Eine Weltreise durch Österreich
Der Sommer steht vor der Tür und viele Österreicher vor zerbrochenen Urlaubsplänen. Der Flug nach Thailand storniert, das Hotel in der Türkei ebenso. Selbst ein Kurzaufenthalt in Italien scheint noch riskant. Wenn man der Empfehlung der Experten folgen und in Österreich urlauben will, muss man sich an den beliebten Ferienorten bereits Mitte Juni auf ausgebuchte Hotels und einen im Vergleich mit Kroatien deutlich höheren Budgetrahmen einstellen.
Dass es trotzdem nicht unbedingt Urlaub auf Balkonien heißen muss, liegt in einem Land wie Österreich auf der Hand: Schließlich strömen jährlich über 30 Millionen Touristen in die Alpenrepublik, um die unterschiedlichsten Orte und Landschaften zu erkunden. Manche mit längerem Aufenthalt, andere nur auf einen Abstecher im Rahmen einer Europa-Tour. Doch die Wenigsten wissen, dass man auch hierzulande eine „Weltreise“ machen kann – und dabei nicht annähernd so lange braucht, wie wenn man rund um den Globus jetten würde.
Wer wegen der Pandemie seine Reisepläne verschieben musste, soll trotzdem nicht auf eine Entdeckungsreise verzichten: Österreich steht ausländischen Destinationen als Urlaubsland um nichts nach. (Bild: Hans Braxmeier/Pixabay.com)
Erste Station: Amerika im Innviertel
Wer Österreich gut kennt, weiß auch, dass selbst in den entlegensten Ecken überraschende Details lauern: So findet man im Bezirk Ried im Innkreis einen Ortsteil, für den man nicht erst eine achtstündige Flugreise hinter sich bringen muss. Amerika in Eitzing ist zwar nicht so groß wie der gleichnamige Kontinent – es besteht aus gerade einmal zwei Häusern – schöne Ausflüge kann man in der umliegenden Landschaft aber auch machen.
Wie der Ortsteil zu dem interessanten Namen gekommen ist, ist nicht vollständig geklärt. Fakt ist, dass die Bezeichnung „Neue Welt“ oder eben „Amerika“ im Volksmund gar nicht so unüblich ist. Damit werden abgelegene oder schwer erreichbare Örtlichkeiten bezeichnet – wer dorthin findet, gleiche einem Entdecker wie Kolumbus, heißt es unter Heimatforschern. Ein Gerücht besagt, dass ein ehemaliger Eitzinger einst nach Amerika ausgewandert ist und seine Verwandten, die dort wohnhaft blieben, fortan „Amerikaner“ genannt wurden. Einer anderen Legende nach hat ein Viehhändler aus Oberberg sich einst beschwert, die Straße dorthin sei so schlecht wie im Wilden Westen.
Nur am Rande: Der damalige Bürgermeister von Eitzing, Friedrich Freund, gratulierte dem US-Präsidenten Barack Obama im Jänner 2009 zu dessen Wahlsieg und lud ihn ein, das Eitzinger Amerika zu besuchen. Auf eine Antwort wartet man aber bis zuletzt.
Um Amerika zu besuchen, reicht es auch, einen Ausflug ins Innviertel zu machen. (Bild: Wikipedia)
Nächster Halt: Chikago im Burgenland
Wenn man schon in Amerika ist, dann sollte man auch der Metropole Chicago einen Besuch abstatten. Genauer gesagt, Chikago in Kittsee. Der Ortsteil der burgenländischen Gemeinde hat seinen Namen tatsächlich von der US-Stadt der Wolkenkratzer: Als aufgrund der Wirtschaftskrise der Zwischenkriegszeit viele Burgenländer gezwungen waren, nach Amerika auszuwandern, traten auch 80 Männer aus Kittsee die Reise an. Einer, der später in seine Heimat zurückkehrte, verglich die rege Bautätigkeit der Gemeinde mit der US-Skyline und behauptete, es gehe hier ja genauso rasant vorwärts wie in Chicago. Der Vergleich fand Gefallen in Kittsee und man beschloss, den neu entstandenen Ortsteil „Chikago“ zu nennen.
Die Skyline von Chikago in Kittsee ist vielleicht nicht ganz so beeindruckend wie die der US-Metropole. In der Nachkriegszeit wurde aber auch in der burgenländischen Gemeinde viel gebaut. (Bild: Gemeinde Kittsee)
So sah der Kittseer Ortsteil Chikago Anfang der 70er Jahre aus. (Bild: Gemeinde Kittsee)
Chikago liegt in der burgendländischen Gemeinde Kittsee nahe an der slowakischen Grenze. (Bild: Gemeinde Kittsee)
Auf ein Bier in Mexiko
Bevor man den Kontinent verlässt, lohnt sich ein Abstecher nach Mexiko. Von Chicago nach Mexico bräuchte man mit dem Auto an die 30 Stunden. Bleibt man aber in Österreich, so ist man schon in zweieinhalb Stunden am Ziel. Wir sprechen hier natürlich von Mexiko in der Stadtgemeinde Schrems in Niederösterreich. Wie der Ortsteil zu seinem Namen kam, ist unbekannt. Jedenfalls kriegt man hier im Biergarten statt original-mexikanischem Corona eher ein Schremser vom Fass.
Bachplätschern statt Meeresrauschen in der Türkei
Während für die echte Türkei noch eine Pandemie-bedingte Reisewarnung gilt, fährt man in das Türkeital am Faaker See ganz ohne Bedenken. Zu Fuß durchquert man die gesamte Türkei in unter einer halben Stunde entlang eines Baches auf dem Türkeiweg – eine Verkehrsverbindung, die durch das Kärntner Tal führt, dessen Name an die Türkeneinfälle im 15. Jahrhundert erinnert. Kilometerlange Sandstrände sucht man dort zwar vergebens, Urlaub machen lässt es sich aber trotzdem im „Tal der Ruhe und Erholung“.
– E.SCHUBERT