Infrastruktur

02.06.2020

Droht der Kreislaufwirtschaft der Corona-Kollaps?

Die Müllentsorgungsdienste sind von entscheidender Bedeutung für Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft, und zählten auch während des Lockdowns zu den essentiellen Dienstleistungen. In der Kreislaufwirtschaft droht aber der Kollaps, so berichtet die Altstoff Recycling Austria AG ARA bei ihrer Jahrespressekonferenz.

Im Bild v.l.n.r.: Alfred Berger, Aufsichtsratsvorsitzender der ARA AG, Werner Knausz, ARA Vorstand, Christoph Scharff, ARA Vorstand, Jahrespressekonferenz der ARA AG

Derzeit stehen 75 Prozent der Entsorgungsanlagen laut ARA krisenbedingt still. Das Sammel- und Verwertungsunternehmen Altstoff Recycling Austria AG warnt vor langfristigen Strukturschäden für die österreichische Recyclingbranche in Folge der wirtschafltichen Konsequenzen der Coronakrise. „Die Auswirkungen des Konjunktureinbruchs auf die Sammelsysteme und die Nachfrage nach Recyclingrohstoffen sind unübersehbar und gefährden das österreichische Recyclingsystem“, machte ARA Vorstand Christoph Scharff bei der ARA-Jahrespressekonferenz deutlich.

Kunststoff bleibt Herausforderung

Österreich ist im Recycling im europäischen Spitzenfeld und hat bereits heute die Zielvorgaben des EU-Kreislaufwirtschaftspakets 2025 für Verpackungen aus Papier, Glas und Metall erfüllt. Kunststoff bleibt jedoch die große Herausforderung. Für die EU-Kreislaufwirtschaftsziele muss das Recycling von Kunststoffverpackungen bis 2025 verdoppelt werden.

„Dazu kommt die aktuell schwierige Situation der Kunststoff-Recyclingbranche. Der durch die Krise bedingte Rohölpreisverfall, der enorme Kostendruck auf Unternehmen sowie der Stillstand ganzer Industrien führen aktuell zu einem Einbruch der Nachfrage von Recyclingrohstoffen. Es drohen der Verlust von Arbeitsplätzen, Insolvenzen sowie große Einbußen entlang der Wertschöpfungsketten. All das erschwert die Erreichung der EU-Ziele beträchtlich. Denn mittelfristig ist mit keiner Erholung zu rechnen und am Ende fehlen die notwendigen Mittel für Investitionen. Diese aber werden gerade jetzt dringend benötigt“, so ARA Vorstand Werner Knausz.

Er befürchtet, dass die notwendigen Mittel für Investitionen zur Kapazitätssteigerungen bei Sammlung, Sortierung und Recycling im Haushalts- und Gewerbebereich fehlen werden. Mit Hilfsfonds und Fixkostenzuschüssen hat die österreichische Bundesregierung bereits Unterstützung zugesichert. Gemeinsam mit dem Österreichischen Gemeindebund und Vertretern der Bundesländer ging die ARA in Gespräche mit dem Umweltministerium, und konnte noch einen Schirtt weiter gehen, indem ein Resilienzpaket geschnürt wurde.

70 Millionen Euro für Kreislaufwirtschaft

Die Recyclingbranche ist durch hohe Fixkosten gekennzeichnet: Sammelsysteme können nicht kurzfristig ab- und wieder aufgebaut werden. Die Unterdeckung der systemspezifischen Fixkosten sowie Liquiditätsausfälle bei den Verwertern durch mangelnde Nachfrage nach Recyclingkunststoffen sollen über das Corona-Hilfspaket – durch Direktzuschüsse und Vorfinanzierungen – kompensiert werden. Dafür, so Scharff, müssten die Richtlinien für Direktzuschüsse im Rahmen der Covid-19-Hilfsmaßnahmen bedarfsgerecht angepasst werden. Insgesamt handle es sich hier um ein geschätztes Gesamtvolumen von rund 70 Mio. Euro für den Sektor Abfall- und Kreislaufwirtschaft.

– REDAKTION

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