorarlberg.
Ausgewählt wurden die zehn Gemeinden durch einen Wettbewerb. Im Februar 2020 starten die Workshops, bei denen die Siegerkommunen in einem maßgeschneiderten Erfahrungsaustausch zwischen Vorreitern und Nachahmern voneinander lernen dürfen. Das bietet den Vorteil, dass alle Beteiligten gemeinsam neue Ideen und Lösungsansätze für eine klimaschonende Raumplanung entwickeln können.
-E. SCHUBERT